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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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mit dem Hof. Verschuldet sollen sich die Eltern haben, der Vater hatte sich noch woanders verdingt. Das ist natürlich alles sehr lange her. Und jetzt ist der Hof ein Hotel. So viel zum Bergbauern-Glück.« Hubert schulterte seinen Ruck­sack.
    »Wir müssen eins höher«, erklärte er. »Die Fünfzehn ist zum Tal raus, mit Seeblick. Du wirst es lieben.«
    Dieser letzte Satz ließ Elke erschauern. Sie sah sich mit ihrem Wanderbegleiter allein auf dem Zimmer und fühlte wieder seine Hand auf ihrer Haut. Verdrossen stieg sie die Treppe hinauf und betrat den holzverkleideten Raum. Dort standen zwei Etagenbetten, der Gang in der Mitte führte zum Fenster. Oben liegen oder unten, überlegte sie hektisch. Was ist zur Verteidigung besser geeignet? Sie sah die Holzleiter, die vom unteren Etagenbett hochführte. Da unten liegt man wie hinter Gittern, dachte sie.
    »Wir zwei werden es uns schön gemütlich machen, oder?« Hubert grinste sie an.
    »Ich bin dafür, du schläfst unten rechts, und ich nehm das Lager oben links. Da haben wir ein bisschen Zwischenraum. Das passt schon.« Und damit legte Elke ihren Rucksack auf die untere Matratze und begann, ohne sich nach ihrem Mitnutzer umzusehen, ihr Gepäck auszuräumen. Wie bei der Reservierung einer Liege am Swimmingpool breitete sie ihren Hüttenschlafsack eine Etage darüber aus.
    Hubert stand etwas ratlos im Raum. Von der Situation überfahren, durchwühlte er seine Sachen. Konzeptlos nahm er einzelne Kleidungsstücke in die Hand, legte sie hierhin, dann dorthin. Es schien ihm schwerzufallen, sich einzurichten. Endlich ließ er davon ab, griff sich seinen Waschbeutel samt Handtuch und ging zur Tür.
    »Ich mach mich mal frisch«, meinte er leise und schloss die Tür hinter sich.
    Das einzige, was Elke bei dieser Meldung auffiel, war fehlende, neue Kleidung. Der wird doch wohl in der Hütte nicht weiter sein Skunk-Hemd tragen, dachte sie und befürchtete genau das. Sie ging zum Fenster, öffnete es und sah hinaus. Im Hof plätscherte Wasser in einen Holztrog. Auf der Weglinie, die vom Koglerhaus am See vorbei in die hügeligen Wiesen und danach in die Berge führte, sah sie von Weitem kleine Punkte. Da kamen noch Wanderer. Unter ihr saßen einige an Tischen gebeugt über aufgefalteten Karten, das Weißbier in der Hand.
    Sie fröstelte. Verschwitzt wie ich bin, sollte ich mich wohl auch waschen, dachte sie. Kurz danach stieg sie mit ihren Utensilien die Treppe hinunter.
    Der Gang vor den Waschräumen und den Toiletten war ein Geruchsinferno. Hier hingen unzählige vollgeschwitzte Socken, Unterhemden und -hosen neben Wanderhemden und Handtüchern an Haken zum Trocknen. Aus den Toilettenkabinen wehte Kotgestank. Gegenüber im Raum voller feuchter Wanderschuhe roch es muffig-ledrig. Um diese Uhrzeit, zwischen letzter Ankunft und dem Abendessen, hatte jeder der Hausgäste Anteil an dieser Wundertüte der Undüfte. Das ganze Gegenteil von Kiefernluft, dachte Elke angewidert.
    Als sie die Tür zum Waschraum öffnete, schlug ihr der Dunst heißen Duschwassers entgegen. Im Aufschwenken des Türblattes sah sie drei Gestalten an einem Waschtrog stehen. Ihr stockte der Atem.

Touristen
    Im Bahnhof Berchtesgaden blockierte Heustapel die am Boden liegende Waffe mit einem Fuß und drückte ihren Besitzer gegen die Schließfächer. Der Kriminalbeamte war nervös, seine Hände zitterten. Handschellen rasteten ein, widerstandslos ließen die drei Männer sich festnehmen.
    »We are tourists from Israel«, betonte derjenige, der sich vor der Festnahme ständig umgeschaut und dann warnend gerufen hat te.
    »Das kann sein«, meinte Schartauer und schob die Festgenommenen mit dem Gesicht gegen die Metallfächer. »We will check this. Stop talking now, later we will see,« ergänzte er.
    Verdächtig, eine Bombe gezündet zu haben, waren Sprengmittel an ihren Körpern nicht auszuschließen. Die Streifenwagenbesat zung hatte die jungen Männer daher nur grob abgetastet, denkbare Zündungen sollten vermieden werden. Aus diesem Grund wurden auch die Rucksäcke der drei nicht durchsucht. Weitere Streifen und Zivilfahrzeuge trafen am Bahnhof ein. Nacheinander trans portierte die Polizei die Verdächtigen in den Handfesseln ab, ih re Sachen wurden im Bahnhof belassen und bewacht. Das war ein Fall für den Entschärfer des Bayerischen Landeskriminalamtes, BLKA.
    In den Zellen des Polizeireviers Berchtesgaden dann schaute man gründlicher hin. Schnell war klar, dass keiner der drei noch bewaffnet oder mit
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