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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht!
Autoren: Susanne Fröhlich
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schlecht und so?«, bekunde ich weiteres Interesse. »Es geht«, meint Thea, »ich habe halt im Moment gut was um die Ohren, weil ich für Lydia noch öfters auf ihren Finn aufpasse, ich hatte den jetzt sogar zweimal über Nacht.« »Wieso denn das?«, frage ich und denke, dass das, was ich denke, wohl kaum wahr sein kann. Das wäre ja wohl die Krönung. Theas Mann geht fremd, und Thea, ganz gute Ehefrau, sittet das Kind der Nebenbuhlerin, damit die zwei es ungestört treiben können. Gerade als ich nachfragen will, kommt Lydia zu uns. »Ist denn Finn das nächste Wochenende bei uns?«, erkundigt sich Thea freundlich. Wenn die wüsste. »Nee danke«, sagt Lydia nur knapp, »das hat sich weiß Gott erledigt. Mein Termin ist für mich quasi gestorben.« Sagt’s und kauft drei alte Barbies bei mir für ihren Finn. Eine hat nur ein Bein. »Macht nichts«, sagt sie, »Finn soll ruhig sehen, dass im Leben nicht alles rosig ist.« Sie geht weiter. Ich glaube, Theas Pius hat in den nächsten Tagen ein Problem.
    »Richtig gut drauf ist die zurzeit aber nicht«, bemerke ich nur. »Ich glaube, da war irgendein Typ, aber sie hat mir nicht verraten, wer«, antwortet Thea. Kein Wunder.
     
    Nach zwei Stunden habe ich ordentlich verkauft. Christoph allerdings hat auch ordentlich eingekauft und vier Stück Kuchen gegessen. »Wie war mein Marmorkuchen?«, will ich wissen. »Keine Ahnung, ich habe ihn nicht probiert«, erdreistet der sich doch glatt. Unsere Kisten sind
beim Weggehen fast so voll wie beim Ankommen. Christoph hat für seine Tochter ein bisschen eingekauft. »Bist du verrückt?«, werde ich sauer. »Wieso denn jetzt? Sie wollte das, und es hat nicht die Welt gekostet«, versteht er die Welt nicht mehr. Wenn Claudia mit den Augen blinkt, kann er kaum nein sagen. Ich halte einen kleinen Vortrag über haben wollen und bekommen. Er versteht meine Aufregung nicht. »Wir haben doch ausgemistet, es ist doch Platz da.« »Wir« haben ausgemistet. Ein Riesenwitz. »Mein Schmuckkästchen hat auch viel Platz«, locke ich ihn. »Das habe ich auch erst ausgemistet.« Die Bemerkung versickert.
     
    Vom Kindergarten aus geht es direkt zu meiner Schwester. Kaffeetrinken im neuen Anwesen. Seit Birgit auf dem Land wohnt, werden wir häufig eingeladen. »Damit ihr mal gute Luft einatmet«, lockt uns meine Schwester. Kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes ist die perfekte Kleinfamilie – Mutter, Vater, Sohn und Tochter – aufs Land gezogen. Also, Land kann man auch nicht wirklich sagen. Stadtrand wäre treffender. Birgit und ihr Kurt haben sich ein Reihenhaus gekauft. »Ein Reiheneckhaus«, betont Birgit, als wäre das was komplett anderes. Gut: Sie können im Garten zwei Badetücher mehr auslegen als ihre Nachbarn, und es kann ihnen nur von einer Seite einer reinschauen. »Und meine Garage ist direkt an meinem Haus, ich muss nicht erst noch laufen, ich parke vor meiner Haustür«, protzt Birgit gerne mal, schon weil sie weiß, dass ich oft Straßenzüge weit gehen muss, um zu unserer Wohnung zu kommen. In der Großstadt, selbst in den Randbezirken, wo wir wohnen, ist ein Parkplatz ein kostbares Gut.
     
    Wir sind durch den Flohmarkt ein klein bisschen spät dran, und die Restfamilie ist schon komplett an der Kaffeetafel im Garten versammelt. Selbst mein Bruder Stefan ist da. Und an seiner Seite sitzt eine Frau, die ich noch nie gesehen habe. Sollte mein Bruder tatsächlich eine Freundin haben? Das ist ja ein sonntäglicher Knaller. Brav stelle ich mich und meine Brut vor. Sie lächelt mich an. Mein Bruder übernimmt die Formalitäten: »Das ist Sophie, eine Kommilitonin von mir.« Soso, eine Kommilitonin. Stefan ist BWLer. Sophie ist ein hübsches Mädchen. Im gleichen Semester sind die im Leben nicht. Oder sie hat eine phantastische Gesichtscreme. Sophie sieht aus wie frisch von der Schule. Die ist höchstens 19 . Stefan kann in meinem Gesicht lesen. »Sophie ist im ersten Semester und hat sich auf dem Unigelände verlaufen. Da habe ich ihr den Weg gezeigt, na ja, und zum Dank ist sie mit mir Kaffee trinken.« Ich freue mich für ihn. Sie sieht süß aus. Auch wenn sie nicht spricht. Aber so eine Familienübermacht kann einen ja verstummen lassen. Mein Vater strahlt auch. Sie gefällt ihm. Er ist stolz auf seinen Sohn. Das sehe ich, ohne dass er nur irgendein Wort sagt.
     
    »Na, hast du dich wieder beruhigt?«, begrüßt mich meine Mutter, die Hobby-Entrümplerin. Sie macht ein Gnadengesicht wie eine Kaiserin, die großherzig aufs
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