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Freude am Durchblick

Freude am Durchblick

Titel: Freude am Durchblick
Autoren: Ursula Buechler , Klaus Juergen Becker
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Beziehung zu leben. Aufgrund von Kriegserlebnissen, Vertreibung und anderen Erlebnissen war es für meine
Eltern sehr schwierig gewesen, ihren Weg miteinander zu leben. Doch die gemachte Erfahrung zeigte mir: Über meine Augen und in meinem Körper war die ersehnte Integration möglich. Durch Mitgefühl mit unseren Eltern entwickeln wir Verständnis und Mitgefühl mit uns selbst.
    Am Nachmittag desselben Tages machten wir eine Sehübung, in der wir mit unseren Augen einen Ball verfolgen sollten, der an einem langen Seil über uns hin- und herschwang. Ich wählte für diese Übung mein linkes Auge aus, weil ich das zuvor Erlebte weiter intensivieren wollte. Mein rechtes Auge hatte ich wieder mit einer Augenklappe verdeckt. Ich lag auf dem Rücken und über mir schwang dieser kleine Ball hin und her. Ich verfolgte ihn mit meinem linken Auge von hinten nach vorne, von rechts nach links, und der Ball bewegte sich dabei mal schneller und mal langsamer.
    Mir fiel auf, dass mein linkes Auge den Bewegungen des Balles nicht überallhin folgen konnte. Ich erlebte dies wie ein Stoppen meines Auges und dann als erneutes Aufnehmen der Schwingungsrichtung des Balles. Heute weiß ich, dass zu dem Zeitpunkt das Zusammenspiel der sechs äußeren Augenmuskeln nicht ausgewogen, nicht im Gleichgewicht war.
    Dann beendeten wir die Übung. Ich setzte mich an den Rand und beobachtete die anderen Kursteilnehmer. Gleichzeitig dachte ich über mein voriges Erlebnis nach, als mich ein tiefer Schmerz durchfuhr. Es war, als hätte mir jemand ein Messer in mein Auge gestoßen. Alles um mich herum bewegte sich. Nichts blieb an seinem Platz. Ich fühlte mich wie in einem Kettenkarussell. Auch die Menschen bewegten sich, obwohl sie auf ihren Plätzen saßen. Es war entsetzlich. Ich geriet schier in Panik und wusste nicht, was mit mir geschah. Heute weiß ich: Ausgelöst durch die Übung mit dem Ball in Verbindung mit den vorbereitenden Erkenntnissen hatte sich eine jahrzehntelange Verkrampfung des linken unteren Augenmuskels gelöst und einen eingekapselten Schmerz freigegeben.
    Nach fünf Minuten war mein Schmerz verflogen. Die Bilder bewegten sich nicht mehr. Alles war ruhig. Ich stellte fest, dass ich auf einmal ohne meine prismatische Brille dreidimensional sehen konnte. Meine beiden Augen hatten sich – statt wie bisher üblich zu divergieren – ganz von selbst auf denselben Punkt eingestellt. Mein räumliches Sehen hatte sich eingestellt. Alles hatte plötzlich Tiefe. Alles war plastisch. Es war fantastisch, unbeschreiblich, und eine große Freude machte sich in mir breit. Im Gegensatz zur früheren Erfahrung bei Liberman blieb mir diese Heilung erhalten. Es festigte sich in mir die unumstößliche Erkenntnis:
    Mitgefühl ist DER Schlüssel zur Heilung!
    Für mich als Optikerin, als Spezialistin für prismatische Korrekturen und binokulares Sehen waren diese Erlebnisse damals zunächst noch unerklärlich und ich musste erst einmal in das tiefere Verstehen meiner eigenen Heilung hineinwachsen. Heute weiß ich, dass sich auf dem Weg zu einer Heilung oftmals eingekapselte Blockaden öffnen und lösen müssen, bevor das neue, gesunde Sehmuster angenommen werden kann.
    Aus der Neurophysiologie und der Traumatherapie (EMDR etc.) ist bekannt, dass über Augenbewegungen Synapsen im Gehirn aktiviert werden, die eine Verbindung zwischen dem Bewusstsein, dem bewussten Erinnern und dem Unterbewusstsein herstellen. Die richtige Augenbewegung schließt den Stromkreis vom unerlösten seelischen Konflikt zur Hirnrinde und unterbricht den Stromkreis zum autonomen Nervensystem – der Konflikt ist entkoppelt!
    Genau dies war mir in meinem Erlebnis im Sommer 2000 widerfahren. Mir dämmerte, welch gewaltige Wirkung die Psyche auf unsere Sehleistung hat, und in mir reifte auf der Rückfahrt von dem Seminar der Entschluss, eine Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie zu machen.
    Nach einigen Wochen, in denen ich mithilfe von Augenübungen an der Integration meiner Augen arbeitete, um die erfahrene Heilung zu stabilisieren, rief mich eines Tages mein Bruder Werner an. Er hatte unsere Mutter im Altenheim besucht und berichtete von wundersamen Veränderungen unserer Mutter: Nicht mehr die üblichen Klagen über Mitbewohner, das Essen usw. standen bei ihr im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. Unsere Mutter war liebenswert, freundlich und allen zugewandt geworden. Mein Bruder konnte die positive Entwicklung unserer Mutter nicht fassen und hatte keine
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