Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frisch getraut: Roman (German Edition)

Frisch getraut: Roman (German Edition)

Titel: Frisch getraut: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
Vom Netzwerk:
jetzt zu der Frage, was für Kunststücke sie als Erwachsene damit anstellen konnte. Sie war zu einer wunderschönen Frau herangewachsen, doch in der Sekunde, in der er sie erkannte, hätte er sie, weinerlich und traurig wie sie war, sich selbst überlassen sollen. Oder irgendeinem anderen Trottel. Verdammter Mist. Auf so was konnte er echt verzichten.
    »Da versucht man nur ein einziges Mal, das Richtige zu tun …«, murmelte er verärgert und schob die Brieftasche in seine Gesäßtasche. Er hatte Clare bis zu ihrer Hotelzimmertür gebracht, damit sie dort auch ankam, und sie hatte ihn hineingebeten. Er war geblieben, während sie noch eine Runde geflennt hatte, und als sie umkippte, hatte er sie ins Bett gesteckt. Wie ein verdammter Heiliger, dachte er. Doch dann hatte er einen taktischen Fehler begangen.
    Es war gegen halb zwei morgens, und als er Clare zudeckte, wurde ihm klar, dass er sich ein paar Dos-Equis-Bier und Tequila aus ihrer Minibar zu viel hinter die Binde gekippt hatte. Statt eine Übernachtung im Kittchen von Boise zu riskieren, hatte er beschlossen, noch zu bleiben und ein bisschen fernzusehen, bis er wieder nüchtern war. Immerhin hatte er sich schon eine Höhle mit Guerilla-Führern und einen Abrams-Panzer mit Marineinfanteristen geteilt. Er war zahllosen Storys nachgejagt und von aufgebrachten Polygamisten durch die Wüste von Arizona gehetzt worden. Da würde er doch wohl noch mit einer bewusstlosen, voll bekleideten, nach Gin stinkenden Besoffenen fertig werden. Kein Problem. Wär ja gelacht.
    Also hatte er seine Schuhe von sich gekickt, sich ein paar
Kissen in den Rücken gestopft und nach der Fernbedienung gegriffen. In letzter Zeit schlief er kaum, und er war hellwach, als sie plötzlich aufstand und anfing, mit ihrem Kleid zu kämpfen. Ihr dabei zuzusehen, war viel unterhaltsamer als der Golden Girls -Marathon im Fernsehen, und er hatte die Vorführung genossen, als sie sich bis auf einen pinkfarbenen String-Tanga und ein beigefarbenes Verhütungspflaster auszog. Wer hätte gedacht, dass das Mädchen mit der dicken Brille und den unerbittlich festgezurrten Zöpfen als Erwachsene im Stripper-Geschirr eine so gute Figur machen würde?
    Er durchquerte den Raum und setzte sich auf die Couch. Seine Schuhe lagen auf dem Boden, und er quetschte die Füße hinein, ohne die Schnürsenkel aufzubinden. Als er das letzte Mal auf die Uhr geschaut hatte, war es Viertel nach fünf gewesen. Irgendwann während der vierten Staffel der Golden Girls musste er eingenickt sein, und als er ein paar Stunden später aufwachte, lag Clare mit ihrem kleinen nackten Hintern eng an seinem zugeknöpften Hosenschlitz und mit dem Rücken an seiner Brust, während seine Hand sich um ihre nackte Brust schmiegte, als wären sie ein Liebespaar.
    Er war mit einem schmerzhaft harten Ständer aufgewacht, zu allem bereit, doch hatte er sich ihr unsittlich genähert? Die Situation ausgenutzt? Nein, verdammt! Sie hatte einen tollen Körper und einen Mund, der für die Sünde gemacht war, doch er hatte sie nicht angerührt. Tja, abgesehen von ihrer Brust, aber das war nicht seine Schuld. Er hatte im Schlaf erotische Träume gehabt. Doch im Wachzustand hatte er sie nicht angefasst. Stattdessen hatte er kalt geduscht, um wieder runterzukommen, und was hatte er davon? Sie hatte ihn trotzdem beschuldigt, Sex mit ihr gehabt zu haben. Klar, er hätte sie in
jeder nur denkbaren Position vögeln können, bis der Arzt kam. Hatte er aber nicht. So einer war er nicht. War er noch nie gewesen; nicht mal, wenn die Frau ihn anbettelte. Er mochte seine Frauen lieber zurechnungsfähig, und es gefiel ihm gar nicht, dass sie ihm unterstellte, die Situation ausgenutzt zu haben. Daher hatte er sie mit voller Absicht in dem Glauben gelassen. Er hätte die Sache sofort klarstellen können, hatte es aber vorgezogen zu lügen, damit sie sich mies fühlte. Und er hatte deshalb kein schlechtes Gewissen. Nicht mal ansatzweise.
    Sebastian stand auf und sah sich ein letztes Mal im Raum um, warf noch einen Blick auf das große Bett und die zerknitterten Laken. Im hereinströmenden Sonnenlicht erregte ein Funkeln seine Aufmerksamkeit. Er ging zum Bett und nahm einen Diamantohrstecker von Clares Kissen. Auf seiner Handfläche glitzerten mindestens zwei Karat, und einen kurzen Moment fragte er sich, ob der Stein echt war. Dann lachte er spöttisch und ließ ihn in die Hosentasche seiner Levi’s gleiten. Klar war der echt. Frauen wie Clare Wingate trugen keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher