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Frische Spur nach 70 Jahren

Frische Spur nach 70 Jahren

Titel: Frische Spur nach 70 Jahren
Autoren: Stefan Wolf
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Saft im Body, braucht er wenigstens
einen heißen Hobel unterm Hintern. Aber mal weiter, bitte!“
    „Das Inserat war von einem
belgischen Auto-Liebhaber. Der Mann steckt in finanziellen Schwierigkeiten und
muss sich von einigen seiner Prachtstücke trennen. Für einen sündhaften Preis
war ein so genanntes rollendes Kommissbrot angeboten, nämlich das erste
deutsche Kleinauto: ein Hanomag von 1926. War in seiner Zeit der populärste
Wagen, 60 Kilometer schnell. Kaufpreis 2400 Reichsmark — damals, natürlich. Was
Wolfhard buchstäblich elektrisiert hat, war die Formulierung: Hanomag mit
Original-Einschusslöchern.“
    „Mit Einschusslöchern?“,
wiederholte Tim.
    „Genau. Er erkundigte sich und
erfuhr, dass es sich um jenen Wagen handelt, in dem Beate und Claus 1929
festgenommen wurden — nach einem Feuergefecht mit der Polizei. Claus wurde
verwundet, das Verbrecher-Dasein der beiden hatte ein Ende. Der Hanomag ist
dann wohl durch verschiedene Hände gegangen und schließlich bei dem Belgier
gelandet.“
    „Hat Wolfhard den Wagen
gekauft?“
    „Äh, nein.“
    „Aber er ist in seiner
Sammlung.“
    „Ja. Er steht versteckt in
einer seiner Garagen.“
    „Und wurde dem belgischen
Vorbesitzer gestohlen.“
    „Sozusagen.“
    „Wie haben Sie ihn hergebracht?“
    „Wieso ich? Also gut. Mit einem
Container-Fahrzeug, einem geschlossenen Kfz-Transporter. War ein ziemlich
aufwendiges Untenehmen. Aber ich habe das“, seine Stimme schwoll an vor Stolz,
„allein geschafft. Wolfhard war begeistert und hat sich dann in die
Lebensgeschichte dieses Paares vertieft. Er hat in alten Zeitungen Berichte
gelesen und stieß dabei zwangsläufig auf Hilde Nocke.“

    „Das war im Sommer vorigen
Jahres.“
    „Richtig.“
    „Und?“
    „Er gab mir den Auftrag, mich
dort mal umzusehen. Ob die Alte noch irgendwas hätte, das von dieser Beate
stammt. Dieser Claus — ich glaube, er hieß Lohwinkel — war ja leider nicht
ergiebig. Der hat keine Familie gehabt und nichts hinterlassen — außer dem
Hanomag.“
     
    „Sie sind dann bei Hilde
eingebrochen“, sagte Tim mit mühsam gezügelter Ungeduld, „und wie lief es?“
    „Mittelgut.“
    „Was heißt das?! Sie haben —
wie wir wissen — 1200 Mark gestohlen, Schmuck, Sammler-Schallplatten und eine
Menge wertvolles Porzellan.“
    „Hm. Stimmt. Wäre ja blöd
gewesen, das nicht mitzunehmen. Aber ich habe nichts gefunden, was diese Beate
betrifft.“
    „Außer den beiden Tagebüchern
und dem Foto-Album!“
    „Wie?“ Schachner guckte
verblüfft. „Nein. Wieso? Das stimmt nicht. Von den Tagebüchern habe ich zu der
Zeit überhaupt nichts gewusst. Nicht mal Wolfhard wusste damals davon.“
    „Mann!“, fuhr Tim ihn an. „Sie
haben den kleinen Reisekoffer mitgenommen, in dem die beiden Tagebücher lagen.
Und aus der Kommode im Schlafzimmer haben Sie das Album gestohlen.“
    „Nein!“ Schachner schüttelte
den Kopf.
    Tim merkte: Seine Verblüffung
war echt. Der Einbrecher runzelte die Stirn, schob die Brauen zusammen, schien
zu überlegen.
    „An den Koffer entsinne ich
mich“, sagte er. „Der war beklebt. So... mit Reisebildchen, Bildern von Hotels.
Aber er war leer. Ich habe ihn benutzt für das Porzellan. Das musste ich
schließlich mitnehmen und ich hatte nur meinen großen Rucksack bei mir.“
    „Na, so was!“, meinte Gaby
spöttisch. „Sind Sie immer so schlecht vorbereitet, wenn Sie Ihre Einbrüche
machen?“
    Schachner verzog das Gesicht
und schwieg.
    Tim sagte: „Sie haben also die
beiden Tagebücher und das Album nicht gesehen?“
    „Nicht gesehen und nicht
mitgenommen. Ehrlich! Aber jetzt“, wieder zog er ein Gesicht, als hätte ihm Tim
mit einem Karatetritt die Gedärme massiert, „soll ich... Ja, ich habe den
Auftrag, nach den Tagebüchern zu suchen. Wolfhard hat einen Hinweis darauf —
einen belanglosen Hinweis — in alten Zeitungen gefunden, in irgendeinem
Bericht. Jetzt ist er, Wolfhard, natürlich scharf auf die Dinger wie der Teufel
auf Seelen. Ich soll noch mal bei Hilde Nocke... äh... reinschauen.“
    „Daraus wird nun nichts“, sagte
Tim. „Sie werden nur noch rausschauen. Nämlich aus einem Fenster mit Gittern.
Alles Weitere ist Sache der Kripo. Karl, ruf bitte Frischy an. Aber er soll
nicht allein antanzen. Denn auch Kotzbühl braucht Betreuung. Und auf den Besuch
bei Wolfhard Schniele-Rillmann freue ich mich ganz besonders.“

18.
Abgrundtiefer Hass
     
    Es fiel Hilde ein, als sie
wieder vor ihrer Staffelei stand und noch ein paar
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