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Frische Spur nach 70 Jahren

Frische Spur nach 70 Jahren

Titel: Frische Spur nach 70 Jahren
Autoren: Stefan Wolf
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in die Falle gelockt.
Er dachte, wir suchen einen Tunnel aus für die Schafherde, die morgen
massakriert wird. Tja, und dabei ist er uns vor die Kanone gelaufen.“
    „Ist... ist er tot?“, fragte
Wolfhard mit bebender Stimme. „Haben... Sie ihn erschossen?“
    „Noch nicht.“ Klaus lachte.
„Wir haben ihn in unsere Gewalt gebracht. Denn wir wollten ja wissen, weshalb
er uns verfolgt. Wir haben ihn durch die Mangel gedreht. Jetzt sieht er aus,
als wäre er unter einen Rasenmäher gekommen, und er hat alles erzählt. Wir
wissen, dass ihr uns benutzen wollt. Ihr lasst uns gewähren, damit euer blödes
Musical den richtigen Kick kriegt. Dann hättet ihr uns hochgehen lassen —
hättet uns anonym angezeigt. Aber daraus wird nun nichts. Mit euch wird überhaupt
nichts mehr. Barbara — leg ihnen die Handschellen an!“
    „Was... haben Sie mit uns
vor?“, stöhnte Rudi Stempel.
    „Das wirst du schon merken.
Erst mal packen wir euch in den Kofferraum von einem der Wagen. Dann könnt ihr
Erwin Frühtrunk Gesellschaft leisten. In dem Kellerverlies, wo der sich jetzt
langweilt, könnt ihr zu dritt vermodern — falls wir das für richtig halten.“
    Leises Klirren erklang. Die
Handschellen. Bewegung. Leichte Schritte. Einige ruppige Bemerkungen der Frau.
Tim konnte sich vorstellen, was jetzt ablief. Klaus hielt die Überrumpelten mit
seiner Waffe in Schach, während Barbara für die Fesselung sorgte.
    Das hieß, dass die Frau ihre
Pistole weggesteckt hatte. Würde Klaus nach erfolgter Fesselung mit seiner
Waffe ebenso verfahren?
    Tim hatte schon zweimal mit
einem Auge um die Ecke gespäht. Über dem geöffneten Panoramafenster war eine
breite Markise angebracht, die man an metallischer Konstruktion ausfahren und
einrollen konnte — nicht elektronisch per Knopfdruck, sondern althergebracht
händig. Die dazu erforderliche Markisen-Kurbelstange war etwa zwei Meter lang,
bestand aus stabilem Metall, besaß am Ende einen Haken und am Anfang die
Kurbelvorrichtung. Die Stange war nicht an die Markise angehakt — wozu eine Öse
seitlich am Gestänge dient — , sondern lag an der Mauer auf dem Boden. Tim
brauchte nur die Hand danach auszustrecken. „Sooooo!“, piepste Barbara mit
gekünstelter Kleinmädchenstimme, um dem verehrten Original nachzueifern. „Jetzt
können die sich nicht mehr wehren.“
    Dort, wo Klaus stand, knisterte
die Motorradkluft. Legte er die Waffe aus der Hand?
    Tim schob sich vor zum Fenster.
Hinter der Ecke hielten seine Freunde die Luft an.
    Ein Blick. Na, bestens! Der
TKKG-Häuptling hätte beinahe erleichtert geseufzt.
    Das Räuberpärchen stand
nebeneinander und mit dem Rücken zum Fenster. Beider Hände waren leer. Wolfhard
und dem Komponisten Rudi — einem langhaarigen Mittvierziger, der ein teigiges
Gesicht hatte — waren die Hände auf den Rücken gefesselt. Rudi lehnte mit
Schwachknien an einem weißen Konzertflügel. Wolfhard stierte ins Leere.
    Jetzt oder nie, dachte Tim.
Günstiger wird’s nicht.
    Dann ging alles ganz rasch.
    Klaus Nocke wusste nicht, wie
ihm geschah, als sich plötzlich der Haken der Markisenstange im ledernen Kragen
seiner Motorradjacke einhakte. Der Verbrecher wurde rücklings zum Fenster
gerissen, brüllte auf, strauchelte, verlor den Halt, kippte bis zur Hüfte ins
Freie und — fand sich auch schon in einem eisernen Schwitzkasten wieder, aus
dem es kein Entrinnen gab.
    Mit der freien rechten Hand zog
ihm Tim gleichzeitig die Pistole aus dem Wams. Vermutlich war die Waffe
gesichert. Trotzdem hütete sich der TKKG-Häuptling, den Abzug zu berühren. Denn
die Mündung musste auf Barbaras Beine gerichtet werden.
    „Hände weg von der Waffe!“,
schrie Tim. „Sonst mache ich aus deiner Kniescheibe ein Knochen-Puzzle!“

    Das wirkte. Der etwas schwere
Unterkiefer von Barbara Schollgast-Öhmke sank in den Reißverschluss des
Kradfahrer-Windbreakers.
    Klaus rang nach Luft und
ruderte mit den Armen. Klößchen hängte sich mit ganzem Gewicht an den linken,
Karl an den rechten — wobei er darauf achtete, dass er nicht in Tims
vermeintliche Schusslinie geriet.
    Barbara musste ihre Pistole aus
der Bluse schütteln und unter den Flügel kicken.
    Klaus lief rot an und würde
gleich ohnmächtig werden. Tim lockerte den Griff etwas.
    In dem Moment rief Gaby: „Ich
höre einen Wagen. Ich glaube, das ist Frischy.“ Sie lief zur Seite, um zur
Einfahrt sehen zu können. „Ja, er ist es. Und er kommt nicht allein.“
    „Vor allem kommt er noch
rechtzeitig“, sagte
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