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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman
Autoren: Steffi von Wolff
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später mit dem Kopf auf einer Tastatur wieder ein. Er sabbert.
    Jo spendiert Frühstück, das wir auf einem großen Rollwagen aus der Kantine holen. Ich habe einen schrecklichen Kater, weil ich Caipirinha und Wein durcheinander getrunken habe und irgendwann auch Bier. Furchtbar. Alkohol soll ja Gehirnzellen abtöten. Irgendwann werde ich nur noch dümmlich grinsend in irgendeiner Ecke sitzen und lallen, weil ich zu nichts anderem mehr in der Lage bin. Außer eine Flasche zu halten. Allmächtiger, habe ich Kopfschmerzen. Und sie scheinen sich bei mir wohl zu fühlen, sie wollen gar nicht mehr weggehen.
    Ich wanke irgendwann mittags zur Bahn und fahre nach Hause. Beziehungsweise in mein Restzuhause.
    Am 19 .Mai eröffnet der Club. Ach, ich weiß gar nicht, ob ich das alles noch will. Habe mal wieder Depressionsanfälle. Fühle mich schlecht. Mir geht es schlecht. Schlecht. Schlecht.
    Mein Handy klingelt und Gelbwurstmausi ist dran und fragt, ob ich Lust hätte, was mit ihr und den anderen zu machen. Ja, sie wären alle bei Gero und Tom.
    Ach ja? Ich verspüre einen Anflug von Eifersucht. Gero ist mein Freund. Meiner. Mausi soll nicht denken, dass sie ihn mir abtrünnig machen kann. Obwohl ich einen Kopf habe wie noch nie, sage ich, dass ich gleich zu Gero kommen werde. Nicht dass Mausi noch auf die Idee kommt, rumzuerzählen, dass Gero jetzt »ihr geilcooler Schwuchtelfreund« ist.
     
    Natürlich erzähle ich zuallererst die entsetzliche Geschichte mit dem Zug. Alle lauschen mit offenen Mündern. Richard schlägt vor, zu den Gleisen zu fahren und beim Reparieren des Zuges zu helfen, da sei sicher eine Menge zu tun, aber nachdem ich ihm meinen berühmten »Noch einen Ton und du bist tot«-Blick zugeworfen habe, ist er still und feilt sich weiter seine Fingernägel.
    Pitbull macht sich Sorgen um mich. Die ganze Zeit streichelt er meinen Arm. »Ach Caro, ach Caro«, sagt er ununterbrochen. Und dann: »Ich weiß ja nicht, ob das eine so gute Idee ist, wenn du bei der Cluberöffnung dabei bist. Versteh mich jetzt nicht falsch, aber ich hab auch keine Lust, dass alles abbrennt oder wir einen Wasserrohrbruch haben oder eine Wand stürzt ein.« Jetzt fängt er schon genauso an wie Jo!
    Aber Gero haut mit der Hand auf den Tisch und meint: »Nichts da. Das ist genauso Caros Projekt wie unser aller auch! Und wer weiß, ob du den Kredit bei der Bank bekommen hättest, wenn sie nicht dabei gewesen wäre!«
    Pitbull wird böse. »Ach ja?«, pöbelt er Gero an. »Ich erinnere mich nur noch dunkel an diesen Tag. Dunkel!« Kann er bitte aufhören, dieses Wort zu sagen. »Wir können von Glück sagen, dass wir überhaupt in diese Bank hereingelassen worden sind! Ein
Mummenschanz
war das, wie ihr ausgesehen habt. In Brautkleidern und Halsbändern und mit einer Peitsche in der Hand.«
    »Hör doch auf, hör doch auf«, sage ich leise.
    »Aber du«, mosert Gero, »aber du. Mit deinem Hell’s-Angels-Aufzug. Wahrscheinlich haben wir den Kredit nur bekommen, weil Herr Kamlade wie Schublade vor dir Todesangst hatte. Ganz sicher nur deswegen!«
    »Angst?« An Pitbulls Hals bilden sich rote Flecken und eine Ader schwillt bedrohlich an. Wenn sie platzt, müssen wir einen Krankenwagen rufen. Vielleicht müssen wir aber auch einen rufen, wenn sie nicht platzt. Vielleicht sind wir alle aber auch einfach gleich tot.
    »Angst! Vor mir?« Pitbull fängt hysterisch an zu lachen. »Sehe ich etwa so aus, als ob ich dem armen Herrn Schublade ein Messer an die Kehle setzen würde? Hier – siehst du meine Hände! Sehen diese Hände so aus, Gero? Ja, tun sie das?« Er fuchtelt Gero vor dem Gesicht herum.
    Der weicht zurück. »Ja, so sehen sie aus«, giftet er. »Und außerdem sind das keine Hände, sondern Pfannen. Jeder Mensch, der dir eine Bitte abschlägt, muss doch vor dir Angst haben!!! Und außerdem heißt Herr Schublade Kamlade, also Kamlade wie Schublade und nicht nur Schublade!«
    »Jetzt reicht’s aber!« Pitbull rennt auf Gero zu, der rennt weg. Ein wildes Gerangel um den Esstisch beginnt. Wir anderen stehen nur da und starren. Gero ist schneller als Pitbull und ruft böse: »Krieg mich doch, krieg mich doch!« und Pitbull eiert schnaubend zwischen Stühlen hinter ihm her. Irgendwann verfängt sich sein Fuß in einem Kabel, bei dem es sich unglücklicherweise um das Beleuchtungskabel für Geros heiß geliebtes Aquarium handelt, und Pitbulls Fuß reißt das Aquarium um. Eine Sekunde später ist das ganze Wohnzimmer mit hüpfenden Gold- und
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