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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest!
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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was zu sagen, es reicht, wenn ich auf dem laufenden bin.« Er sagte das so nebenhin, aber ich wußte Bescheid; ich kannte diesen Blick seiner grausamen kleinen Augen. Nadramadia wollte aus meinen Untersuchungsergebnissen Kapital schlagen, egal, was ich rauskriegte.
    »Ich werde ein bißchen High-Tech-Unterwäsche benötigen«, sagte ich und versuchte, so unbefangen wie möglich auszusehen. »Diesen verdammten Elfen ist die Kälte gleichgültig, und lautes Zähneklappern trägt nicht gerade zur perfekten Tarnung bei. Ich brauche was, das mich warmhält, wobei das zugleich unauffällig genug sein muß, daß es unter diesen idiotischen Klamotten nicht auffällt, mit denen der Weihnachtsmann seine Leute ausstaffiert. Kurze Unterhosen und Unterhemden bringen’s einfach nicht in diesem Klima, mein’ ich.«
    Er wischte das ungeduldig beiseite. »Hautfarbene Kälteschutzkleidung muß es tun. Komm mir bloß nicht mit irgendwelchen Trivialitäten … mach dich an die Arbeit und sieh zu, wie du unauffällig da oben hinkommst. Ich erwarte, daß wir das lange vor Weihnachten unter Kontrolle haben. Und falls das nicht machbar ist …« – er lächelte, und seine Zähne blitzten wie bei einem grinsenden Haifisch –, »müssen wir rechtzeitig wissen, wie wir die Sache hindrehen können. Mach dich auf die Socken!«
    Dieser dämliche alte Spruch machte mich ganz kribbelig, aber wie immer kriegte ich’s hin, zu nicken und zu lächeln. »Sie werden bald von mir hören«, sagte ich und salutierte so ein bißchen. Er mag solchen Quatsch.
    Aber als ich das UNO-Gebäude verließ, fragte ich mich, in was ich da, blind im dunkeln tappend und ungenügend informiert, wohl hineingeschlittert war.
     
    Selbst in unseren Tagen des Direkt-Transports ist es nicht gerade einfach, zum Nordpol zu gelangen. Zunächst einmal haben die da oben keine Empfangs-Station. Der Weihnachtsmann ist ein altmodischer Knabe und legte keinen großen Wert auf technische Errungenschaften, die seinen Tagesablauf durcheinanderbringen könnten, als da wären unerwünschter Besuch, Revisionen, Gesundheits- und Sicherheits-Überprüfungen oder andere Segnungen unseres modernen Alltags.
    Andererseits: weshalb hätte gerade ich ihm das übelnehmen sollen? Wenn du nachts um drei aufwachst und einen Sicherheitsbeamten dabei ertappst, wie er gerade deine Papierkörbe oder deine persönlichen Papiere durchwühlt oder in deinem Computer herumschnüffelt, ob da nicht etwas Verdächtiges gespeichert ist, nimmst du das wohl kaum auf die leichte Schulter. Und es werden beileibe nicht nur UNO-Agenten unter die Lupe genommen. Der unwichtigste Erdenwurm kann sich plötzlich im Licht des Interesses wiederfinden. Deshalb mußte ich einen Weg nach Norden finden, der genauso altmodisch war wie der Patriarch, der dort oben residierte. Schließlich fand ich einen Frachter, der die Forschungsstationen innerhalb des arktischen Rings versorgte, und heuerte als Koch an. Ich hoffe schwer, daß der Mannschaft ihre Magenverstimmungen genauso zu schaffen machten wie mir die Seekrankheit. Sobald wir den Punkt SSNP 24 erreicht hatten, die nördlichste Station, verabschiedete ich mich vom Schiff und machte mich auf die Suche nach einem Eskimo mit Hundeschlitten.
    Vielleicht sind Sie der Meinung, daß in unseren Tagen der ausgeklügeltsten Erfindungen eine solche Art des Reisens längst überholt sein müsse – aber die Leute da oben im hohen Norden sind keine Dummköpfe. Ein Hundegespann kann mit dem Fleisch versorgt werden, das der Robbenfang in diesen Breitengraden einbringt, und zwar unabhängig von importierten Solargeräten oder chemischem Brennstoff. Man fährt halt los, und keine technische Panne wird die Reise behelligen.
    Abgesehen davon, daß Hundeschlitten käuflich zu erwerben sind, können die meisten der Überwachungsgeräte sie auch nicht erfassen, die neuerdings rund um den Nordpol installiert sind, weil der Weihnachtsmann gegen Besuche von außerhalb so allergisch geworden ist.
    Elfen besitzen ein besonderes Talent, irgendwo unerwartet aufzutauchen, daher glaubte ich, wenn ich meinen Auftritt gleichfalls ohne großen Bahnhof inszenierte, würde man mir meine Identität als reisender Elf, Kat. 4, antikes Spielzeug, ohne weiteres abkaufen. Es war klar, daß man mich einstellen würde, schließlich herrschte beim Gefolge des Weihnachtsmanns ständig Mangel an Arbeitskräften.
    Vielleicht war das eine der Ursachen, weshalb sie sich ihres Arbeitgebers bemächtigt und ihre lächerlichen
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