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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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sitzen, Enzian trinken und grantln.«
    »Wir können den Hinweis nicht ignorieren. Vielleicht gibt’s ja auch ein Schinkenbrot. Damit kann man nix falsch machen, was meinst? Jedenfalls ist dieser Altnazi eine wichtige Figur für die. Lies mal den letzten Satz, den die Kollegen uns da aufgeschrieben haben. Der Eger-Wirt gilt als einer der Königsmacher, ohne ihn wird niemand Parteichef. Weißt du, dieses Bombenattentat ist vielleicht eine interne Angelegenheit. Ich hab schon mal eine Streife vorausgeschickt, keine Ahnung, wo sie die hernehmen. Komm Helmut, dümmer werden wir bei der Ermittlung sicher nicht.«
    »Schinkenbrot bei der grauen Eminenz der Nazipartei. Na, ich danke.«

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Kopfschmerz
    Das Dröhnen im Kopf wollte nicht aufhören. Langsam erwachte Elkes Bewusstsein, und sie rieb sich die Augen. Sie lag im oberen Stockbett, von schräg unten zog ein leises Schnarchen zu ihr rauf. Das Licht in der Kammer war dämmrig. Mit einem Rundumblick sah sie, dass ihre Kleidung da hing und lag, wo sie sein sollte. Außer ihr und dem, der da vor sich hin sägte, war niemand sonst ins Zimmer quartiert worden. Langsam erhob sie sich und zitterte. Der Raum war kalt. Ein pelzig-erdiger Geschmack klebte auf ihrer Zunge.
    Während sie sich anzog, kam ihr der Abend in den Sinn. Bei dem einen Enzian war es nicht geblieben. Hubert hatte sich neben sie gesetzt und war mit zunehmender Gläser-Zahl immer näher gerückt. Als er seine Hand auf ihren Oberschenkel gelegt hatte, war Elke die Idee mit dem Williams Christ gekommen. Um den zu holen, war er schwankend aufgestanden, aber nicht mehr wiedergekommen. Eine Zeitlang hatte sie allein am Tisch gesessen und dem breiigen Klanglärm um sie herum gelauscht. Dann war sie aufs Zimmer gegangen.
    Jetzt lag Hubert ausgestreckt auf seinem Hüttenschlafsack, eine Decke halb über sich gezogen. Elke ging durch den Kopf, ob sie ihren Zimmernachbarn wecken sollte. Schließlich gab es Frühstück nur bis acht Uhr. Die Regeln auf den Wanderhütten waren unerbittlich. Draußen am Gang herrschte schon wieder ein reges Hin und Her der Gäste, der Dielenboden dröhnte von ihren Schrit ten. Unsicher stieg sie die Treppe hinunter zum Damenwasch­raum. Beim Betreten musste sie lächeln. Hubert hatte zu ihrem ges­trigen Fehlbesuch kein Wort gesagt. Zudringlich war er trotzdem geworden. Wie gut, dass sie mehr vertrug als er. Enzian. Was für ein gruseliges Zeug. Die Kopfschmerzen kamen sicher vom vielen Sich-Schütteln nach dem Hinunterkippen, dachte sie belus­tigt.
    Mit kaltem Wasser im Nacken und an der Stirn ließ das Pochen und Dröhnen im Schädel etwas nach. Was hatte Hubert zwischen zwei Schnäpsen noch erzählt? Von der Wirtin Gundi hätte er gehört, dass in der Schnapsbrenner-Hütte am See gerade jemand wohne. Ein Gastronomie-Kritiker. Sie sei gar nicht gut auf den zu sprechen gewesen. Beim Einschenken habe sie sich an ihrer The ke so ereifert, dass die Gläser übergelaufen seien. Über diesen Läs­terer gäbe es wohl einiges zu sagen, hatte Hubert noch gemeint und dann ihren Oberschenkel berührt. Weiter war er nicht gekommen, sie hatte ja den Williams bestellt.
    Elke nahm an der Essens-Ausgabe ihr Tablett mit drei Scheiben Brot, Käse und Wurst sowie einem Klecks Marmelade in Empfang. Der Kaffee im Becher drohte bei ihrem unsicheren Gang überzuschwappen.
    Sie setzte sich in die neue Stube. Etwas drückte sie dabei in der Hosentasche. Irritiert griff sie hinein und hatte den kleinen Türkis in der Hand. Gedankenverloren betrachtete sie die schwarzen Einschlüsse und die abgenutzte Oberfläche, steckte den Stein wieder ein und sah sich um. Die meisten Gäste waren bereits im Aufbruch, wähnten sich spät dran. Während Elke sich an dem Becher Kaffee wärmte, schaute sie durch das Fenster hinter ihr. Der Blick fiel nicht wie erwartet hinaus in die Bergnatur, sondern in eine Art Hinterhof, den ein senkrechter Felsen bildete, an den sich zwei Hüttenwände anschlossen. An der Rechten bedeckte eine graue Plastikplane die untersten Holzbohlen, vor der Eisenwinkel und eine Schubkarre lagen.
    Elke wandte sich wieder ihrem Tablett zu. Na, der Gastronomie-Kritiker wär hier mal nötig, dachte sie beim Bestreichen des Brotes, so klumpig wie die Marmelade aussieht. Als sie dann zubiss, fühlte sie sich bestätigt, kaute aber tapfer weiter.
    Aus ihrem Augenwinkel nahm sie einen Schatten von draußen wahr und sah erneut hinaus. Die Wirtin, die sie eben noch an der Ausgabe so
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