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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus
Autoren: Petra Schier
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reagierte nicht darauf.
    Marie stieß einen erstickten Laut aus. «Wie abscheulich!»
    «Ich könnte dir den Hals umdrehen», spuckte Jupp erzürnt. «Und dem Erzbischof ebenfalls, dass er so etwas duldet.»
    Nun hob Thomsius begütigend die Hände. «Selbstverständlich waren wir entsetzt über den Mord, wenn er auch nicht ganz unerwartet geschah, wie ich zugeben muss. Seid versichert, dass ich jeden Tag meines Lebens für die Seelen jener Frau und ihres Kindes beten werde.»
    «Das macht die beiden auch nicht wieder lebendig», sagte Adelina bitter. «Wenn ich Euch bisher noch nicht gehasst habe, Bruder Thomasius, dann seid gewiss, dass ich es jetzt tue. Ich seid verabscheuungswürdig. Verlasst mein Haus!»
    «Das werde ich tun, Meisterin Burka, sobald ich meine Abbitte vollständig geleistet habe.»
    «Wollt Ihr behaupten, da ist noch mehr?»
    «Ich möchte, dass Ihr begreift, wie wichtig es war, Vater Emilianus das Handwerk zu legen. Wir wissen nicht, ob sein Geist vollständig dem Wahnsinn verfallen ist oder ob er klaren Verstandes zum Ketzer wurde. Was wir unbedingt herausfinden mussten, war, ob er seine teuflischen Rituale allein durchführte oder gar einen Clan von Männern um sich geschart hatte. Stellt Euch vor, eine neue Sekte von Dämonenbeschwörern wollte den Stuhl des Erzbischofs untergraben und die Kurfürsten des Reiches bedrohen! Nach dem Tod der Schustersfrau gab Friedrich mir Vollmacht, alle Mittel anwenden zu dürfen, die dazu angetan wären, Beweise gegen Emilianus zu finden. Der sicherste Weg erschien uns,ihm zunächst zuzuarbeiten und den Verdacht, den er auf Neklas Burka geschoben hatte, zu erhärten und durch eine öffentliche Anklage meinerseits zu untermauern.»
    «Das war alles von Euch geplant?» Adelina konnte es kaum glauben und starrte den Dominikaner fassungslos an.
    «Wir mussten Emilianus in Sicherheit wiegen», fuhr Thomasius rasch fort, obgleich er zu spüren schien, dass die Luft für ihn immer dünner wurde. «Und es glückte uns auch. Dass ich Euch, Frau Adelina, besonders zugesetzt habe, tut mir leid. Jedoch schien es mir vonnöten, denn Emilianus ist glatt wie ein Aal, und es stand zu befürchten, dass wir trotz aller Anstrengung nicht zum Ziel kommen würden. Da ich aber weiß, wie beharrlich Ihr die Euren verteidigt und dass Ihr obendrein für eine Frau mit ungewöhnlicher Tatkraft und Witz gesegnet seid, wollte ich Euch auch ein wenig aufrütteln. Wie es scheint, habt Ihr meine versteckten Hinweise, was das Messer Eures Gemahls und die Dämonenbeschwörer angeht, durchaus richtig gedeutet.»
    «Wollt Ihr damit sagen, Ihr wolltet, dass ich Euch helfe?»
    Thomasius lächelte. «Ihr habt mir die ganze Zeit geholfen, Frau Adelina, indem Ihr Euch genau so verhalten habt, wie ich es erwartet habe. Zuletzt dachte ich, es könne nicht schaden, Euch ein wenig mehr in die richtige Richtung zu stoßen, denn die Zeit drängte. Zudem war die Angelegenheit in den Augen des Erzbischofs so delikat, dass er mir verbot, weitere Männer des Ordens einzuweihen. Auch weil wir nicht wussten, wer tatsächlich Freund und wer Feind war. Gestern schien es mir an der Zeit, Euch in die Pläne des Erzbischofs einzuweihen, doch da wart Ihr mir bereits zuvorgekommen und durch den Geheimgang in Eurem Keller entschwunden. Das hatte ich natürlich nicht ahnen können, wähnte ich Euch doch hier im Haus in Sicherheit. Aber Eure Flucht, so unvernünftig und kopflos sie gewesen seinmag, führte uns ja glücklicherweise schlussendlich ans Ziel, nämlich Emilianus auf frischer Tat zu ertappen.»
    «Das ist unglaublich», fuhr Neklas den Dominikaner entrüstet an. «Du behauptest, Teufelswerk verhindern zu wollen? Dass ich nicht lache. Was hätte der Erzbischof denn gesagt, falls ihr Adelina nicht mehr rechtzeitig gefunden hättet? Wenn ich es recht verstanden habe, war es reiner Zufall, dass Mira es geschafft hat, bis hierher zu gelangen. Hätte Emilianus auch sie gefasst, müssten wir heute gleich eine mehrfache Totenwache halten!» Er schüttelte den Kopf. «Stell es hin, wie du willst, Thomasius. Die Sünden, die ihr damit auf euch geladen habt, werden euch ganz sicher nicht die Pforten zum Paradies öffnen. Weder dir noch dem Erzbischof.»
    «Das, Magister Burka, lasst unsere Sorge sein», entgegnete Thomasius. «Natürlich ist Friedrich sich bewusst, in welch prekäre Lage er Eure Familie gebracht hat. Deshalb wird er veranlassen, dass sämtliche Anklagepunkte gegen Euch, die die Schöffen
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