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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman
Autoren: Steffi von Wolff
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anderen Zierfischen erfüllt. Geros Lieblingsgoldfisch heißt Bimbo und ist der größte von allen. Er hat ihn von einer Frau geschenkt bekommen, die nicht das richtige Händchen für Goldfische hatte, und Gero hat Bimbo in wochenlanger Arbeit hochgepäppelt. Er liebt diesen Goldfisch. Bimbo ist sein ganzer Stolz. Und jeder, der in seine Wohung kommt, muss sagen, wie toll Bimbo doch ist und wie lieb er aussieht, wenn er tagaus, tagein seine Runden im Wasser dreht. Gero wollte Bimbo auch beibringen, wie Flipper durch Reifen zu springen, aber Bimbos Intelligenz reichte wohl dafür nicht aus, was aber Geros Liebe zu ihm keinen Abbruch tut. Wer Bimbo nicht mag, ist auch Geros Freund nicht. Er redet auch jeden Tag mit ihm und vertraut ihm seine Sorgen an. Es ist rührend. Gero kniet auf allen vieren und sammelt die Fische ein.
    »So!«, kommt es von Pitbull.
    »Nein!«, kreischt Gero. Pitbulls rechter Lederstiefel, Grösse 49 , befindet sich schräg über Bimbo, der hechelnd nach Luft schnappt. »Tu das nicht!« Gero fängt gleich an zu heulen.
    »Entschuldige dich!«, sagt Pitbull lauernd. »Sonst musst du fürs Abendessen nichts mehr einkaufen.«
    »Das machst du nicht!« Gero springt nach vorn und Pitbulls Schuh senkt sich bedrohlich in Richtung Bimbo. » ENTSCHULDIGUNG !!!«, kreischt Gero verzweifelt. » ES TUT MIR LEID !«
    Pitbull geht zurück und Gero hebt den zitternden Bimbo vom Boden auf und rennt ins Bad, um ihn erst mal ins Waschbecken zu legen, in das ich hektisch Wasser laufen lasse.
    Kurze Zeit später hat Bimbo sich wieder erholt.
    Gero rennt ins Wohnzimmer zurück. Er ist stinksauer auf Pitbull. Und Pitbull ist stinksauer auf Gero, lässt sich auf keinerlei Diskussionen mehr ein, sagt »Du kannst mich mal. Ich gehe jetzt« und geht tatsächlich.
     
    Das hat uns gerade noch gefehlt, dass wir uns jetzt alle zerstreiten. Ich renne Pitbull hinterher, aber als ich unten an der Haustür ankomme, fährt er schon mit quietschenden Reifen auf seinem Motorrad davon. Ohne Dead or alive. Den hat er in Geros Wohnung vergessen, was zur Folge hat, dass wir rumdiskutieren, wer von uns jetzt mit ihm Gassi geht.
    Gero ist außer sich. »Er hätte Bimbo einfach zertrampelt!«, meint er böse.
    »So ein Quatsch. Du kennst doch Pitbull. Er war nur sauer auf dich, weil du dich über sein Outfit lustig gemacht hast«, versuche ich ihn zu beruhigen.
    Mausi kommt vom Klo zurück und setzt sich hin. Sie redet gar nicht, was ich merkwürdig finde. Arabrab stößt sie an und fragt, was los wäre. »Gar nix. Ääääächt«, sagt Mausi mit zitternder Stimme. Die Arme, das Ganze hat sie wohl zu sehr mitgenommen.
    Gero sagt zu Mausi: »Nun komm, ist doch alles wieder gut.«
    Mausis Mund öffnet sich weit. So weit, dass ich erkennen kann, dass ihr die Mandeln operativ entfernt wurden. Dann fängt sie an zu heulen wie ein Kojote. Sie ist von Weinkrämpfen so geschüttelt, dass ihr Busen auf und ab wippt. Das wiederum sieht deshalb lustig aus, weil man annehmen könnte, dass die beiden Katzenbabys, die auf dem T-Shirt abgebildet sind, sich um den ebenfalls darauf befindlichen Wollknäuel balgen.
    »Mausi, nun ist es aber gut!« Sie muss es ja nicht übertreiben. Schließlich ist niemand zu Schaden gekommen.
    Mausis Gejaule ebbt ab und weicht gutturalen Lauten.
    Gero sagt: »Also wirklich. Na ja, ich schau noch mal nach Bimbo!« und Mausi fängt wieder an zu kreischen.
    Mir schwant Fürchterliches und ich renne ins Bad. Ich hatte Recht mit meiner Befürchtung. Mausi hat sich die Hände gewaschen und dabei den Abflussstopfen geöffnet, woraufhin Bimbo in die unendliche Tiefe der Kanalisation entschwunden ist.
    Gero kommt mir hinterher, sieht das Malheur und fängt laut an zu heulen, begleitet von Mausi. Gleich werde ich wahnsinnig, gleich. Richard versucht, Bimbo mit einem Saugnapf ans Tageslicht zurückzubefördern, aber er ist verschwunden. Er hängt auch nicht mehr in dem Rohr, in dem sich das Wasser unter dem Waschbecken sammelt. Bimbo ist weg.
    Gero behauptet, sein Leben sei zerstört, nichts, aber auch nichts mehr würde jemals wieder gut werden, er trennt sich von Tom und versucht, bei Höbau-Müller anzurufen, um fristlos zu kündigen. Gott sei Dank hebt niemand ab, weil ja Wochenende ist. Was ist denn das nur für ein Tag? Wird denn irgendwas irgendwann mal wieder besser?
    Pitbull ruft an und ist fix und fertig mit den Nerven. Ihm tut das Ganze schrecklich Leid und er möchte Bimbo eine Extraportion Futter spendieren. Diese
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