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Frikassee zum Frühstück (ISAR 2066) (German Edition)

Frikassee zum Frühstück (ISAR 2066) (German Edition)

Titel: Frikassee zum Frühstück (ISAR 2066) (German Edition)
Autoren: Miriam Pharo
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es also auf den Punkt zu bringen: Eine lukrative Ablenkung käme wie gerufen.
      „Na gut“, entgegne ich etwas verhalten, um bei der Honorarverhandlung keine Zweifel aufkommen zu lassen. „Ich mach‘s.“
      „Ihr Preis?“
      „Angesichts Ihres löchrigen Briefings das Doppelte wie üblich!“.
      „In Ordnung.“
      „Ich will die Hälfte jetzt.“
      Kurzes Nicken. Jimmys Augenlider zucken und ich vermute, dass er gerade dabei ist, die Transaktion vorzunehmen.
      „Erledigt.“
      „Gut.“ Sobald ich allein bin, werde ich mich davon überzeugen, dass das Geld überwiesen wurde. „Schicken Sie mir schnellstmöglich alle Infos, die Sie mit Ihrem Gewissen vereinbaren können.“ Es gelingt mir nicht, den Sarkasmus gänzlich aus meiner Stimme zu verbannen.
      Nachdem Jimmy ins Innere seines Ladens verschwunden ist, gehe ich zurück und mische mich wieder unter die Menge. Möglichst unauffällig. Was genau genommen ein Ding der Unmöglichkeit ist, wenn man bedenkt, dass mir die Mehrheit der Anwesenden trotz hautstraffendem Defroisseur etliche Dekaden voraus ist. Ich schaue mir den Tatort an, so gut es geht. Einprägen muss ich ihn mir nicht, denn mein Neurokommunikator ist aktiviert und zeichnet alles auf – auf Basis-Modus. Das heißt, ich habe Regency ausgeschaltet und sehe alles unverblümt: die Hartgummi-Module der umliegenden Gebäude, den trockenen Farn im Blumenkübel, den Betonboden und den bleifarbenen Himmel des heranbrechenden Tages.
      Plötzlich fällt mein Blick auf die linke vordere Ecke des Kübels, die bis dato von einem der Polizisten verdeckt worden ist. Spontan stimme ich ins Keuchen meines Nebenmannes ein, während zwei Reihen hinter mir etwas Schweres auf dem Boden plumpst. Auf dem Kübelrand liegen – säuberlich aufgereiht und nun für jedermann sichtbar– eine menschliche Nase und zwei Ohren.
      Merkwürdig. Dass jemand einem Parfumeur die Nase abschneidet, leuchtet noch ein. Aber die Ohren?
      Mein starrer Blick samt scheinbar sinnlosem Herumlungern – ich wechsle mehrmals den Platz, um möglichst viele Perspektiven einzufangen – bleibt natürlich nicht unbemerkt. Misstrauisch schaut Inspektor Brügell immer wieder in meine Richtung und ich sehe, wie es in seinem faltigen Gesicht arbeitet. Vielleicht hält er mich für den Täter, der zurückgekommen ist, um sich an seinem Schnittmuster zu erfreuen. Ich trete den Rückzug an. Mein Gefühl sagt mir, dass ich den senffarbenen Trenchcoat schon bald wiedersehen werde.

2. Eiskalt erwischt
    Auf dem Weg zurück ins Büro führe ich mit Jimmy ein kurzes, überaus hitziges Gespräch über InterCom.
      „Warum haben Sie mir das mit der Nase und den Ohren verschwiegen?“
      „Weil es nichts zur Sache tut.“ Vor meinem inneren Auge erscheint ein hektisch fuchtelnder Jimmy. „Und sprechen Sie bitte leiser! Jemand könnte Sie hören.“
      „Vielleicht waren Sie es ja, der Lionel frikassiert hat.“
      „Schmarrn! So etwas würde ich nie machen. Ich habe nichts zu schaffen mit seinem … äh … Zustand!“
      Als sich mein Schweigen in die Länge zieht, wird Jimmy unruhig. „Sind wir noch im Geschäft? Ich habe Ihnen doch einen Teil des Honorars bereits überwiesen.“
      Das hat er.
      „Verdict?“
    Obwohl ich meine Entscheidung getroffen habe, lasse ich ihn ein wenig schmoren.
      „Lucio?“
      „Unser Deal gilt nach wie vor, Jimmy.“ Ich bemühe mich um einen scharfen Ton. „Sollte ich aber herausfinden, dass Sie mich wieder für dumm verkaufen, kommen Sie nicht so glimpflich davon wie bei der Bolzensache.“
      Im Anschluss an unser Gespräch kontaktiere ich meine Ex-Kollegin Zuby, um sie zu bitten, die Seriennummer von Lionels Kommunikator herauszufinden und darüber den Standort zu lokalisieren. Eine Lappalie, doch seit Mari Kirsipuu meinen Agentenstatus aufgehoben hat, ist mir der Zugriff auf solche Informationen versperrt. Noch immer kommt mir die Galle hoch, wenn ich an unsere letzte Unterhaltung denke.
      „Sie haben Ihren Auftrag vermasselt!“ Das Miststück hatte kein Erbarmen gezeigt. „Unter diesen Umständen will und kann ich unmöglich eine geschäftliche Verbindung mit Ihnen aufrechterhalten. Ich persönlich danke Ihnen für alles, was Sie für mich und die Föderation geleistet haben.“ Mir war übel geworden. „Ich bedaure es sehr, Ihnen das sagen zu müssen, Luc, aber ab jetzt sind Sie auf sich allein gestellt. Sie haben einen Verschwiegenheitseid abgelegt, der über Ihren
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