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Frost

Frost

Titel: Frost
Autoren: John Rector
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Schnee.
    Der Schmerz in meinem Kopf strahlte mit jedem Schritt bis zu meinem Rückgrat aus, fast als wäre er elektrisch. Ich hielt Saras Hand fest und hörte, wie sie beim Laufen schwer atmete.
    Als wir das Gebäude hinter uns gelassen hatten, wurde Saralangsamer. Ich drehte mich zu ihr um und sah, dass sie Marcus’ Leiche im Schnee entdeckt hatte.
    Ich nahm sie beim Arm. «Nicht hinschauen, komm weiter.»
    «Nate, er ist   …»
    Ich zog sie weiter, ziemlich grob diesmal, und das schien sie wieder zu sich zu bringen. Wir ließen Marcus im Schnee liegen und rannten zum Spielplatz am Parkplatzrand.
    Als Sara begriff, wo wir hinliefen, sagte sie: «Nein, zum Auto. Wir müssen zum Auto.»
    «Wir können uns verstecken», sagte ich. «Sie will nur das Geld. Sie wird es nehmen und weggehen.»
    Ich glaubte nicht, dass Sara meiner Meinung war, aber sie vertraute mir und lief mit mir zum Spielplatz. Wir krochen unter die Schildkröte und warteten.
    Wir mussten uns nicht lange gedulden.
    Ich hockte auf den Knien und beobachtete den Parkplatz durch die Schlitze im Schildkrötenpanzer. Zunächst war alles still, dann sah ich, dass Zack aus dem Zimmer kam.
    Er schwankte ein wenig, dann trat er in den Schnee.
    Er hatte ungefähr acht Meter geschafft, als ein winziger Blutstrahl aus seiner Brust schoss und er auf die Knie fiel.
    Einen Moment später kam Megan heraus. Aber das war nicht mehr Megan. Alles an ihr hatte sich verändert. Sie war ein anderer Mensch, ihre Bewegungen, ihr Gang, alles.
    Das hier war Lilith.
    Ich beobachtete sie, wie sie auf dem überdachten Weg stand und Syls Koffer in ihrer linken Hand hielt. Dann trat sie hinaus auf den Parkplatz und steuerte direkt auf Zack zu.
    Sie zögerte keinen Augenblick.
    Als sie nah genug heran war, hob sie die Waffe und schoss.
    Zacks Kopf entleerte sich in den Schnee, und sein Körper kippte nach vorn.
    «Was ist da los?», fragte Sara.
    Ich hob meine Hand und bedeutete ihr zu schweigen.
    Lilith stand noch eine Weile über Zack, dann blickte sie auf und suchte den Parkplatz und die Häuser ab.
    Ich wartete darauf, dass sie endlich zu ihrem Auto gehen und losfahren würde, aber stattdessen schaute sie konzentriert auf den Boden.
    «Nate, was ist da los?»
    «Ich weiß es nicht», sagte ich. «Sie sucht etwas.»
    «Was?»
    Ich schüttelte den Kopf und spähte weiter durch die Schlitze.
    Lilith machte ein paar Schritte in Richtung ihres Zimmers, dann drehte sie sich um und ging zurück zum Parkplatz. Sie suchte dabei den Boden ab. Dann blieb sie stehen und hob den Kopf.
    Sie schaute direkt zum Spielplatz.
    Plötzlich verstand ich.
    Sie hatte nach Fußspuren im Schnee gesucht.
    Und sie hatte sie gefunden.

37
    «Kommt sie hierher?»
    Lilith ging über den Parkplatz in Richtung Spielplatz. Sie ließ die Rutsche keine Sekunde aus den Augen.
    «Nate?»
    Ich hörte Panik in ihrer Stimme, also drehte ich mich zu ihr um und sagte: «Wir müssen hier raus.»
    «Nein.» Sie sah an mir vorbei. «Bist du sicher?»
    Ich antwortete nicht. Sara stöhnte und lehnte sich ganz dicht an den Panzer, zog die Beine an und verbarg ihren Kopf zwischen den Knien. Sie flüsterte vor sich hin.
    Es klang wie ein Gebet.
    Ich versuchte nachzudenken.
    Wir konnten zu einem der Häuschen rennen oder in Richtung Norden über das Feld, aber dort würden wir ein leichtes Ziel abgeben.
    Es gab keinen Ausweg.
    Ich warf einen Blick auf Sara. Sie hatte keine Jacke an und zitterte. Ich zog meine aus und sagte: «Hier, nimm.»
    Sara griff danach. «Sie kommt, oder?»
    «Zieh das hier einfach an und mach keinen Mucks.»
    «Warum tut sie das?»
    Ich stand auf und spähte durch den Schlitz. Lilith war schon nah herangekommen. Auf dem Spielplatz hob sie die Waffe und zielte auf den Schlitz.
    Ich drehte mich um und warf mich auf Sara, um sie flachin den Schnee zu drücken. Ein metallisches Klappern und ein flüsterndes Geräusch folgten, dann bohrten sich einige Kugeln durch den Schildkrötenpanzer und ließen den Kunststoff splittern.
    Sara kreischte.
    Ich versuchte, sie mit meinem Körper zu schützen. Eine Sekunde später folgten weitere Kugeln. Diesmal spürte ich einen dumpfen Schlag am Arm und an meiner Schulter, dann ein tiefes Brennen.
    Sara kreischte noch immer. Ich wollte ihr sagen, dass es mir leidtat, dass all dies meine Schuld war, aber ich brachte keinen Laut heraus.
    Noch mehr Kugeln sausten an uns vorbei, schlugen in den Boden und ließen Schnee und Dreck in die Luft spritzen. Ich spürte, dass Blut meine
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