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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman
Autoren: Steffi von Wolff
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mehr, was ich tun sollte, versteh das doch. Ich war total verzweifelt. Deswegen war ich wohl auch so zickig die letzte Zeit. Aber mit dir war ja auch irgendwann nicht mehr richtig zu reden. Aber glaub mir doch, nur deswegen bin ich zu Marius gegangen!«
    »Tolle Idee, man geht zu einem Callboy, wenn die Ehe nicht mehr funktioniert!«, keife ich. Die Fernsehleute stellen ihre Ohren auf.
    »Wie kommst du eigentlich darauf, dass Marius ein Callboy ist?«, fragt Susanne. »Du hättest bloß mal ins Telefonbuch oder in die Gelben Seiten schauen müssen. Marius ist Psychotherapeut und Eheberater!!! Und falls du dich jetzt fragst, warum er noch synchronisiert, solltest du eigentlich am besten wissen, dass er eine sehr gute Stimme hat und das nebenbei noch manchmal macht. Aber hauptberuflich ist er Therapeut! So!«
     
    Ich muss mich an dem Barhocker da festhalten.
    »Du bist Therapeut?«, frage ich Marius fassungslos. Der nickt. »O Gott!« Mausi stellt mir ein Glas Sekt hin, das ich auf ex trinke. Das kann ja wohl nicht wahr sein. Nein. Nein.
    »Und Marius hat unsere Ehe gerettet!«, ruft Michael euphorisch. »Wir haben alles wieder im Griff. Und Susanne hat jetzt auch ihre dominante Ader entdeckt. Das war bei ihr ähnlich wie bei mir, sie hatte schon lange drüber nachgedacht, aber nie dazu gestanden. Alles ist gut, Caro. Alles ist gut!«
    Marius ist Therapeut. Ehe gerettet. Dominante Ader. Ich saudumme blöde Nuss. Ich völlig bescheuerte, kleinkarierte Ziege. Ich Depp. Ich, die ich immer von mir denke, wie unheimlich tolerant, großzügig und ich-verstehe-euch-alle-mäßig ich drauf bin.
    Ich blicke hoch und schaue Marius an. Der sagt nur: »Dummköpfchen, weißt du eigentlich, wie viele schlaflose Nächte du mir bereitet hast. Ich bin sogar nachts durch die Gegend gelaufen, weil ich nicht schlafen konnte, und hab mich an einem Abstellgleis auf eine Bank gesetzt und ein Herz für uns geschnitzt … «
    In diesem Moment ist alles zu spät. Ich breche einfach nur in Tränen aus. Alles, alles aus den vergangenen Wochen kommt hoch. Da waren meine Heulereien zwischendurch ein Witz dagegen. Ich kann gar nicht mehr aufhören. Marius breitet die Arme aus und ich könnte sterben für seinen Geruch und presse meinen Kopf an seinen Hals. Wir merken gar nicht, dass alle Kameras schon seit geraumer Zeit auf uns gerichtet sind; erst als Marius mich im Kreis herumwirbelt und dabei fragt: »Willst du mit mir zusammenbleiben?« und ich nicke und vor Glück strampele beim Herumwirbeln, treffe ich aus Versehen einen Kabelträger, der daraufhin ohnmächtig zu Boden sinkt. Aber das ist mir egal. Er wird schon wieder zu sich kommen. Ich bin ja auch zu mir gekommen, eben gerade.
     
    Es ist die Nacht der Nächte. Wir feiern bis morgens um sieben. Ich versöhne mich tränenreich mit Susanne. Bist und bleibst meine allerbeste Freundin, auf ewig.
    Marius, Susanne und Michael trinken mit allen Brüderschaft und wir verabreden, dass wir uns alle abends bei Pitbull treffen, um die Fernsehbeiträge über die Eröffnung anzuschauen. Dann stehe ich mit Marius draußen. Es ist ein herrlicher Sommertag, noch ganz früh, so frisch und jungfräulich. Wir gehen nicht gleich nach Hause zu ihm, sondern laufen stundenlang durchs Watzelborner Wäldchen und Marius pflückt mir Moosröschen, was ich sehr romantisch finde. Ich verliere einen Schuh irgendwo im Unterholz und merke es noch nicht mal gleich, aber ich wäre nicht ich, wenn mir das nicht passieren würde. Wir lassen uns auf eine Wiese fallen und knutschen und mir sind die Grasflecken ganz egal. Wir reden davon, wie unsere Kinder heißen werden und wohin wir in den Urlaub fahren. Wir riechen aneinander und schauen uns dann minutenlang nur an. Wir reden stundenlang davon, wie doof ich war, und erzählen uns immer wieder, wie wir uns während dieser schrecklichen Wochen gefühlt haben. Ich fühle mich so gut und so stark, dass ich nie wieder dieses Gefühl missen möchte. Und ich fühle mich so geliebt. Marius. Marius. Marius. Geleebanane hat er mich genannt. Außen zartbitter und wenn man draufbeißt, innen ganz süß. Gute Güte, auf so was muss man erst mal kommen.
     
    »Was machen wir jetzt?«, rufe ich gegen Mittag. »Ich kann jetzt nicht schlafen! Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt irgendwas tun muss, und ich hab das Gefühl, dass ich alles kann!«
    »Hört, hört!«, ruft Marius. »Dann auf zu mir nach Hause. Du kannst ein Regal zusammenbauen, das schon seit Ewigkeiten dasteht. Ich komm damit
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