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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition)
Autoren: Stephanie Parris
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öffentliche Prozession zu verzichten, aber sie hat darauf bestanden, dass ihre Untertanen sie sehen müssten – majestätisch, stolz, stark und unbeeindruckt von Bedrohungen durch Planeten und Katholiken.
    Wir klettern von der Tribüne hinab; ein schwieriges Unterfangen bei so vielen anderen Zuschauern, die sich alle beeilen wollen, um einen Platz entlang der Prozessionsstrecke zu ergattern und die Königin möglichst gut sehen zu können.
    »Marie hätte dieses Schauspiel gefallen«, bemerkt Castelnau, als wir langsam vorwärtsschlurfen, wobei wir von allen Seiten von wohlhabenden Bürgern in kostbaren Pelzen angerempelt werden.
    »Ihr müsst sie sehr vermissen«, murmele ich. Wir stehen so eng beieinander, dass ich spüre, wie sich seine Brust hebt und senkt, als er seufzt.
    »Es war das Beste für alle, dass sie nach Paris zurückgekehrt ist. Als sie Throckmorton und Howard verhafteten, wusste ich, dass sie als Nächstes an unsere Tür klopfen würden. Ich hatte das Gefühl, größere Chancen zu haben, die Botschaft von jeglichem Verdacht reinzuwaschen, wenn Marie nicht befragt werden könnte. Außerdem«, er blickt sich um und dämpft die Stimme, »hat sich meine Frau schon lange von mir entfernt, auch wenn wir unter einem Dach leben. Es war ein Fehler, sie herkommen zu lassen. Ich bezweifle nicht, dass es andere in Salisbury Court gibt, die ihre Abwesenheit mehr schmerzt als mich.«
    Ich schiele über meine Schulter zu Courcelles, der durch eine Handvoll Menschen von uns getrennt ist. Er fängt meinen Blick auf und starrt mich mit dieser mürrischen, trotzigen Miene an, die er seit Maries Abreise ständig zur Schau trägt. Ich frage mich, ob Castelnau weiß, dass er seine Frau direkt in die Arme des Herzogs von Guise zurückgeschickt hat, dessen Ehrgeiz zweifellos nur vorübergehend gedämpft worden ist. Ich könnte darauf wetten, dass Courcelles es mit Sicherheit weiß und der Gedanke daran ihn jeden Tag peinigt.
    »Wir können uns trotzdem glücklich schätzen, Bruno«, sagt Castelnau in einem Ton, als müsse er sich selbst überzeugen. »Ich muss gestehen, dass mein Gespräch mit Francis Walsingham der unangenehmste Moment meiner Karriere war. Wie ich befürchtet hatte, scheinen sie Throckmorton schon eine ganze Weile beschattet zu haben, und wir wissen noch nicht, wie viele der Briefe, die er beförderte, abgefangen worden sind. Aber bislang hat man mich noch nicht konkret beschuldigt. Ich schätze, ich bin sehr glimpflich davongekommen«, fügt er hinzu. Seine Stimme zittert leicht.
    Glimpflicher, als er ahnt, denke ich; als Throckmorton verhaftet und die Liste sicherer Häfen und Namen bei ihm gefunden wurde, trug er auch Castelnaus letzten unvorsichtigen Brief an Maria bei sich, in dem er ihr seine Loyalität versicherte. Nur meine Argumente zu seinen Gunsten und das Widerstreben der Königin, einen diplomatischen Sturm zwischen Frankreich und England auszulösen, haben den Botschafter vor ernsteren Konsequenzen bewahrt.
    »Maria war immer klug genug, den Komplott zu ihrer Befreiung nie schriftlich zu bestätigen«, versichere ich ihm. »Sollen sie doch zu dem Schluss kommen, dass das Ganze eine kühne Fantasie war, die ihre Anhänger in Paris sich zusammengebraut haben. Hätten sie irgendetwas gegen Euch in der Hand, hätten sie es schon benutzt.«
    Er schüttelt den Kopf und presst die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
    »Sie haben gerade erst angefangen, den armen Throckmorton in die Zange zu nehmen. Ich wage gar nicht, daran zu denken, was sie ihm antun und was noch alles herauskommen könnte. Wenn König Henri in die Sache hineingezogen würde, Bruno – könnt Ihr Euch vorstellen, was das für Folgen hätte?«
    Ich kann mir nur zu gut vorstellen, was geschehen würde, wenn der französische König von der Königin von England erfährt, dass sein Botschafter in ein Guise-Komplott mit dem Ziel, sie zu stürzen, verstrickt war. Aber andererseits dürfte König Henri vollauf damit beschäftigt sein, die Pläne des Herzogs bezüglich seines eigenen Throns zu durchkreuzen, überlege ich, dann klopfe ich Castelnau auf die Schulter und murmele ein paar beschwichtigende Worte.
    »Und das alles, weil ich meiner Frau nichts abschlagen kann«, bemerkt er bitter. Ich könnte ihm sagen, dass er da nicht der Einzige ist, aber ich bezweifle, dass ihm das ein Trost wäre. »Sie dachte, Ihr wärt es«, fügt er hinzu, als er sich zu mir umdreht.
    »Ich wäre was?«
    »Der Verräter in unserer Mitte – sie
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