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Frost

Frost

Titel: Frost
Autoren: John Rector
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geformt wie eine riesige Kaffeekanne.
    Ich musste an Caroline und Marcus denken.
    «Ja», sagte ich. «Das ist eine.»
    ***
    Ich stand über das Waschbecken gebeugt und schaute zu, wie Blut durch den Ausguss wirbelte. Dann sah ich mir meine Schulter im Spiegel an und untersuchte den Verband.
    Er war nicht gerade fachmännisch angelegt, aber es würde ausreichen.
    Ich nahm ein frisches Hemd aus meiner Reisetasche und zog es mir über den Kopf. Das meiste Blut hatte ich von meinem Gesicht und den Händen waschen können, aber ich spürte es immer noch in den Haaren und unter meinen Klamotten.
    Hoffentlich war es mein Blut. Ich war mir nicht sicher.
    Eine Weile blieb ich vor dem Waschbecken stehen, betrachtete die Tränensäcke unter meinen Augen und die winzigen Schnitte von den Plastiksplittern des Schildkrötenpanzers in meinem Gesicht. Dann nahm ich die Gaze und das Desinfektionsmittel, packte sie wieder in die Supermarkt-Tüte und ging zurück in die Raststätte.
    Ein Zeitungsständer stand neben der Eingangstür. Darin steckte auch die
Chicago Tribune
. Ich nahm sie heraus.
    Sara saß in einer Ecke und schaute aus dem Fenster. Unser Essen stand schon auf dem Tisch, aber es sah nicht so aus, als hätte sie es auch nur angerührt.
    Ich ließ die Zeitung auf den Tisch fallen und setzte mich.
    Sie sah mich nicht an.
    «Du solltest was essen», sagte ich.
    «Hab keinen Hunger.»
    Ich schwieg.
    Es war ihre Sache, wenn sie nichts essen wollte. Ich konnte sie nicht dazu zwingen.
    Aber ich war am Verhungern.
    Ich nahm die Gabel und machte mich über die Eier und die Kartoffelpuffer auf meinem Teller her. Sie waren heiß und fettig und absolut köstlich. Ich schlang sie mit fünf Bissen herunter und spülte den Kaffee hinterher.
    Jetzt fühlte ich mich wieder lebendig.
    «Bist du sicher, dass du nichts willst?»
    Sara sah auf ihr Essen hinunter und schob mir ihren Teller zu. «Du kannst es haben.»
    «Du musst aber was essen.»
    Sara schüttelte den Kopf. «Ich kann den Anblick von Essen im Moment nicht ertragen. Iss ruhig.»
    Das Angebot konnte ich nicht ablehnen.
    Als ich fertig war, nahm ich die Zeitung und blätterte durch die Lokalnachrichten. Auf Seite drei sah ich einen Artikel über einen Bauunternehmer namens Rodney McGee, der in seinem Haus in Hyde Park ermordet worden war.
    Dem Artikel nach hatte Rodney ein Vermögen mit fragwürdigen Geschäften gemacht. Offenbar hatte er enge Verbindungen zum organisierten Verbrechen unterhalten, sodass sein Tod niemanden überraschte. Aber eigentlich ging es in dem Artikel um seine Ehefrau, Lilith McGee, die als vermisst galt.
    Viel konnten sie nicht über sie schreiben.
    Sie wussten, dass sie in Sankt Petersburg geboren und vor knapp fünf Jahren in die USA eingewandert war. Über ihr früheres Leben in Russland hatten sie nichts in Erfahrung bringen können – außer, dass sie kurz in der Armee gewesen war. Dafür zitierten sie ein paar Freunde des Paares, die behaupteten, dass Rodney und Lilith sich kennengelernt hatten, als Rodney auf Geschäftsreise in Russland gewesen war, unddass er sie direkt mit in die USA genommen hatte, um sie zu heiraten.
    Die meisten glaubten, dass sie etwas mit dem Mord zu tun haben musste, wenn sie nicht selbst tot war.
    Ich las den Artikel zweimal.
    Syl oder das Geld wurden nicht erwähnt.
    Ich dachte darüber nach, Sara davon zu erzählen. Schließlich entschied ich mich dagegen.
    Ich wollte, dass sie vergaß, auch wenn ich genau wusste, dass sie das niemals schaffen würde.
    Also schenkte ich mir noch eine Tasse Kaffee ein und sagte: «Wenn wir keine Pausen machen, können wir es bis heute Nacht nach Salt Lake City schaffen, und dann sind wir morgen schon in Reno.»
    Sara schwieg.
    «Es wird ein ganz schöner Akt, und wir werden keine Zeit für Pausen haben, bis wir in Nevada sind, aber wir können es schaffen.»
    Sara flüsterte etwas, das ich nicht verstand.
    Ich bat sie, es zu wiederholen.
    «Ich sagte, was sind wir eigentlich für Menschen?»
    «Was meinst du damit?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Vergiss es.»
    Aber ich wollte es unbedingt wissen, und schließlich gab sie nach.
    «Fühlst du dich denn gar nicht verantwortlich für das, was passiert ist?»
    «Wir haben niemanden umgebracht.»
    «Ich schon.»
    «Sie wollte uns töten», sagte ich. «Sie hätte uns beinahe umgebracht. Butch hätte uns beinahe umgebracht. Du hast das Richtige getan.»
    Ich hatte das lauter als beabsichtigt gesagt, und ich bemerkte, dass das Paar am
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