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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht!
Autoren: Susanne Fröhlich
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Essen und kauft ein. Ist das wahrer Genuss?« Ist ein Tag mit Will und Tim und der gehässigen Giselle denn ein wahrer
Genuss? Ist Arbeiten die Erfüllung schlechthin? »Ja und«, kontere ich geschickt die Genussattacke, »sie putzt morgens und du abends. Was ist da eigentlich besser?« »Nicht schlecht«, erkennt sie mein Argument an, »aber ich habe abends was zu erzählen beim Putzen. Etwas, was über die Welt des ›Leon hat schön Bäuerchen gemacht‹ hinausgeht. Ich bin eine kultivierte, interessante Frau, die nicht nur Leggings trägt«. Connys Hausfrauenbild ist etwas antiquarisch. »Trägt Eva vielleicht Leggings?«, empöre ich mich. Eva trägt Closed Jeans mit den jeweils passenden Tops. Conny lacht. Ich auch. Wenn das weiter so geht, kann ich die Hausfrauenliga gründen. Am besten gleich die Hausfrauenpartei. Ich glaube, dass eine Frauenpartei gar keine schlechten Chancen hätte. Ich wäre auf jeden Fall dabei. Schon, um die dummen Gesichter der Männer am Wahlabend zu sehen. Die Kanzlerin und ihre Außenministerin. Für manche Kerle wäre das ein Auswanderungsgrund. Aber zahlenmäßig hätten wir Frauen das mal verdient.
    Wenn wir Mütter nur untereinander abrüsten würden, könnte unser Leben besser sein. Einfacher. Wir könnten sogar bestimmte Dinge einfordern. Wir hätten Macht. Ein hübscher Gedanke.
     
    Ich tue mich allerdings schon schwer, die Macht im Kinderzimmer zu haben. Alles, was weg soll – es gehört ab diesem Moment zu Claudias Lieblingsspielzeug.
    Trotzdem: Ich schaffe es, und ein Karton Klamotten und ein Karton Spielzeug sind bereit. Für den Flohmarkt. Die versprochene Barbie wirkt Wunder.
    Punkt halb zwei machen wir uns auf den Weg. Mit Christoph, der noch mal kurz versucht hat sich zu drücken:
»Ich glaube, ich hab mir die Wade gezerrt, ich sollte die Beine besser hochlegen.« Als er mein Gesicht sieht, gibt er sich geschlagen. Wadenschnellheilung durch strengen Blick. Wir sind pünktlich mit Marmorkuchen, Kind, Mann und Kartons vor Ort.
    Thea ist in ihrem Element. Der Kindergarten komplett unter ihrer Kontrolle. Sie dirigiert, kommandiert und hat alles im Griff. Sie ist die Regisseurin. Wir bekommen ein Tischeckchen für unseren Krempel zugeteilt, ich baue auf, und Christoph hilft Tische zu rücken. Thea spannt alle ein.
     
    Mir ist mal wieder schlecht. Morgen früh bin ich beim Arzt. Ich habe ständig so ein blümerantes Gefühl im Bauch. Nicht mal die gigantische Kuchentafel kann mich locken. Im Gegenteil. Diese Mengen an Süßkram stoßen mich richtiggehend ab. Das mag für andere normal sein, für mich ist es das nicht. Normalerweise bekomme ich hundeähnlich sofort sanften Speichelfluss und Gieranfälle.
     
    Ab drei Uhr ist der Kindergarten für die Allgemeinheit geöffnet. Für die Horden an potenziellen Käufern. Es kommen tatsächlich einige. Um wirklich Umsatz zu machen, müsste ich allerdings hier überwintern. Man kann für gebrauchte Klamotten eben keine realistischen Preise verlangen. Selbst wenn die Unterwäsche von Petit Bateau ist oder die Latzhose garantiert eine echte Osh Kosh. Erstaunlicherweise packt mich dann aber doch noch der Ehrgeiz. Jetzt, wo ich den gesammelten Kram hierher geschafft habe, will ich ihn auch verkaufen. Es wäre doch fies, wenn ich hier als Einzige mit meinen gefüllten Kartons wieder abziehen müsste. Schließlich sind es hübsche Sachen. Ich
habe für Claudia fast alles neu gekauft. »Das ist doch so was von doof«, hat sich meine Schwester mal wieder ungefragt eingemischt. »Die kleinen Sachen – da sind die so schnell wieder rausgewachsen.« Ich wusste insgeheim, dass sie Recht hat, konnte mich aber trotzdem kaum bremsen. »Was ich so mühevoll ausgebrütet habe, soll dann auch schick aussehen«, war meine Einstellung. Ein paar Sachen hat mir meine Schwester vermacht. Mit der Auflage, sie ihr dann bitte wiederzugeben, wenn ihr Zweites geschlüpft ist. Meine Schwester hat direkt nach der Geburt meiner Tochter ja ihre zweite Schwangerschaft vermeldet. Die alte Streberin. Geschwisterkampf auf jeder Ebene. Hast du eins, will ich zwei. Bitte sehr. Dummerweise ist ihr Kind Nummer zwei ein Junge, und ich durfte alles, was rosa war, behalten. Siegfried. Wie man ein armes Kind Siegfried nennen kann, ist mir schleierhaft. Ich habe wirklich alles getan, um das zu verhindern. Ich meine, der kleine Kerl ist immerhin mein Neffe, und er wird sein Leben lang unter diesem Namen leiden. Aber meine Schwester ist hart geblieben: »Siegfried ist ein
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