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Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi

Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi

Titel: Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
Autoren: Sandra Duenschede
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laut Andreas Meinhardt die Mutter verlassen, als sie krank wurde. Davor war er mehr als unregelmäßig zu Besuch gekommen. »Und seit es ihr so schlecht geht, hat er sich nicht mehr blicken lassen.« Daher hatte Andreas Meinhardt seinen Vater an den ehemaligen Treffpunkt der Eltern im Volkspark, den er aus alten Briefen seiner Mutter kannte, die er auf dem Dachboden gefunden hatte, gelockt. »Ich war mir nicht sicher, ob er kommen würde.« Aber Heinrich Matzen war zur verabredeten Zeit an dem Kiosk erschienen. »Besonders erfreut war er nicht, als er mich dort gesehen hat. Aber ich habe gesagt, ich müsste mit ihm reden, und wenn er mir nicht zuhöre, dann würde ich zu seiner Frau gehen und ihr seine Lebenslüge präsentieren.« Sie seien ein Stück zusammen gegangen und er hatte seinen Vater nach Geld für die Mutter gefragt. »Gegrinst hat er und gelacht. Keinen Cent wollte er zahlen.« Die Hände des jungen Mannes krampften sich zusammen. »Da habe ich einfach den Stein genommen und bin auf ihn los!« In blinder Wut habe er auf seinen Vater eingeschlagen, der so überrascht war über den plötzlichen Angriff, dass er nicht dazu kam, sich zu wehren. »Er ist dann diese Böschung hinabgefallen.«
    »Aber er war nicht tot, oder?« Meinhardt schüttelte den Kopf.
    »Aber tot war er für mich und meine Mutter mehr wert als lebendig.« Vor dem Treffen hatte Andreas Meinhardt in einer Apotheke ein Rezept der Mutter über Insulin und einen neuen Pen eingelöst. »Noch mal zuschlagen konnte ich einfach nicht.« Thamsen nickte und setzte sich Andreas Meinhardt gegenüber. »Aber warum musste Erika Matzen sterben?« Der junge Mann hob seinen Blick.
    »Weil sie auch gelacht hat.«
    »Sie hat gelacht?«
    »Ja, ich habe sie angerufen und gesagt, dass ich Heinrich Matzens Sohn sei und meinen Erbteil wolle.« Die Witwe hatte ihm nicht geglaubt und lauthals in den Hörer gelacht, bevor sie aufgelegt hatte.
    »Und dann sind Sie hingefahren?«
    »Ja.«
    »Und als Sie vor der Tür standen, hat sie Ihnen geglaubt?« Thamsen fragte sich, wie es Andreas Meinhardt gelungen war, überhaupt ins Haus zu kommen.
    »Ich habe mich als jemand vom Roten Kreuz ausgegeben, der Trauernde versorgt und unterstützt.«
    Auf den Kopf war Heinrich Matzens Sohn wirklich nicht gefallen, dachte Dirk. Erika Matzen hatte den freundlichen jungen Helfer ins Haus gelassen, der sich sofort anbot, ihr einen Kaffee zu kochen. So war es ganz einfach gewesen, der Witwe die K.o.-Tropfen zu verabreichen. Anschließend hatte er sie auf die gleiche Weise wie ihren Mann ins Jenseits befördert.
    »Aber warum? Sie hätten doch mit einem offiziellen Vaterschaftstest nachweisen können, dass Sie Heinrich Matzens Sohn sind.« Thamsen verstand die Tat nicht. Andreas Meinhardt atmete wieder laut ein und aus.
    »Weil sie mir meinen Vater weggenommen hat.« Dirk blickte auf den jungen Mann, der zusammengesunken vor ihm saß. Für einen kurzen Moment verspürte er einen Hauch von Verständnis, doch dann wandte er sich an den Beamten an der Tür. »Abführen bitte.«

27. Kapitel
    Die Wellen, die das vorüberfahrende Containerschiff verursachte, schwappten über die mit Steinen befestigte Uferkante. Die Menschen wanderten scharenweise am Elbstrand und nutzten das herrliche Wetter, das zu einem kühlen Drink im Freien einlud. Peer sah Dirk die schmale Treppe zum Strand hinabsteigen und hob seine Hand. Sofort erkannte Thamsen den Kollegen, der an einem der Tische des kleinen Strandcafés im Schatten eines roten Sonnenschirmes saß.
    »Wusste gar nicht, dass Hamburg so etwas zu bieten hat«, bemerkte er anerkennend, während er sich zu dem Hamburger Kommissar setzte.
    »Jo, aber man nutzt das viel zu selten. Trinkst du auch ein Bier?« Peer erhob sich, um Getränke zu holen.
    »Lieber ein Alster!«
    Thamsen lehnte sich zurück. So ließ sich die Großstadt ertragen, dachte er. Sandstrand, eine leichte Brise und der Blick über den Hafen waren nicht zu verachten. Trotzdem die Nordsee einige Kilometer flussabwärts entfernt war, hatte man doch das Gefühl, direkt am Meer zu sitzen. Er verspürte so etwas wie Urlaubsstimmung, und den hatten sie sich wirklich verdient. Der Fall war aufgeklärt und er war froh, über die fabelhafte Zusammenarbeit mit der Hamburger Polizei. Solch länderübergreifende Einsätze konnten sehr bereichernd sein und das nicht nur wegen der unterschiedlichen Arbeitsweisen einer kleinen nordfriesischen Dienststelle und der Hamburger Mordkommission. Thamsen
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