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Friedhof der Kuscheltiere

Friedhof der Kuscheltiere

Titel: Friedhof der Kuscheltiere
Autoren: Stephen King
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auf Disney World in Orlando warf oder nicht.
    Er hielt vor dem Schuppen und stellte den Motor ab.
    Der Motor tickte. In der Stille, die riesig schien nach Chicago und dem Verkehrsgewimmel in der State Street und der Loop, sang ein Vogel süß in den Spätnachmittag hinein.
    »Zu Hause«, sagte Rachel leise, den Blick immer noch auf das Haus gerichtet.
    »Hause«, sagte Gage zufrieden auf ihrem Schoß.
    Louis und Rachel sahen einander an. Im Rückspiegel weiteten sich Ellies Augen.
    »Hast du...«
    »Hat er...«
    »War das...«
    Sie redeten alle gleichzeitig, dann lachten sie alle gleichzeitig. Nur Gage kümmerte sich nicht darum, sondern lutschte weiter am Daumen. Er sagte jetzt seit fast einem Monat »Ma« und hatte auch ein- oder zweimal etwas versucht, das vielleicht »Pa« heißen mochte, vielleicht aber auch nur in Louis' Wunschdenken existierte.
    Aber dies war, entweder zufällig oder nachgeplappert, ein richtiges Wort gewesen. Hause.
    Louis hob Gage vom Schoß seiner Frau und drückte ihn an sich.
    So kamen sie nach Ludlow.

 2
    In Louis Creeds Erinnerung haftete diesem Augenblick immer etwas Magisches an, vielleicht, weil es wirklich ein magischer Augenblick gewesen war, aber vor allem deshalb, weil der Rest des Tages so chaotisch verlief. In den nächsten drei Stunden gab es weder Frieden noch Magie.
    Louis hatte die Hausschlüssel ordentlich verstaut (er war ein ordentlicher und methodischer Mann, dieser Louis Creed), und zwar in einem Briefumschlag mit der Aufschrift »Haus in Ludlow, Schlüssel erhalten am 29. Juni«. Er hatte die Schlüssel ins Handschuhfach des Fairlane gelegt. Dessen war er sich vollkommen sicher. Und nun waren sie nicht mehr da.
    Während er nach ihnen suchte und immer nervöser wurde, hievte Rachel Gage auf ihre Hüfte und folgte Eileen zu einem Baum, der auf dem Feld stand. Er suchte gerade zum drittenmal unter den Sitzen, als seine Tochter aufschrie und dann zu weinen begann.
    »Louis!«rief Rachel. »Sie hat sich geschnitten!«
    Eileen war von der Reifenschaukel gefallen und mit dem Knie auf einen Stein aufgeschlagen. Es war nur eine flache Schnittwunde, aber sie schrie wie jemand, der gerade ein Bein verloren hat, dachte Louis (ein bißchen unfreundlich). Er warf einen Blick auf das Haus jenseits der Straße.
    »Gib's auf, Ellie«, sagte er. »Es reicht. Die Leute da drüben denken sonst, hier würde jemand ermordet.«
    »Aber es tut wehhh!«
    Louis versuchte, sich zu beherrschen, und kehrte schweigend zum Kombi zurück. Die Schlüssel waren verschwunden, aber der Erste-Hilfe-Kasten war nach wie vor im Handschuhfach. Er nahm ihn und kehrte zurück. Als Ellie ihn sah, schrie sie noch lauter als zuvor.
    »Nein! Nicht das Zeug! Das brennt! Ich will das Zeug nicht, Daddy! Nein!«
    »Eileen, es ist doch nur Mercurochrom, das brennt nicht...«
    »Sei ein großes Mädchen«, sagte Rachel. »Es ist doch nur...«
    »Nein-nein-nein-nein...«
    »Wenn du nicht aufhörst, brennt gleich dein Hintern«, sagte Louis.
    »Sie ist müde, Lou«, sagte Rachel leise.
    »Ja, das Gefühl kenne ich. Halt ihr Bein fest.«
    Rachel setzte Gage ab und hielt Eileens Bein fest. Louis bestrich es mit Mercurochrom, ohne sich um ihr immer hysterischeres Geschrei zu kümmern.
    »Bei dem Haus drüben auf der anderen Straßenseite ist gerade jemand auf die Veranda gekommen«, sagte Rachel. Sie nahm Gage auf den Arm. Er war im Begriff gewesen, im Gras davonzukrabbeln.
    »Wunderbar«, murmelte Louis.
    »Lou, sie ist...«
    »Müde, ich weiß.« Er schraubte das Mercurochrom zu und sah seine Tochter grimmig an. »So. Und es hat kein bißchen wehgetan. Gib's auf, Ellie.«
    »Es tut weh! Es tut doch weh! Es tut...«
    Seine Hand juckte es, sie zu schlagen, aber er bezwang sich.
    »Hast du die Schlüssel gefunden?« fragte Rachel.
    »Noch nicht«, sagte Louis, drückte den Erste-Hilfe-Kasten zu und stand auf. »Ich will...«
    Gage begann zu brüllen. Er zappelte nicht oder weinte, sondern schrie aus Leibeskräften und wand sich in Rachels Armen.
    »Was ist passiert?« rief Rachel und schob ihn fast blindlings Louis zu. Das war, dachte er, einer der Vorteile, mit einem Arzt verheiratet zu sein -- man konnte das Kind immer dem Mann zuschieben, wenn es aussah, als läge das Kind im Sterben.
    »Louis! Was ist...«
    Der Kleine griff wild nach seinem Hals und schrie wie am Spieß. Louis drehte ihn um und sah seitlich an seinem Hals eine böse weiße Geschwulst. Und auf seinem Pullover war auch etwas -- etwas Pelziges, das sich
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