Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
Autoren: Sally Koslow
Vom Netzwerk:
verworren waren wie Wurzeln widerspenstigen Unkrauts, ruhen zu lassen.
    Und manche Fragen würden sie niemals stellen. Warum hatte Quincy sie verlassen? Vor einem halben Jahr war sie Hals über Kopf umgezogen, das passte doch gar nicht zu ihr. Würde Jake, ein eingefleischter Yankees-Fan, sich je für ein Baseballteam, das sich die Twins nannte, erwärmen können?Was kam als Nächstes, Eisfischen? Sah Talia sich mittlerweile nach einem anderen Job um? Würde Tom je seine Doktorarbeit beenden? Oder Jules und Arthur sie mit ihrer Hochzeit überraschen? War es wahre Liebe zwischen den beiden, oder hatte Jules die Hoffnung darauf aufgegeben?
    Sie waren auch klug genug, einander nicht zu fragen, warum Chloe nicht dabei war. Chloe war in ihrer Abwesenheit vielleicht präsenter, als sie es leibhaftig gewesen wäre. Jules meinte, erklären zu können, warum Chloe nicht da war   – sie hatte noch immer mit dem Schock des reduzierten Lebensstandards zu kämpfen, des Betrugs und der Schande. Talia glaubte, dass es an ihrem Streit lag. Quincy dagegen kümmerte sich nicht um Erklärungen. Sie hatte einen so weiten Weg auf sich genommen und versuchte nur, Chloes Verhalten nicht als persönliche Zurückweisung zu nehmen. Und so vergnügten sich die drei Frauen in ungefährlichen Gewässern.
    An diesem Tag dachten sie nicht:
Sie wird dick. Sie kriegt graues Haar. Sie hat Krähenfüße. Sie trinkt zu viel.
Das Gespräch wirbelte dahin wie Milch in Kaffee und verlieh ihnen allen Heiterkeit, während sie einander abschätzten   – liebevoll.
Sie hat schon fast alle Schwangerschaftspfunde wieder abgenommen. Sie trägt Arthurs Ring. Das lange Haar steht ihr.
    Sie achteten darauf, nicht von neueren Freunden zu erzählen: die Mutter, mit der Talia sich immer im Park traf; der Linguistikprofessor, mit dem Quincy auf schattigen Pfaden am See entlangjoggte; die Frau, mit der Jules nach dem Little-Maestro-Kurs einen Cappuccino getrunken hatte. Jules wusste nicht genau, was sie zur größeren Närrin machte: dass sie bei Little Maestro den Preis einer Opernkarte dafür bezahlte, dass Sienna mit ihrem Windelhintern zu Stevie-Wonder-CDs wackelte; oder dass jene Frau ihr Enkelkind zu dem Kurs begleitete und auch sie für eine Großmutter gehalten hatte. Mit vierundvierzig!
    Wenn sie an die Zukunft dachten, konnten sie es kaum verwinden, was alles nicht sein würde: die Bücher und Filme, über die sie nicht reden würden; die Urlaubsfotos, die sie nicht ansehen könnten; die Einkaufsbummel, die sie nicht miteinander machten, um ein Kleid für einen wichtigen Anlass auszusuchen, den eine von ihnen ohne die anderen feierte; der Freudenschrei, den die anderen nicht hören würden, über eine Beförderung oder die Aufnahme der Kinder aufs College; deren erste Liebe, von der sie nicht erfahren würden. Es war durchaus möglich, dass sie die Frau neben sich nicht mehr kennen würden, wenn sie erst fünfzig, sechzig oder älter war, Großmutter wurde oder Witwe oder unfassbar erfolgreich, wenn sie ihre Mutter verlor oder ihre große Leidenschaft entdeckte; dass sie nicht, wie sie sich einst ausgemalt hatten, als alte Ladys gemeinsam ein Haus bewohnen und darauf aufpassen würden, dass die anderen ihre Medikamente nahmen und sich die Hüfte nicht brachen. Sie würden einander nicht die Hand halten am Ende, im Krankenhaus.
    Oder vielleicht doch.
    Sie bestanden aus Fragmenten und begannen langsam zu vergessen, wie es war, jung und ganz zu sein, wie eine makellose Vase, die dastand und darauf wartete, dass die Blumen erblühten. Um auf Nummer sicher zu gehen, schwelgten sie in alten Zeiten und hielten sich an ihre Erinnerungen, die lebendiger wirkten als die Schlagzeilen von heute Morgen.
    »Erinnert ihr euch noch an das erste Silvester in unserer Wohnung, als wir selbst gemachte Fettuccine ausrollten und zum Trocknen über die Duschstange hängten?«
    »Dieses Pesto   – ich habe nie wieder eins gegessen, das auch nur halb so gut war.«
    »Mein Gott, was waren wir unerträglich damals. Zu der Zeit war Pesto der Inbegriff von Kultiviertheit für uns.«
    »Als wir Pinienkerne noch nicht von einem Paar Eier unterscheiden konnten.«
    Ich mochte uns damals,
dachten sie alle.
Ich mochte uns lieber. Werden alle Frauen etwas härter mit den Jahren, ihr wahres Selbst überzogen von vielen Lebensschichten, bis es am Ende diamanten glänzt?
    Jules stand auf, um den Tisch abzuräumen. Talia und Quincy folgten ihr mit Stapeln von Tellern und Schüsseln, und als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher