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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Jacken schießbereit. Ihr Blick fiel auf die drei Männer. Auf dem Boden standen Rucksäcke. Während zwei der Verdächtigen daran hantierten, sah der dritte sich ständig um. Er blickte in Schartauers Augen, sah die Handhaltung Heustapels und schrie etwas. Einer der drei zuckte hoch. In seiner Hand lag eine Schusswaffe. Die Kriminalpolizisten drohten mit ihren vorgehaltenen Waffen.
    »Polizei! Keine Bewegung!«, schrie Schartauer. Er war von seiner eigenen Reaktion überrascht. Die drei Männer blickten verunsichert. Der Verdächtige mit der Waffe behielt sie in der Hand.
    »Polizei! Keine Bewegung!«, schallte es vom Eingang des Rau mes. Die Streifenbesatzung kam langsam auf die drei an den Ruck­ säcken zu, ihre Pistolen im Anschlag. »Jetzt nur keinen Scheiß machen. Schön ruhig bleiben«, betonte einer der Uniformierten. Schartauer und Heustapel behielten ihre Schießhaltung bei und machten den Kollegen Platz. Die Augen des Verdächtigen mit der Pistole sprangen von einer Uniform zur anderen. Einer seiner Begleiter raunte etwas, dann hoben sie gleichzeitig ihre Arme in die Höhe.
    »Fallen lassen!«, schrie einer der Streifenpolizisten. Nichts geschah. Die drei mit den erhobenen Armen sahen sich an. »Drop it!«, rief die gleiche Stimme. Der Angerufene lächelte. Das metallische Klirren der Pistole, die auf den Steinfußboden fiel, hallte im Raum.

Murmeltiere
    Elke blieb an den Schildern des Wegkreuzes. Riemannhaus drei Stunden, Saletalm vier waren da einige der Ziele benannt. Sie schob ihren Rucksack zurecht und sah sich um. Hubert kam hinter der Wegbiegung hervor und zog an seinem Hosenreißverschluss. Ich muss darauf achten, dem nie die Hand zu geben, ermahnte sie sich.
    »Hier!«, rief sie ihm zu, »Koglerhaus nur noch 45 Minuten. Gleich haben wir’s geschafft.« Und dabei wies sie auf die Wegschilder. Er lächelte und kam näher.
    »Ich weiß, ich war schon hier droben, hatte ich doch erzählt. Und seit dem letzten Mal hat sich die Strecke nicht geändert. Also komm. Die Zeit wird eh knapp. Bestimmt ist jetzt dort ein Mordsrummel. Herbst im Gebirge, bald sind die Hütten eh zu. Da klettern die Flachländer noch mal schnell herauf und verstopfen die Gegend vorm ersten Schnee. Bei der Essensausgabe wird’s zugehen wie bei der Bundeswehr. Wirst sehn.«
    Die Sonne veredelte mit ihrer kräftigen Nachmittagsfarbe die Landschaft. Das feste Gras, das in dieser Hochebene die Boden wel len überwucherte, färbte sich langsam golden. An einer weite ren Wegkreuzung sahen sie von rechts zwei Wanderer, die in einiger Entfernung einen Vorberg herunter und zwischen Kiefern hindurch in ihre Richtung kamen.
    »Die kommen vom Viehkogel«, erklärte Hubert ungefragt und wies auf den grasbewach senen Kegelberg schräg über ihnen, »oder dort von dem Ingolstädter-Haus«, wobei er weiter aushol te und rechts am Kegelberg entlang ins Unbestimmte wies. »Die wollen sicher auch gleich was zum Essen und sich waschen, also aufi.«
    Nach einer Kurve bergab vorbei an Murmeltieren, die sich pfei fend warnten, führte die helle Linie des mit Geröll bedeckten We ges direkt auf ein großes Gebäude zu. Es schmiegte sich scheinbar an den Viehkogel und lag wie ein Querriegel vor dem dahinter liegenden Tal. Das Koglerhaus. Je näher Elke ihm kam, desto wuchtiger erschien es ihr. Eher eine Jugendherberge, dach te sie, als eine Alpenhütte. Nein, Hütte passte hier sowieso nicht.
    Hubert und sie folgten den letzten Metern des Weges durch kniehohen Alpen-Ampfer, der mit seinen großen Blättern wie Rhabarber aussah. An der schmalen Hausseite vorbei gelangten sie auf die Talseite des Hauses. Abrupt blieb Elke stehen. Ihr Herz schlug höher. Von dort, wo sie stand, sah sie auf ein hügeliges Gra stal, in dessen Mitte Wasser türkis schimmerte. Der Funtensee. Di rekt am Ufer gegenüber standen zwei alte, windschiefe Holzhütten. Am Horizont zeigten sich scharfkantige Bergspitzen, die in der Sonne des Spätnachmittages aufleuchteten.
    »Mein Gott wie schön«, flüsterte Elke zu sich selbst und setzte den Rucksack ab, »an so einen Ort gehört normalerweise ein Klos­ ter.« Das letzte Wort gab ihr einen Stich. An einem See mit Kloster hatte Manfred sich von ihr getrennt. Trotzdem, sie atmete tief ein und zitterte ein wenig, denn dieser Anblick war bezaubernd, er bewegte sie tief und linderte ihr Herzweh. »Ein starker Platz«, sagte sie laut und lächelte. Von hinten zog der Geruch alten Schweißes zu ihr hin.
    »Nicht wahr, das entschädigt
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