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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht!
Autoren: Susanne Fröhlich
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Mit ihren kleinen Wurstfingern schaffen sie es nicht, die filigranen Miniröckchen und Schleierchen ordnungsgemäß an der Barbie anzubringen.
     
    Zu Beginn ihrer Barbie-Leidenschaft war ich, was Neuanschaffungen angeht, wesentlich strenger. Habe mit Claudia rumdiskutiert, warum sie, wenn sie doch schon die Braut, die Pilotin und die Prinzessin hat, auch noch die Aschenputtelbarbie braucht. Bis zu dem Tag, an dem mir meine Freundin Conny ins Gewissen geredet hat: »Hör mal, Andrea, du kaufst doch auch ein drittes Paar schwarze Stiefeletten. Ist das vernünftig? Macht das Sinn? Nee. Also. Im Leben wird vieles über simples Begehren gesteuert. Das geht den Kindern nicht anders als uns.« Conny weiß, wovon sie spricht. Ihr Minipimmelsohn Leon sammelt Autos. Er hat mindestens 80 verschiedene PKWs. Kompensation von Defiziten fängt früh an. Conny kann die Begeisterung für Autos zwar nicht teilen, hat aber kein Problem damit, auch ein 81 . Auto zu kaufen. »Warum sollte ich ihm ein Puzzle schenken, wenn er ein Auto will?«, argumentiert sie, »ich will auch keinen Mixer, wenn ich mir Ohrringe wünsche.
« Conny ist seit der Pekip-Gruppenerfahrung eine meiner besten Freundinnen geworden. Sie ist eine lässige Mutter. Ein bisschen mein Vorbild. Sie schert sich wenig um Bücher, in denen steht, wann gekrabbelt wird, wer wann sauber ist, wer wann stehen kann, sitzen und laufen sollte. Und ihr Leon ist verdammt spät gelaufen. Ich habe mich allerdings fast mehr gesorgt als sie. »Spätestens wenn der abends auf die Rolle will, wird er laufen«, hat sie auf meine zaghaften Versuche, das Thema mal zu besprechen, reagiert. »Manche sind halt langsamer als andere, wir sind doch nicht beim Pferderennen, wo es drauf ankommt, wer die Runde am schnellsten hinter sich bringt. Das Leben besteht aus mehr als der ersten Runde.« Natürlich klingt das logisch. Aber ich bin trotzdem viel schneller zu verunsichern. Wenn Kind A früher zahnt, läuft oder spricht als meins, mache ich mir sofort Gedanken. Sollte ich mehr tun, fehlt es meiner Tochter an irgendwas, habe ich versagt?
     
    Conny versucht mich dann immer zu beruhigen: »Entspann dich, und lass dich nicht auf diesen groß angelegten Mütterwettkampf ein. Das ist alles Ersatzbefriedigung. Eine Verlagerung des Konkurrenzverhaltens. Jede hat ihr Pferdchen am Start und versucht das Rennen zu gewinnen. Gerade die Nur-Mütter. Die können ja nur noch mit Soufflé, gepflegtem Fußboden oder dem Selbstgepressten angeben.« Conny hasst die so genannten Nur-Mütter. »Dieser Perfektionswahn geht mir auf den Keks. Wenn ich die zu lange um mich habe, fühle ich mich schlecht. Minderwertig. Und das mag ich nicht. Also halte ich sie mir vom Leib. Das Leben besteht aus mehr als Kinderaufzucht.« Eine interessante These. »Woraus denn noch?«, frage ich sie höflich,
»aus gehetztem Zum-Arbeiten-Fahren, Wohnung putzen und ab und an mit Freundinnen einen trinken gehen?« Conny ist erstaunt. »Sag mal, was bist du denn für eine Depri-Liese? Bist du schlecht drauf, oder was ist los mit dir?«, fragt sie mich. »Wir arbeiten, haben Erfolg, verdienen Geld, gehen aus und haben ein aktives Liebesleben. Ist das nichts?« »Auch Hausfrauen haben ein Liebesleben und gehen aus«, entgegne ich nüchtern. »Und Erfolg ist relativ. Ist nicht auch ein nettes Häuschen am Stadtrand, ein geregeltes Familienleben und eine Kreditkarte vom Gatten ein Erfolg?«, werde ich zur Verfechterin der traditionellen Nur-Hausfrau. »Hast du Drogen genommen, oder gibt es Fälle von geistiger Verwirrung in deiner Familie?«, reagiert sie verwirrt. »Nee, war ja nur so gesagt«, gebe ich auf. Obwohl ich manchmal insgeheim unsicher bin. Was ist das bessere Leben? Bringt es wirklich was, dass ich mich Tag für Tag abhetze, immer und überall zu spät bin und mein Leben fast nur noch aus Organisiererei besteht? Ist ein eigenes Girokonto den Aufwand wert? »Ja«, meint Conny, »vor allem aber der Kontakt mit Erwachsenen. Umgang mit Menschen, die mehr als Aa, dada und brumm brumm sagen. Dein Hirn bleibt in Schwung. Du fixierst dich nicht so auf die Kinder. Das tut dir und denen gut.« Conny legt sich richtig ins Zeug. Und alles, was sie sagt, stimmt natürlich auch. Aber Eva, die Ehefrau vom alten Karl, hat genau besehen auch ausreichend Kontakt mit Erwachsenen. Sie trifft sich mit anderen Müttern und genießt den Vormittag ganz nach Laune. »Was heißt den Vormittag ganz nach Laune genießen?«, quengelt Conny, »sie putzt, kocht
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