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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus
Autoren: Petra Schier
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schüttelte den Kopf. «Das glaube ich nicht. Der Erzbischof ist anscheinend verschnupft, weil die Stadt Emilianus vor ein weltliches Gericht gestellt hat. Er will aber selbst über ihn urteilen. Soweit ich es verstanden habe, gilt der Bann wohl nur so lange, wie die Schöffen sich weigern, dieses Recht des Erzbischofs voll anzuerkennen.» Er zuckte mit den Schutern. «Es heißt, Friedrich wolle Emilianus irgendwann in den nächsten Tagen auf die Schandleiter vor dem Dom setzen lassen.»
    «Das soll seine Strafe sein?» Adelina konnte es noch immer nicht glauben. «Die Schandleiter für einen Mord?»
    «Nein, für seinen Verrat», erwiderte Neklas. «Für den Mord wird er Emilianus, soweit ich das verstanden habe, auf eine Pilgerreise nach Jerusalem schicken.» Er hielt inne. «Zu Fuß.»
    Greverode runzelte grimmig die Stirn. «Barfuß und auf den Knien», ergänzte er. «Gegeißelt werden soll er auch.»
    Adelina schnaubte abfällig. «Und wenn er von der Pilgerreise zurückkehrt, wird er sich rächen.»
    «Nein, Adelina.» Neklas nahm ihre Hand. «Er wird ganz sicher nicht zurückkehren. Dessen zumindest können wir wohl sicher sein. Vermutlich wird er es nicht einmal lebend bis Koblenz schaffen.»
    Einen Moment lang blickte Adelina ihn ratlos an, dann begriff sie. «Du meinst, sie werden ihn zu Tode geißeln?» Sie schauderte. «Das ist grausam.»
    Neklas hob die Schultern. «Wenn ich bedenke, was erdir antun wollte, ist es noch lange nicht grausam genug. Andererseits ist es eine unglaubliche Anmaßung des Erzbischofs, der Stadt auf diese Weise ihre Gerichtsmacht zu untergraben. Das wird wieder eine Menge böses Blut geben.»
    «Und das jetzt, wo gerade Ruhe eingekehrt war», fügte Greverode an. «Außerdem muss der Erzbischof sich vorsehen, den Rat nicht dauerhaft gegen sich aufzubringen. Immerhin hat die Stadt ihn bisher unterstützt und toleriert, dass König Wenzel abgesetzt wurde.» Er stellte seinen leeren Weinbecher beiseite. «Gestern erfuhr ich zufällig, dass Aachen sich bisher weigert, den neuen König Ruprecht anzuerkennen. Wer weiß, was da noch auf uns zukommt. Irgendwo muss er ja schließlich gekrönt werden.»
    «Du meinst, Köln könnte sich als Krönungsstadt anbieten?», fragte Neklas zweifelnd.
    Greverode nickte vage. «Wer weiß. Wenn die Aachener ihre Meinung nicht ändern …»
    «Meisterin?» Die Küchentür flog auf, und Mira rauschte freudestrahlend herein. In der Hand hielt sie einen Briefbogen, an dem noch ein Stück Siegelwachs klebte. «Wie habt Ihr das geschafft?», rief sie. «Wann habt Ihr denn mit meinem Stiefvater gesprochen? Ihr wart doch gar nicht …»
    «Mira!», unterbrach Adelina sie verwundert und zugleich amüsiert. «Wovon sprichst du überhaupt? Ich verstehe kein Wort. Was soll ich geschafft haben?»
    Mira holte Luft und begann erneut: «Ich habe eben diesen Brief von meinem Stiefvater erhalten. Er schreibt, dass ich unter den gegebenen Umständen nicht heiraten werde und meine Lehrzeit bei Euch beenden soll. Ich danke Euch so, Meisterin. Wie habt Ihr ihn bloß dazu überreden können? Wann habt Ihr überhaupt mit ihm gesprochen? Seit Katharinas Geburt habt Ihr doch das Haus gar nicht verlassen.»
    Adelina schüttelte, nun noch verblüffter, den Kopf.«Mira, ich habe nicht mit deinem Stiefvater gesprochen. Dazu hatte ich noch keine Gelegenheit. Wenn er sich das mit deiner Heirat noch einmal überlegt hat, muss es einen anderen Grund dafür geben.»
    Ungläubig starrte Mira sie an. «Aber … das … das kann doch nicht sein! Er war so gemein zu mir und hat mir gedroht, mich so lange zu prügeln, bis ich ihn anflehe, verheiratet werden zu dürfen. Und jetzt soll ich plötzlich bei Euch bleiben. Irgendwer muss ihm …» Sie erschrak, als Greverode sich leise räusperte. Miras Kopf ruckte zu ihm herum; offenbar hatte sie ihn bisher noch nicht bemerkt. «Oh! Hauptmann Greverode, Ihr seid auch hier?» Sie schluckte hektisch und wurde tiefrot. «Das wusste ich nicht, ähm, ich, also …»
    «Kein Grund zu stottern», sagte er und musterte sie mit mildem Spott. «Aber es freut mich, Euch zu Diensten gewesen sein zu können, edle Jungfer. Nun dürft Ihr nach Herzenslust noch ein paar Jahre Eurer Meisterin auf die Nerven gehen.»
    Mira riss die Augen weit auf und schnappte nach Luft. «Ihr wart das? Warum? Ich meine … Ihr wolltet doch …»
    Greverode runzelte leicht gereizt die Stirn. «Was ich wollte oder nicht, ist allein meine Sache, Jungfer. Fest steht allerdings, dass
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