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Frisch getraut: Roman (German Edition)

Frisch getraut: Roman (German Edition)

Titel: Frisch getraut: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
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den Kopf und stopfte es in seine Jeans. So viel zu guten Taten, dachte er, als er seinen BlackBerry von der Couch nahm. Er schaute auf das Display und sah, dass er sieben E-Mails und zwei Anrufe in Abwesenheit hatte. Er schob das Gerät in die Gesäßtasche seiner Levi’s und nahm sich vor, das später zu erledigen.
    Er hätte es besser wissen müssen und Clare Wingate nicht helfen sollen. Das letzte Mal, als er ihr geholfen hatte, hatte er ganz schön in der Patsche gesessen.
    Sebastian ging zum Nachttisch, schnappte sich seine Seiko und schaute auf das schwarze Zifferblatt mit dem integrierten Kompass und Kilometerzähler. Wegen des Zeitzonenwechsels musste er die Uhr aus rostfreiem Stahl noch umstellen. Er drehte die Zeiger eine Stunde vor und dachte an seine letzte Begegnung mit Clare zurück. Sie musste etwa zehn gewesen sein und war ihm zu einem Teich ganz in der Nähe des Kutschenhauses gefolgt, in dem sein Vater wohnte. Er hatte ein Netz dabei, um Frösche und Kaulquappen zu fangen, und sie stand am Ufer unter einer riesigen Pappel, während er ins Wasser watete und sich an die Arbeit begab.
    »Ich weiß, wie Babys gemacht werden«, hatte sie stolz verkündet und durch dicke Brillengläser, die ihre hellblauen Augen vergrößerten, zu ihm herabgeschaut. Ihr dunkles Haar war
wie immer auf dem Hinterkopf zu festen Zöpfen geflochten. »Der Dad küsst die Mom, und dabei kommt ein Baby in ihren Bauch.«
    Sebastian hatte bereits zwei Stiefväter und diverse Freunde seiner Mutter hinter sich und wusste genau, wie Babys gemacht wurden. »Wer hat dir das denn erzählt?«
    »Meine Mutter.«
    »Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe«, hatte er sie informiert und Clare prompt über alles aufgeklärt, was er wusste. Mithilfe von Fachausdrücken hatte er ihr erläutert, wie Sperma und Eizelle im Körper der Frau zusammenkamen.
    Hinter ihrer Brille hatten sich Clares große Augen mit Entsetzen gefüllt. »Das ist nicht wahr!«
    »Ist es wohl.« Dann hatte er noch seinen eigenen Senf dazugegeben. »Sex ist laut, und Frauen und Männer machen es oft.«
    »Nie im Leben!«
    »Und ob. Sie tun es ständig. Sogar, wenn sie keine Babys wollen.«
    »Warum?«
    Er hatte mit den Schultern gezuckt und ein paar Kaulquappen gefangen. »Es fühlt sich anscheinend gut an.«
    »Igitt!«
    Im Jahr zuvor hatte er das auch noch ziemlich eklig gefunden. Doch seit er vergangenen Monat zwölf geworden war, hatte er seine Meinung über Sex geändert und war eher neugierig als angewidert.
    Er erinnerte sich, dass die Zeichen auf Sturm gestanden hatten, als Mrs. Wingate von seinem Aufklärungsunterricht erfahren hatte. Er hatte seine Sachen packen müssen und war mit
Schimpf und Schande früher als geplant nach Washington zurückgeschickt worden. Seine Mutter war über diese rüde Behandlung so außer sich gewesen, dass er nicht mehr nach Idaho hatte fahren dürfen. Von da an war sein Vater gezwungen gewesen, ihn in der Stadt zu besuchen, in der seine Mutter und er gerade lebten. Doch das Verhältnis seiner Eltern hatte sich immer weiter verschlechtert, bis zwischen ihnen nur noch Verbitterung herrschte. Daher hatte es in seinem Leben Jahre gegeben, in denen sein Vater gar nicht präsent gewesen war, riesige Zeitlöcher, in denen er Leo überhaupt nicht zu Gesicht bekommen hatte.
    Wenn er sein aktuelles Verhältnis zu seinem alten Herrn beschreiben sollte, würde er sagen, dass es so gut wie nicht vorhanden war. In seinem Leben hatte es sogar Phasen gegeben, in denen er Clare die Schuld an der ganzen Misere gegeben hatte.
    Sebastian ließ die Uhr an seinem Handgelenk zuschnappen und schaute sich nach seiner Brieftasche um. Er sah sie auf dem Boden liegen und bückte sich, um sie aufzuheben. Er hätte Clare gestern Abend auf dem Barhocker sitzen lassen sollen, sagte er sich. Sie hatte drei Plätze weiter gesessen, und wenn er nicht gehört hätte, wie sie dem Barkeeper ihren Namen nannte, hätte er sie gar nicht erkannt. Als Kind hatte er immer gefunden, dass sie mit den großen Augen und dem riesigen Mund aussah wie eine Karikatur. Gestern Abend hatte sie keine große, dicke Brille getragen, doch als er in ihre hellblauen Augen geschaut und die vollen Lippen und das dunkle Haar gesehen hatte, war ihm klar geworden, dass sie es war. Der Kontrast zwischen hell und dunkel, der bei einem Kind außergewöhnlich gewesen war, hatte sie zu einer atemberaubenden
Frau gemacht. Die Lippen, die an einem Mädchen zu voll gewirkt hatten, verleiteten ihn
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