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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman
Autoren: Steffi von Wolff
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Tages gehen wir alle in den Zoo. Also ich, Pitbull, Gero, Tom (die Trennung wurde aufgehoben), Naddel, Mausi, Arabrab, Richard und Pinki, der noch einen Freund mitbringt. Er heisst Little Joe, trägt einen Cowboyhut und erzählt jedem ungefragt, dass er es unmöglich findet, dass Bonanza eingestellt wurde und kaum mehr wiederholt wird im Fernsehen. Aber zum Glück hat er, Little Joe, alle, alle Folgen auf Video und wenn wir wollen, können wir einen Country-Abend bei ihm im Garten machen mit Barbecue und die Folgen dann anschauen. Gleich heute. Ich weiß nicht, ob ich jemals einen besseren Vorschlag gehört habe. Wir wollen uns das noch mal überlegen mit dem Barbecue. Das Wetter wäre aber ideal dafür, meint Little Joe, und er hätte sogar im Garten einen Galgen und einen texanischen Bullen, auf dem man reiten kann, wenn man einen Euro einwirft. Für den Bullen hat er extra einen überdachten Unterstand gebaut, eine Art Paddock, damit der Bulle nicht nass wird, wenn es regnet.
    Ich werde nach dem Zoobesuch einfach behaupten, mir wäre schlecht oder ich hätte einen Sonnenstich und müsste unbedingt nach Hause. Beziehungsweise in mein Ersatzzuhause.
     
    Die größte Attraktion des Frankfurter Zoos ist das Affenhaus. Stundenlang stehen Leute vor den Glaskästen und glotzen Orang-Utans an, die sich gegenseitig entlausen, oder fühlen sich mit Gorillas identisch, die an Ästen nagen oder ihre Babys stillen.
    Wobei ich persönlich die Nilpferde interessanter finde. Wo sieht man schon so große Köpfe und so große Augen? Ich könnte Ewigkeiten vor diesen verdreckten Becken stehen bleiben. Obwohl ich mit Nilpferden ein äußerst unangenehmes Erlebnis verbinde. Als meine Schwester noch ganz klein war, bin ich mit ihr in den Opel-Zoo nach Kronberg gefahren und sie fand es ganz toll, diese Leckerlis, die man am Eingang kaufen konnte, an die Tiere zu verfüttern. Besonders an die Nilpferde. Ich wollte ihr damals zeigen, wie man das richtig macht, nahm sie auf den Arm und warf eine Hand voll Leckerlis ins Maul von Fritz. So hieß das eine Nilpferd. Dummerweise habe ich meine Handtasche, die lose an meinem Armgelenk hing, mit in das Maul von Fritz geworfen. Fritz fand das toll. Seine Augen wurden groß wie Frisbeescheiben, offenbar hatte er noch nie so viel Futter auf einmal bekommen. Das Maul jedenfalls klappte zu und meine Handtasche machte sich auf den Weg durch Fritzens Speiseröhre und verweilte dann noch einige Zeit in seinem Magen. Ein Zoowärter rief mich einige Tage später an und meinte, ich könne meine Tasche wiederhaben, Fritz hätte Stuhlgang gehabt. Ich hab drauf verzichtet, lediglich meine Schlüssel und mein Portemonnaie habe ich im Opel-Zoo wieder abgeholt. Das Leder war ein wenig von der Magensäure zersetzt. Irgendein Mann hat das damals gefilmt, und vor einiger Zeit habe ich mich auf RTL II gesehen in dieser Serie, wo Leuten Missgeschicke passieren, die zufällig gefilmt wurden. Meine Figur war damals deutlich besser, aber doof geguckt hab ich da auch schon.
     
    Ich frage Pinki unauffällig, woher er Little Joe kennt. Es war bei einer Schlägerei vor irgendeiner Kneipe (was auch sonst) und er, Pinki, hätte böse eins auf die Nase gekriegt von irgendeinem Mafioso, der seine Hilflosigkeit dann auch noch insofern ausgenutzt hätte, als dass er ihm sein Geld aus der Hosentasche gestohlen und damit weggelaufen wäre. Zum Glück kam da gerade Little Joe aus der Kneipe, der den Mafiosi kurzerhand mit seinem Lasso eingefangen hat. Seitdem sind die beiden dicke Freunde.
    Ich fahre nach dem Zoo natürlich doch noch mit zu Little Joe. Sein Garten und das dazugehörige Blockhaus sehen aus wie die Shiloh-Ranch. Irgendwie erwartet man, dass im nächsten Moment Indianer aus den Büschen hervorspringen, die mit uns Blutsbrüderschaft schließen wollen. Auf einem überdimensionalen Grill bereitet Little Joe Spareribs zu. Es erinnert mich an den Film »Grüne Tomaten«, da haben die doch den Ehemann von der einen zerlegt und den Polizisten dann das gegrillte Fleisch essen lassen. Herrlicher Film. Aber nicht zu vergleichen mit »Giganten«, da kollabierte doch Liz Taylor, als man ihr als Willkommensessen Kalbshirn auf den Teller warf.
    Little Joe holt eine Gitarre aus der Hütte und spielt John-Denver-Lieder. Mausi himmelt ihn an und findet seine Tätowierungen geilcool. Kurze Zeit später knutschen die beiden auf der Wiese herum und Little Joe nennt sie »meine Western-Lady«. Das ist ja nicht zum
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