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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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der US-Oberst, der nach den Nazis das Zepter schwang, einen guten Spezi aus der Lokalbevölkerung hatte, wie das so schön heißt. Der Vertraute versorgte die Amerikaner mit Be- und Entlastungsmaterial in den Entnazifizierungsprozessen. Na ja, er wird nicht der Einzige gewesen sein.« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Der inhaftierte Pächter von Sankt Nepomuk jedenfalls kam in der Zelle ums Leben. Die Umstände sind ungeklärt. Das Stadtarchiv hat nur städtische, aber keine Akten der US-Besatzer. Der Pachtvertrag für die Ausflugsgaststätte an einem der schönsten Seen Deutschlands ging dann reibungslos an eine andere Familie über. Ahnst du was? Die Hochecks zogen das große Los. Und wer, denkst du, hat den Amis den Hinweis zum alten Pächter gegeben?« Elke machte ein bedeutungsschwere Pause, Moni schaute sie abwartend an.
    »Ein Hocheck natürlich, der Vater vom Walfried. In den Stadtakten findet sich ein Dank der Stadtregierung für die Aufarbeitung der braunen Geschichte. Na, ganz uneigennützig wars wohl nicht. Das alles ist sehr interessant, aber wie kommen wir da zum ermordeten Wiesbeil?« Elke sah Moni an und blätterte in den Papieren, als suche sie etwas. »Weißt du, wenn man ein Archiv besucht, muss man sich eintragen. Ähnlich wie bei euch im Hüttenbuch. Personalien, Grund und so weiter. Und wer, denkst du, hat vor mir genau diese Geschichte rund um die dubiose Pachtübernahme gelesen? Heinz-Gerd Wiesbeil, Doktor der Universität zu Belgrad. Und von einem Mann, der bei der Zeitung arbeitet, weiß ich, dass der Doktor einen Diavortrag zu dem Thema vorbereitet hat. Es hat sogar schon Plakate dazu gegeben. Ich könnte mir vorstellen, dass du von dem Vorhaben auch wusstest, oder?«
    Verhalten schüttelte Moni den Kopf. Sie schien nicht zu verstehen, wo das alles hinführen sollte. »Ich hab von den Erpressungen gehört, die Wiesbeil als Res­taurant-Kritiker versucht hat. Wie bei uns im Koglerhaus, und in Sankt Nepomuk hab ich’s vom Vater. Von diesem Diavortrag«, Moni machte eine ungefähre, wegwerfende Geste, »da weiß ich nix. Dazu bin ich doch auch viel zu lang oben auf der Hütte.«
    Elke lächelte in sich hinein und verschränkte die Arme. »Sicher, du bist in der Saison selten unten. Und wenn, dann gehst du nur bis direkt an den Königssee. Versteh schon. Jetzt hatte ich aber wen bei mir im Zimmer fünfzehn schlafen. Erinnerst du dich?«
    Die Hochecktochter blickte fragend.
    »Der Hubert arbeitet bei der Zeitung, und dir war er nicht so ganz gleichgültig. Immerhin hat er auf dich in deiner Kammer gewartet.«
    Moni Riedeneiner hob langsam den Blick. Ihre Gesichtszüge waren ernst. Sie sieht aus wie ich, als meine Mutter mich mit mei nem ersten Freund erwischt hat, dachte Elke. Sie hat mich nur an geschaut, vorwurfsvoll und gleichzeitig vor Enttäuschung traurig. Der Polizistin wurde jetzt noch heiß, wenn sie sich an die Peinlichkeit erinnerte. Dabei hatte sie doch nur rumgeknutscht.
    »Du, mich geht das nichts an, mit wem du dich triffst. Hubert oder Johannes, ist einerlei. Für Moral bin ich nicht zuständig. Dei ne Mama hat das wohl nicht so gesehen?« Elke hatte die Wortunterscheidung Monis übernommen, indem sie die Ziehmutter Maria Riedeneiner Mama nannte und die leibliche eben Mutter.
    »Jedenfalls wird der Journalist dir von der Geschichte um die Pacht von Sankt Nepomuk erzählt haben. Hat dich das sehr erschreckt, so kurz nachdem du deinen Vater kennengelernt hast? Immerhin war sein Ruf und sein Lebenswerk in Gefahr.« Moni schüttelte den Kopf, füllte erneut die Schnapsgläser und blickte auf die Tischplatte. Elke, die spürte, wie die Kälte des Abends an ihr hochkroch, griff ein Glas und ließ den wärmenden Alkohol über die Zunge rollen. Die andere tat es ihr nach. »Ist jetzt auch egal«, meinte die Polizistin und kramte in ihrer Hosentasche. Vorsichtig öffnete sie ihre Hand und hielt die Innenfläche direkt vor Monis Gesicht. Die sah ohne hochzublicken abwartend auf Elke und zuckte die Schultern.
    »Was soll das?«, fragte sie unwillig.
    »Na, ich halte das für ein Stück Türkis. Hab ich hier oben ge funden.« Sie machte eine kreisende Kopfbewegung, die das ganze Tal um den Funtensee mit einbezog. »Und da hab ich eins und eins zusammengezählt.« Wieder kramte sie in der Plastiktüte und zog diesmal einige Farbkopien hervor. »Ich war doch in der Stadtbücherei. Die sind da überraschend gut sortiert. Filme konnte ich auch sehn.« Moni nestelte an ihrem Ohrschmuck.
    »Ja,
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