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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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verschwand. Sich gegenseitig stützend, wobei einer von ihnen ständig nach hinten sah, verließen sie hastig die Szenerie, die erst jetzt wieder zu leben begann.
    Nach einem Moment absoluter Stille waren Schreie zu hören. Eine schwarze Rauchwolke erhob sich über dem Reisebus. Flammen züngelten von innen durch die zerplatzten Scheiben. Es roch nach verbranntem Gummi und Plastik. Erste Menschen liefen vom Rand des Platzes auf den Bus zu, blieben dann aber entsetzt stehen. Im Qualm des Feuers war die rot-weiß gestreifte Bluse der Fahrerin zu erkennen. Ihr Oberkörper war aus dem Fenster der Fahrertür geschleudert worden und hing wie eine Puppe halb heraus.
    Zwei Passagiere, die noch nicht eingestiegen waren, lagen blutend mit verrußten Gesichtern auf dem Pflaster. Orientierungslos befühlten sie ihre Verletzungen und stürzten, als sie sich aufrichten wollten, erneut zu Boden.
    Die beherzteren Helfer, die in den brennenden Bus drängten, blickten im Gang in die aufgerissenen Augen eines Mannes. Ein Metallsplitter saß in seinem Hals, das Trachtenhemd war blutgetränkt. Hinter ihm lag, in sich zusammengesunken, ein lebloser Businsasse mit zerfetzter Brust und abgerissenen Beinen. Die Stümpfe an den Oberschenkeln waren blutig und rußverschmiert. Schritte knirschten über Glas, als die ersten Körper aus dem Feuer gezerrt wurden. Beißender Qualm nahm immer wieder Sicht und Atem. Im hinteren Teil des Busses schien es mehr Verletzte als Tote zu geben.
    Weitere Helfer begannen, die Herausgetragenen aneinanderzureihen und sich um einzelne Opfer zu kümmern. Immer wieder wurde nach einem Arzt geschrien.
    Sirenengeheul aus der Ferne kündigte Hilfe an. Nach und nach verwandelte sich das anfängliche Chaos in eine Struktur. Der Platz füllte sich langsam mit Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst. Das Feuer wurde aus einigem Abstand mit Wasser und Schaum bekämpft. Für die Evakuierten aber reichten die Rettungswagen nicht aus. Ein Notarzt klassifizierte die Verletzten und entschied über sofortigen Transport. Viele wurden von den Helfern vor Ort betreut. Die Polizei sperrte das Gebiet ab und begann mit der Befragung von Zeugen. Hatte jemand etwas Ungewöhnliches bemerkt, was war den Anwesenden aufgefallen?
    Durch Knall und Feuer Herbeigelockte mischten sich mit umstehenden Augenzeugen. Gesehenes wurde mit Hörensagen und Anschauungen vermengt. Im Laufe der nächsten halben Stunde aber war eine Beobachtung öfter zu hören. Es galt, die drei jungen Männer zu finden, die am Taxistand auf die Explosion gewartet und sich wie in einem Gefecht gerettet hatten.
    Als die Fahndung nach ihnen nicht nur über den Polizeifunk, sondern auch an alle Bus- und Taxifahrer weitergegeben worden war, hatte sich schon der erste Hinweisgeber gemeldet.

Zirbeln
    »Sag mal, gehst du noch woanders in die Berge als nur hier hoch zum Funtensee?« Elke hatte ihr Tempo gefunden und setzte beharrlich Fuß vor Fuß.
    »Freilich. Ich wohn ja unten in Berchtesgaden, da locken doch Watzmann, Steinernes Meer und Reiter Alm. Ohne das kann ich nicht übers Jahr. Aber der See da oben, diese Lage im Wiesental, die ist einmalig schön. Für mich hat das was Magisches, weißt.« Hubert, der sich hinter Elke hielt, sah ihr immer wieder auf den verschwitzten Nacken. Wandte sie sich ihm zu, glitt sein Blick auf den Weg.
    »Was machst du denn in Berchtesgaden, dass du so oft weg kannst?«
    »Na, oft ist relativ. Ich fahr halt nicht drei Wochen auf die Malediven oder nach Mallorca zum Saufen. Hier ein paar Tag am Berg, dort ein Gipfel, dann wieder ein Klettersteig, ich komm auch so mit meinem Urlaub hin. Immer so rund ums Wochen­en de, verstehst? Und du, was machst du so?«
    »Jetzt hast du mir nicht gesagt, was du beruflich machst, ist das geheim?« Elke überlegte, was sie ihm über sich erzählen sollte.
    »Na, geheim ist nix. Ich bin Journalist, schreib für den Berchtesgadener Anzeiger. Über Kraut und Rüben, aber Gott sei Dank mit Festanstellung. Gibt’s ja kaum noch in unserem Gewerbe.«
    »Dann kennst du ja die Gegend und ihre hintergründigen Geschichten. Das find ich span nend. Schätze, du kannst gar nicht immer niederschreiben, was du so alles erfährst, oder?«
    Hubert wiegte bedächtig den Kopf hin und her. Plötzlich blieb er stehen. »Schau, ein Alpensalamander. Leider wieder nur ein totes Exemplar.« Beide Wanderer umstanden den Leichnam eines schwarzen Salamanders, der platt und vertrocknet zwischen zwei Steinen am Wegrand lag. »Im Regen
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