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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht!
Autoren: Susanne Fröhlich
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herrlicher alter Name, ein schöner Held mit Schlag bei den Frauen, und außerdem ist die Geschichte so herrlich tragisch.« Dass Siegfried stirbt und seine Krimhild mit ihrer Rachsucht dann alle ins Verderben reißt, beeindruckt meine Schwester nicht. »Ist doch nur eine Sage«, meint sie. Auch gut – ist ja ihr Kind und nicht meins. Auch dass ihr Klein-Siegfried schwarze Haare hat und keine semmelblonden und bisher jedenfalls nichts Hünenhaftes, lässt meine Schwester kalt. Mein Schwager Kurt ist irre stolz auf seinen Sohn. »Richtige Männer machen Jungs«, protzt er gern rum. Neulich hat er zu Christoph sogar »Büchsenmacher« gesagt. Ich hätte echt kotzen können.
Christoph hat sich sogar noch ein Lächeln abgerungen und gesagt: »Das war erst mal zur Übung, mal sehen, was in der nächsten Runde kommt«. Die Antwort war fast noch peinlicher als die Bemerkung von Kurt. Was soll denn das heißen, »erste Runde«? Sind Mädchen die Übungsvorstufe für Jungs? Der Probelauf? Außerdem: Was sollte das mit der zweiten Runde? Ich bin weit davon entfernt, auf eine zweite Runde zu hoffen. Ich habe mich kaum vom Endspurt der ersten erholt. Der Gedanke an noch eine Geburt lässt meinen Unterleib erschaudern. Ich erwäge die sofortige Anschaffung eines Keuschheitsgürtels. Ohne Schlüssel. Ich gehöre zu den Frauen, die zwar theoretisch gerne einen Stall von Kindern hätten, aber nach der ersten Geburt vielleicht eher zum Adoptieren neigen. Zum ersten Geburtstag hat Kurt seinem Siegfried sofort eine Carrerabahn geschenkt. Die große. Mit allen Schleifen und Schikanen. Mein Schwager mag Michael Schuhmacher. Noch so etwas, was Kurt und mich unterscheidet. Ich hasse Michael Schuhmacher. Er sieht aus, wie er ist: blöd. Das definitiv Beste an ihm ist sein Bankkonto. Der kleine Siegfried hat sogar so ein klitzekleines Ferrari-T-Shirt. »Schämst du dich nicht, wenn der so rumläuft?«, habe ich meine Schwester wiederholt gefragt. »Wieso sollte ich«, ihre Antwort, »Siegfried kann Rot sehr gut tragen.«
     
    Thea kauft bei mir ein. Vier kleine Strampler und fünf Bodys, rosa-weiß geringelt und sehr niedlich. Was will die denn mit dem winzigen Zeug? Glaubt die, dass ihre Belinda wieder schrumpft? »Gibt es was, das du mir sagen willst?«, zwinkere ich ihr zu. Thea kichert und greift sich noch eine Strampeldecke. »Siebente Woche«, platzt es aus ihr raus.
Ich springe fast über den Tisch. »Glückwunsch«, brülle ich quer durch den Raum. Diskretion ist nicht unbedingt meine herausragende Eigenschaft. Thea freut sich. Die Einzige, die ein wenig ungehalten das Gesicht verzieht, ist Lydia. »Siebente Woche, aha«, ist ihr viel sagender Kommentar. Schade, dass Pius nicht da ist. Theas Mann. Ich hätte zu gern sein Gesicht gesehen. »Was sagt denn Pius dazu?«, befrage ich stattdessen Thea, »freut er sich?« »Ach na ja, klar irgendwie schon, aber der ist im Moment ein bisschen komisch. Muss viel arbeiten. Ist kaum zu Hause. Ständig unterwegs. Der wollte auch nicht, dass ich es schon sage. Aber jetzt, wo du mich so direkt angesprochen hast, konnte ich doch nicht lügen«, druckst sie rum. Das klingt mir alles nicht nach Ekstase. »Wolltet ihr denn noch ein Kind?«, bleibe ich am Ball. »Natürlich«, sagt sie, so als gäbe es auf diese Frage überhaupt keine andere Antwort. »Ein Kind ist kein Kind«, sinniert sie vor sich hin. Dafür, dass ein Kind kein Kind ist, macht es verflucht viel Arbeit. »Der ganze Aufwand, das ist doch viel ökonomischer bei zwei Kindern, da amortisiert sich alles«, liefert sie mir Argumente. »Und was wünschst du dir?«, begebe ich mich auf neutraleren Schwangerensmalltalkboden. »Am liebsten hätte ich Zwillinge«, strahlt Thea. Zwillinge. Die Heimsuchung im Doppelpack. Zwillinge sind niedlich. Im Roman und im Fernsehen. Oder einfach nur bei anderen Leuten. Wenn ich mir vorstelle, zwei Kinder zu füttern, zu wickeln und nachts rumzutragen – ein Albtraum. Und die ständige Sorge, eines zu vernachlässigen. Zweimal Zähne und auf lange Sicht zweimal Pubertät – gleichzeitig. Auch meine Schwester findet den Gedanken an Zwillinge toll. »Ein Aufwasch«, ist ihr Argument. »Aber danach bist du doch reif für die Nervenheilanstalt«,
gebe ich zu bedenken. »Alles eine Frage der Organisation«, erklärt mir Miss Überheblich. »Kriegst du denn Zwillinge?«, will ich von Thea wissen. »Nein, es ist nur eins«, sagt sie und guckt fast enttäuscht. »Kommst du gut zurecht, ich meine, ist dir viel
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