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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
Autoren: Sally Koslow
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spezialisiert hatte. Winters hatte vorgeschlagen, dass ich zur Vorbereitung einige der Konkurrenten selbst aufsuchen und ausprobieren sollte, was ich   – nachdem ich in einem Rotton angelaufen war, der so in der Natur noch nie zu sehen gewesen war   – sehr gern tat. Denn seit dem Fall des Reiches Keaton machte ich das Wachsen selbst, eine der vielen Sparmaßnahmen, auf die ich stolz bin. Nicht, dass Xander einen Blick auf meine neue Landebahn geworfen hätte. Wir hatten uns nicht mehr nackt gesehen, seit unsere Welt eingestürzt war.
    »Mach dir keine Sorgen um mich«, verkündete Xander heute Morgen, als ich zur Arbeit ging. Da hätte er auch gleich sagen können:
Achte gar nicht auf die Herpesbläschen an meinem Mund.
Mir Sorgen zu machen war zu meinem zweiten Job geworden. Welche Frau würde sich keine Sorgen machen um einen Mann, der jeden Nachmittag Bier trinkend vor dem Fernseher saß und sich alte Golfturniere ansah, die noch vor seiner Geburt ausgetragen worden waren? Der zwei Mal vergessen hatte, seinen Sohn von einem Freund abzuholen? Der die Ben&Jerry’s-Scholadeneis-Therapie einem Gespräch mit seiner Frau vorzog?
    Was okay war, denn ich wusste selbst nicht so genau, was ich zu ihm sagen sollte. Ich würde seinen Betrug sowieso erst in einem Jahr, oder in fünf, überwunden haben. Zum Glück hatte ich von Autumn Rutherford die edle Kunst der Schubladisierung gelernt, eine Fertigkeit, für die ich Talent bewies. Wenn ich die Tür unserer Mietwohnung dreimal hinter mir verschlossen hatte   – kein Pförtner, Sonnenlicht, Waschküche, Spülmaschine oder Wäscheschrank   – und auf die U-Bahn wartete, verwandelte ich mich in Chloe, die Kämpferin, eine Frau, die Selbstachtung ausstrahlte.
    Mir gefiel diese Chloe, genau wie mir gefiel, dass Jade, die Empfangsdame von Bespoke Communications, mich um Rat fragte, was sie ihrer Mutter schenken sollte (ein hübscherMorgenrock kam immer gut an), wie man Kleider knitterfrei in Koffer packte (mit Seidenpapier) und was das seltsame Utensil rechts neben ihrem Teller am Abend zuvor bei »Per Se« gewesen war, wohin ihr Hedgefonds-Manager-Freund (lauf, Jade, lauf) sie zum Essen eingeladen hatte (ein Fischmesser). Mir gefiel, dass Winters 75   Prozent meiner Werbetexte auf Anhieb lobte, und mir gefiel sogar noch besser, dass ich gut bezahlt wurde und meine Familie ernähren konnte. Jede Woche, wenn mir mein Gehalt auf dem Konto gutgeschrieben wurde, lächelte ich. Aber nur für mich.
    In der Schublade Chloe war ich vielleicht allein, aber ich war nicht einsam. Jules war unerschütterlich wie eh und je, und Quincy und ich telefonierten viel zwischen New York und Minneapolis hin und her. Jedes Mal wenn wir miteinander redeten, spürte ich ihre wachsende Zuneigung für ihre neue Gemeinde, die auf ihre ganz eigene, zurückhaltende Weise buchstäblich zu ihr zu sprechen schien. Neulich erst rief sie: »Oh, herrjemine«, als sie in einen Hundehaufen trat, nachdem ihrem Welpen Tallulah ein Malheur passiert war.
    Blieb noch Talia.
    Wir hatten uns am ersten Schultag gesehen. Erhobenen Hauptes hatte ich dagestanden, doch sie war wie ein scheuer Spion herumgeschlichen. Ich spürte, dass sie wieder anknüpfen wollte, wo wir aufgehört hatten; und im Vergleich zur Sonnenfinsternis, die sich durch Xanders Betrug auf uns herabgesenkt hatte, war das Problem zwischen Talia und mir nur ein schwaches Flackern. Ich hätte es hinter mir lassen sollen, so wie ich es einst getan hatte, als ich in die Küche kam und Xander sich wie ein Faden um eine Stricknadel um Quincy geschlungen hatte.
    Ich hätte mich gern   – liebend gern   – mit Talia wieder vertragen, zumal mein Leben ja eine Neunzig-Grad-Wende in ihre Richtung genommen hatte. Sie hätte mir bestimmt ein paar Rabattcoupons gegeben, die sie ausgeschnitten hatte,oder mir erklärt, wie man in der Leihbücherei Bücher vormerken ließ. Und ich hätte eine Umarmung gebrauchen können. Aber konnten wir einfach auf »Entfernen« drücken und so tun, als wäre nichts geschehen? Vielleicht war die Versöhnung nur eine E-Mail und eine Tasse Kaffee entfernt. Es hätte leicht sein sollen, sich wieder zu vertragen, aber in jenem Moment kam es mir vor, als wollte ich zusammengefallene Sahne noch einmal steif schlagen. Ich brauchte mehr Zeit.
    Meine Gegensprechanlage summte. »Der Kunde verspätet sich fünf Minuten«, sagte Jade. Ehe ich Gelegenheit hatte, ihr zu danken, ertönte der neue Klingelton meines Handys, den ich in Carly
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