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Frisch getraut: Roman (German Edition)

Frisch getraut: Roman (German Edition)

Titel: Frisch getraut: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
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Leo dort schon immer allein gewohnt, sich um das Haus und die Gartenanlagen gekümmert und ab und zu den Chauffeur gespielt.
    Die Ampel, die über der Americana hing, der Verbindungsstraße zwischen dem Ann-Morrison-Park und dem Katherine-Albertson-Park, schaltete gerade auf Grün, als Clare durchraste. Sie war schon über zwei Monate nicht mehr im Haus ihrer Mutter gewesen. Nicht seit dem Vormittag, als Joyce Wingate ihren versammelten Freundinnen vom Wohltätigkeitsverein erzählt hatte, dass Clare Liebesromane schrieb, nur um sie, Joyce, zu ärgern. Clare hatte schon immer gewusst, was ihre Mutter von ihrer Schreiberei hielt, doch bisher hatte Joyce ihre Karriere stets ignoriert und so getan, als würde sie »Frauenliteratur« verfassen – bis zu dem Tag, an dem der Idaho Statesman in der Rubrik Unterhaltung einen großen Artikel über Clare gebracht hatte und das schmutzige Geheimnis der Wingates ans Tageslicht gekommen war. Clare Wingate, Absolventin der Boise State University und des Bennington College, schrieb unter dem Pseudonym Alicia Grey historische Liebesromane. Und sie schrieb sie nicht nur, sondern hatte auch noch Erfolg damit und dachte gar nicht daran aufzuhören.
    Schon seit Clare alt genug war, um Sätze zu bilden, hatte sie Geschichten erfunden. Geschichten über einen Fantasiehund namens Chip oder eine Hexe, die ihrer Meinung nach auf dem Dachboden der Nachbarn hauste. Es dauerte nicht lange, bis sich Clares romantische Ader und ihre Liebe zum Schreiben vereinten und Chip eine Freundin fand, die Pudeldame Suzie, und die Hexe auf dem Dachboden der Nachbarn einen Hexer ehelichte, der Billy Idol in seinem White Wedding -Video wie aus dem Gesicht geschnitten war.
    Vor vier Jahren war ihr erster historischer Liebesroman erschienen, und ihre Mutter hatte sich bis heute nicht von dem
Schock und der Schande erholt. Bis zu dem Statesman -Artikel hatte Joyce den Leuten noch weismachen können, dass Clares Berufswahl nur eine vorübergehende Phase war und dass sie irgendwann, wenn sie ihre Faszination für »Schund« überwunden hatte, »richtige Bücher« schreiben würde.
    Literatur, die der Wingate-Bibliothek würdig wäre.
    Im Becherhalter zwischen den Autositzen klingelte Clares Handy. Sie nahm es in die Hand, sah, dass ihre Freundin Maddie anrief, und legte es wieder zurück. Sie wusste, dass Maddie sich wahrscheinlich Sorgen um sie machte, hatte aber keine Lust zu reden. Jede ihrer drei engsten Freundinnen war die beste Gesellschaft, die man sich vorstellen konnte, und später würde sie auch mit ihnen sprechen, nur jetzt nicht.
    Sie wusste nicht, wie viel Maddie über den Vorabend wusste, aber Maddie schrieb über wahre Verbrechen und witterte immer irgendwo einen psychotischen Killer. Adele meinte es genauso gut. Sie schrieb Fantasy-Romane und hatte die Neigung, andere mit bizarren Geschichten aus ihrem Privatleben aufzuheitern, doch Clare hatte im Moment keine Lust, sich aufheitern zu lassen. Dann war da noch Lucy, die gerade geheiratet hatte. Vor Kurzem hatte ein großes Filmstudio die Rechte an der Verfilmung von Lucys neuestem Krimi erworben. Und Clare wusste, dass Lucy es jetzt überhaupt nicht gebrauchen konnte, wenn sie sie durch ihre eigenen Probleme auch nur um einen Hauch ihres Glücks brachte.
    Sie bog in den Crescent Rim Drive ein und fuhr an Häusern mit Blick auf die Parks und die Stadt vorbei. Je näher sie ihrem Haus kam, in dem sie mit Lonny wohnte, desto schlechter wurde ihr. Als sie in die Auffahrt zu dem hellblau-weißen Haus im viktorianischen Stil bog, in dem sie seit fünf Jahren lebte,
konnte sie die schmerzlichen Gefühle nicht länger zurückhalten. Tränen schossen ihr in die Augen.
    Obwohl sie wusste, dass es mit Lonny aus war, liebte sie ihn. Zum zweiten Mal an diesem Morgen legte sich ein Déjà-vu-Gefühl wie ein Schraubstock um ihren Schädel und ließ sich schwer auf ihrer Brust nieder.
    Wieder hatte sie sich in den falschen Mann verliebt.
    Wieder hatte sie ihr Herz an einen Mann verschenkt, der sie nicht so lieben konnte wie sie ihn. Und wie bei den anderen Malen in der Vergangenheit hatte sie sich einem Fremden an den Hals geworfen, als die Beziehung in die Brüche ging. Auch wenn Sebastian genau genommen kein Fremder war – aber das spielte keine Rolle. Es machte das, was sie getan hatte, sogar noch schlimmer.
    Wieder hatte sie sich selbstzerstörerisch verhalten und war von sich selbst angewidert.

Zwei
    Sebastian Vaughan zog sich sein weißes T-Shirt über
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