Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frische Spur nach 70 Jahren

Frische Spur nach 70 Jahren

Titel: Frische Spur nach 70 Jahren
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
sagen muss — , zwei Villeneinbrüche, wobei
sie aber beobachtet wurden, dann ein Brandanschlag auf das Clubhaus vom
Tennisclub Weiß-Lila Aufschlag und die gemeine Beraubung eines
Rosenzüchters. Mit gemein meine ich die Hinterhältigkeit. Der Mann — ein
pensionierter General, der innerhalb der Nato ziemlich bekannt war — befand
sich abends in seinem Gewächshaus und labte sich mit Blick und Nase an seinen
Neuzüchtungen. B & C drangen plötzlich ein. Er wurde rasch
überwältigt, zumal er kein kämpferischer Typ ist. Sie zwangen ihn, seinen Safe
zu öffnen, der in der großen Villa — die er allein bewohnte — versteckt
angebracht war. Der Safe enthielt eine Sammlung wertvoller Münzen. Die gab der
General noch leichten Herzens her. Aber er hatte darum gefleht, seine Rosen zu
verschonen, denn er wusste, zu welchen Rohheiten die beiden fähig sind. Anfangs
hatten B & C die Schonung der Rosen versprochen. Aber bevor sie mit
ihrer Beute abzogen, wurde im Gewächshaus alles vernichtet. Der General erlitt
einen Herzanfall — und das mit 52! Er ist sehr früh pensioniert worden.“
    Für einen Moment herrschte
Stille.
    TKKG waren die einzigen Gäste
im Bistro. Die Serviererin saß außer Hörweite am Stammtisch und las in einem Frauenjournal.
Mit einer großen Bestellung rechnete sie nicht mehr, zumal Milchshakes nur in
begrenzter Menge konsumiert werden können.
    „Ich hoffe, es ist kein
Vorurteil“, meinte Tim mit seinem Wolfslächeln, „aber B & C sind mir
irgendwie unsympathisch.“
    Klößchen nickte. „Denen würde
ich nie was borgen. Weder meine neuen Einlegesohlen noch mein Bike. Und das ist
ständig verdreckt — wie meine Mom vorhin festgestellt hat. Eure vorbildhafte
Sauberkeit wurde mir unter die Nase gehalten.“
    „Ist nicht unsere Schuld“,
sagte Tim, „dass du deine Sachen nicht pflegst.“
    Gaby richtete ihre
Vergissmeinnicht-Augen auf Klößchen. „Sieht’s im Adlernest“, sie meinte die von
Tim und Klößchen gemeinsam belegte Internatsbude, „auf deiner Seite — also
links — immer noch so wüst aus, was Schrank, Bett und Nachttisch betrifft?“

    „Im Gegenteil!“, brummte Tims
Freund. „Ich kriege demnächst den Hausorden für übernatürliche Ordnung. Gaby!“,
wechselte er das Thema, „du wolltest doch noch was zu den Banküberfällen
sagen?!“
    „Ja. Da ist auch so was
Seltsames passiert wie bei dir.“
    „Meine Unordnung ist nicht
seltsam, sondern ganz natürlich und im Übrigen...“
    „Ich meine nicht die muffelnden
Socken in deinem Schrank, sondern den zerknüllten Hunderter, den dir der B
& C-Räuber vor die Füße geworfen hat, obwohl dadurch seine Beute um
zehn Prozent geschmälert wurde.“
    „Ja, da kann man sich nur
wundern. Es war übrigens ein ganz normaler Hunderter — weder zu neu, noch zu
abgegriffen. Er war genau wie die anderen.“
    Gaby nickte. „Das passt.“
    „Zu den Banküberfällen?“,
fragte Tim.
    „Da ist sowas Ähnliches
gelaufen. Beim ersten Überfall in einer Sparkasse haben sie 19 000 Mark erbeutet.
Der Mann an der Kasse musste das Geld aushändigen, während die Räuberin der
einzigen Kundin im Schalterraum die Pistole an den Kopf hielt. Der Räuber hatte
den Kassierer aufgefordert, den Betrag laut vorzuzählen. Was der Mann auch tat.
Natürlich war er aufgeregt und fummelig. Er zählte 19 000 und weiter: 19 200,
19 400... Aber der Räuber brüllte Halt! und gab die beiden
Zweihunderter-Banknoten zurück. Er wollte 19 000 — und keine Mark mehr.“
    Tim und Klößchen staunten.
    Karl nickte wissend, bemühte
sich um eine dazu passende Miene und setzte seine Brille wieder auf.
    „Ähnlich war’s“, fuhr Gaby
fort, „bei dem Überfall auf das Bankhaus Schlapper & Eurohl. Auch da musste die Kassiererin die Summe vorzählen. Bei 31 200 gellten die
Alarmglocken. Sofortige Flucht wäre die logische Folge gewesen. Aber der Räuber
bestand auf weiteren 600 DM, obwohl die aus einem anderen Kassen-Automaten
geholt werden mussten. Und das dauerte. Entkommen sind B & C dann
trotzdem.“
    „Die rauben offenbar immer
genau so viel“, staunte Klößchen, „wie sie gerade brauchen. Heute sind sie mit
900 Mark ausgekommen. Ich vermute mal, die rechnen damit, dass sie eines Tages
erwischt werden. Dann wollen sie vor Gericht einen anständigen Eindruck machen
— jedenfalls was das Finanzielle betrifft — und von sich sagen, sie hätten
immer nur so viel geraubt, wie ihnen die dringendsten Unkosten vorschreiben.“
    „Du liegst total
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher