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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman
Autoren: Steffi von Wolff
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bin ich der glücklichste Mensch auf der ganzen Erde. Gero kommt auf mich zu und ruft von weitem: »Ich bin der König der Weeeeeeeeeelt!«, so wie Leonardo di Caprio, als er auf dem Bug der Titanic steht, während unter ihm Delfine synchron aus dem Wasser springen. Irgendwann mitten im Getümmel steht ein strahlender Richard vor mir mit einem Mann, der eine Frau sein will und sich auch so angezogen hat. Seine/ihre überdimensionalen Brüste lassen ahnen, dass er/sie/es schon ziemlich lange ziemlich viele Hormone zu sich genommen hat. »Das ist Natascha«, sagt Richard. Ich begrüße Natascha und sage, dass ich mich sehr freue, sie kennen zu lernen. »Ich mich auch«, sagt Natascha. Ihre Stimme klingt wie die von Bruce Willis’ Synchronsprecher. Aber Natascha wirkt sehr sympathisch. Und die Hauptsache ist doch, dass Richard glücklich ist. Ich hoffe nur, dass sie ihn nicht ausnutzt und ihn kostenlos ihr Einfamilienhaus von 1910 sanieren lässt.
     
    Pitbull läuft tausendmal mit allen möglichen Leuten durch den ganzen Club und erklärt alles immer wieder von vorne. Scharenweise erkundigen sich die Leute nach den Öffnungszeiten und nach Mottofeten und überhaupt nach allem. Ich werde nicht müde, allen zu antworten. Ist das herr-lich! Tom ist die meiste Zeit unten und erklärt allen, die es wissen wollen, wie die ganzen Fetische funktionieren, ein Kameramann rennt den ganzen Abend mit einer Gasmaske herum und kippt irgendwann fast um, weil offensichtlich die Sauerstoffzufuhr nicht richtig reguliert war und er dummerweise nicht auf den »besonderen Kick« stand.
    Gegen Mitternacht tanzen alle auf den Tischen, in jedem Raum wird gefeiert und alle sind in einer ausgelassenen, fröhlichen Stimmung. Der Bürgermeister hebt die Sperrstunde auf und gibt uns grünes Licht bis in den frühen Morgen.
    Um zehn nach zwölf kommen tatsächlich noch mal neue Gäste. Ich sehe nur die Tür aufgehen und unterhalte mich weiter mit einem Programmbereichsleiter der ARD , der wissen will, wie ich auf die tolle Idee gekommen bin, und mehr als beschwipst ist und mich angeifert. Hach, heute wird geflirtet auf Teufel komm heraus! Hicks! Gebe zu, bin auch mehr als beschwipst.
    »Da iss glaupich jemand für dich gekomm«, sagt der ARD -Mann und deutet hinter mich. Ich drehe mich um und mein Herz bleibt stehen. Vor mir stehen Susanne, Marius und Michael. Michael! Michael??? Was soll das? Ich versuche, schnell zwischen den dreien durchzulaufen, aber sie rücken enger zusammen, was eine Flucht unmöglich macht. »So, Caro, jetzt hörst du endlich zu!«, sagt Marius böse. »Du kannst ja hier wohl schlecht eine Szene machen. Schau, dieser Kameramann schaut schon rüber!« Eine Frechheit. »Lass mich durch!«, zische ich wütend. Gero beobachtet das Ganze von weitem mit aufgerissenen Augen. Bestimmt sagt er gerade: »O Gott, o Gott, o Gott.«
    Also gut. Ich verschränke die Arme. »Sag, was du zu sagen hast, und dann verschwinde!«
    »Wenn ich kurz mal was dazu sagen könnte … «, mischt sich Michael ein.
    »Was soll das? Kommt ihr zu dritt hierher, um mir zu sagen, dass du dich einvernehmlich von Susanne getrennt hast?«, fahre ich ihn an.
    »Wie kommst du eigentlich darauf?«, fragt Susanne giftig. »Ich hätte dir alles schon längst erklärt, ich hab dir vor ein paar Tagen sogar einen Brief geschrieben, aber du wohnst ja noch nicht mal mehr da!« Ups, hab vergessen, einen Nachsendeantrag zu stellen. Muss ich am Montag gleich machen.
    »Carolin«, sagt Marius und streichelt meinen Arm. »Ich hab dich damals in dem Synchronstudio gesehen und war sofort verliebt in dich. Glaubst du im Ernst, ich könnte da ’ne andere anschauen?«
    »Vielleicht habt ihr ja beim Vögeln die Augen zugemacht!«, versprühe ich weiter mein Gift. »Mir ist das auch mittlerweile total egal!«
    »Caro!« Ich hasse es, wenn Susannes Stimme so hysterisch wird. Wird wohl die Menopause sein. Dünnes Weib, blödes. Einige Fernsehleute schauen schon interessiert zu uns rüber. »Caro! Ich habe Marius kurz vor unserem Treffen da auf der Straße das erste Mal gesehen«, sagt
    Susanne. »Bitte. Hörst du zu, ja? Lässt du mich jetzt mal ausreden?« Ich nicke gnädig. Je schneller es vorbei ist, umso besser. Den Abend haben sie mir jedenfalls jetzt schon verdorben. »Ich hatte nie was mit Marius, ich bin zu Marius gegangen, weil ich festgestellt habe, dass Michael regelmäßig zu einer Domina geht und mir nichts davon gesagt hat. Und meine Ehe war am Ende. Ich wusste nicht
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