Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
Vom Netzwerk:
einer Bombe verbunden war. Dafür führten sie israelische Pässe mit sich. Waren sie echt? Das Misstrauen blieb.
    Die Tatsache, dass die Männer beschnitten waren, sagte nicht viel über sie aus. Die Polizisten sahen in ihnen Südländer, eine bequeme wie ungenaue Einordnung aller Bewohner rund um das Mittelmeer. Nach ihrem Aussehen kam durchaus der Nahe Osten infrage. Aber Araber oder Israeli, der Unterschied war für die bayerischen Beamten fließend. Das BLKA war am Bahnhof nicht so schnell zur Stelle wie gewünscht, so konnte ein vielleicht hilfreicher Blick in die Rucksäcke nicht erfolgen.
    Die Waffe, die Heustapel bei der Festnahme gesichert hatte, entpuppte sich als schussunfähiges, weil zugelötetes Sammlerstück einer Luger 08/15. Man habe diese, so beteuerte der Mann, der sie gezogen hatte, auf dem Oktoberfest gekauft. Von irgendeinem Tischnachbarn in einem der Zelte, mehr wisse er nicht. Der Bierkonsum, man verstehe?
    Die Zeugen, die das Verhalten der drei am Taxistand vor und nach der Bus-Explosion merkwürdig gefunden hatten, wurden sorgfältig befragt. Was genau war ihnen verdächtig oder bemerkenswert vorgekommen?
    Es waren Blicke voll lauernder Ablehnung, ja Hass gewesen, die sie den Jungnazis aus Brandenburg zugeworfen hatten, fand ei ner der Zeugen.
    Ein anderer schilderte, wie die kleine Gruppe sich nach dem Knall der Bombe routiniert hingeworfen hatte, wie auf dem Schlachtfeld. Als ob die so was trainiert hätten, meinte er und erinnerte sich an seine Bundeswehrzeit.
    Auf dieses Verhalten angesprochen, lächelten und bejahten die jungen Männer. Ja, schließlich habe man den Armeedienst in Is rael beendet. Üblicherweise mache man danach eine Tour, in der Re gel nach Asien oder Europa. Sie hätten sich das Oktoberfest angesehen und waren neugierig auf die Überreste von Hitlers Haus am Obersalzberg. Natürlich hätten sie die Nazis da auf dem Parkplatz gehasst. Das sei doch klar. Und wieder ja, alle drei hätten trainiert, sich bei Granateneinschlägen sicher zu verhalten. Das bringe die Armee in Israel ihren Leuten ja bei. Einer nach dem anderen sagte aus. Übereinstimmend.
    Wir haben die Falschen, dachte Schartauer und sah Heustapel vielsagend an. Der Kollege vom Erkennungsdienst, der die Fest genommenen rollen, das heißt ihre Fingerabdrücke nehmen soll te, musste ihre Hände auch noch nach Sprengmitteln und Schmauch abtupfen. Der ältere Ermittler wartete jetzt auf das Ergebnis der Gepäckdurchsuchung. Aber der Biss für weitere Verhöre war verflogen. Alles hing von der technischen Untersuchung des Busses und der Spuren bei den Verletzten ab. Erst dann hätte die Polizei echte Ermittlungsansätze. Er dachte müde an ein Glas Champagnerweizen mit Sauerteigbrot, geräuchertem Schinken und Obazdn.
    Ihre Bürotür öffnete sich und Heustapel wurde rausgerufen. Wenige Minuten später kam er zurück, einen Zettel in der Hand.
    »Eines der überlebenden Bombenopfer aus dem Bus macht sich Sorgen um einen Kameraden . Er hat im Krankenhaus darum gebe­ten, ihn hier in Berchtesgaden unter Schutz zu stellen.« Er setzte sich und blickte konzentriert auf das Papier. »Bevor wir tatenlos auf Ergebnisse warten, könnten wir auch was essen. Komm, zieh deine Jacke an.« Er war aufgestanden, Schartauer sah ihn neugierig an.
    »Was steht denn auf dem Zettel, den du da mit dir rumträgst? Wer soll geschützt werden? Abendbrot wäre jetzt fein, aber ich weiß nicht, ob wir dafür Zeit haben.«
    Heustapel gab seinem Kollegen das Papier und öffnete die Büro ­tür.
    Schartauer sah ungläubig auf den Text und erhob sich langsam. »Zum Eger-Wirt willst du? Was soll das denn? Der Alte hat doch seine besten Tage hinter sich.«
    »Das Bombenopfer aus Brandenburg hat gemeint, ihr Kameradschaftsführer habe nach dem geplanten Besuch des Kehlstein hauses am Obersalzberg vorgehabt, diesem Herrn die Aufwartung zu machen und so der Alten Garde die Ehre zu erweisen. Fürchterlich. Hitlers Teehaus hört einfach nicht auf, die Leute anzuziehen, Kehlstein hin oder her. Wegen dem Berg geht keiner da hoch. Jetzt jedenfalls sei zu befürchten, meint das Bombenopfer, dass auch dieser Eger-Wirt, ein alter Herr der nationalen Bewegung, getötet werden solle. Von irgendwem.«
    Schartauer sah unglücklich drein und folgte seinem jüngeren Kollegen. »Aber die Küche da ist ganz schlecht, du bekommst nur Magenbrennen. Nicht mal eine Haxe kriegen die richtig hin, und die brät sich schon von allein. Der Alte wird sicher nur am Tisch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher