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Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)

Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)

Titel: Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
Autoren: Jamie Lynn Braziel
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Notaufnahme einen Besuch abzustatten. Brian blieb bei mir.
    An meiner Nase waren einige Reparaturen nötig, doch erst musste die Schwellung zurückgehen. Ich hatte zwei blaue Augen, das rechte war zugeschwollen. Wegen der Lungenverletzung musste ich auf jeden Fall so lange im Krankenhaus bleiben, bis der Schlauch in meiner Brust seine Arbeit erledigt hatte. Das würde etwa fünf Tage dauern, sagte der Arzt. Ich schlief viel, doch der Schlaf war nicht immer erholsam oder angenehm. Ich hatte Albträume und wachte oft schweißgebadet und mit klopfendem Herzen auf.
    Brian weigerte sich, das Krankenhaus zu verlassen. Ich war in ein Privatzimmer verlegt worden und immer, wenn die Krankenschwestern es ihm erlaubten, saß er an meinem Bett, ebenso wie der Rest der Familie. Er saß einfach ruhig da, während ich schlief. Jedenfalls nehme ich das an, denn er war fast immer zur Stelle, wenn ich aufwachte und ihn nach dem fragte, was passiert war. Alser auf dem Stuhl neben meinem Bett einschlief, befahl Dad ihm schließlich, nach Hause zu gehen und sich auszuruhen. Stattdessen schlief er auf einem Sofa im Wartezimmer.
    Teddy hatte Anne nach Hause gebracht, daher übernahm Mutter den Posten an meinem Bett, während Brian schlief. Als hingebungsvolle Mutter war sie ganz in ihrem Element und scheuchte die Schwestern gnadenlos herum. Ich wusste, dass sie mich liebte, aber ihr Hang zur Dramatik wurde allmählich lästig. Zum Glück waren Anne, Kathy und Brian im Laufe der folgenden Tage da, sodass ich nicht vollkommen verrückt wurde.
    Als Mutter davon anfing, dass sie mich im Pfarrhaus einquartieren wollte, wenn ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bekam ich Panik. Dad gelang es irgendwie, sie für einen Moment beiseitezuziehen, als Kathy zu Besuch kam.
    »Kathy, du musst mir einen Gefallen tun«, flehte ich sie an. »Wenn sie mich entlassen, kannst du dann bei mir bleiben?«
    Sie blickte verwirrt. »Natürlich, aber deine Mutter sagte ...«
    »Es ist mir egal, was sie gesagt hat. Ich kann nicht allein zu Hause sein, aber ich kann auch nicht mit zu ihr. Bevor der erste Tag vorbei ist, habe ich entweder sie oder mich umgebracht.«
    Sie sah mich einen Moment lang an, bevor sie fragte: »Was ist mit Brian?«
    Ich blickte auf den leeren Stuhl, auf dem Brian gesessen hatte. »So gern ich auch bei Brian bleiben würde, ich glaube nicht, dass er es im Augenblick aushalten könnte, von Mutter plattgewalzt zu werden. Sie würde uns nie lange ohne Anstandswauwau allein lassen. Nicht nach der Geschichte mit den Handschellen.« Bei dem Gedanken daran musste ich lachen, doch das gab ich rasch wieder auf. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten.
    Kathy tätschelte mir die Hand. »Da wäre ich mir nicht so sicher.«
    Ich aber. »Bitte, sag einfach, dass du es machst.«
    »Du weißt, dass ich es mache, Schätzchen. Mach dir keine Sorgen.« Sie lächelte und tätschelte wieder meine Hand. »Ich kümmere mich um alles.«
    Am nächsten Tag wurde ich entlassen. Zuvor hatte der Arzt den Schlauch aus meiner Brust entfernt, was ein seltsames Erlebnis war, um es vorsichtig auszudrücken. Am Abend kam ein Polizist und berichtete mir, was sie über John herausgefunden hatten. Seine Schussverletzung war nicht schwerwiegend gewesen, daher war er am Morgen nach seinem Angriff auf mich ins Gefängnis gebracht worden.
    Von dem Polizisten erfuhr ich, dass John ein berufsmäßiger Dieb war. Seine Spezialität war es, wertvolle Stücke für skrupellose Sammler zu beschaffen. An dem Wochenende, an dem er angeblich ans Krankenbett seiner Mutter gerufen worden war, hatte er in Wirklichkeit einen Einbruch verübt. »Außerdem hat er seine Opfer immer wieder brutal misshandelt. Im Vergleich zu manchen von ihnen haben Sie viel Glück gehabt, Ma’am. Bisher konnte er der Polizei immer entwischen. Er hat es Ihnen zu verdanken, dass er nun eine ganze Weile hinter Schloss und Riegel schmoren wird.«
    Ich hatte nicht das Gefühl, Glück gehabt zu haben. Ich hatte eher das Gefühl, ziemlich dumm gewesen zu sein. Ich hätte auf das hören sollen, was mein Instinkt mir sagte. Ich hätte einen riesigen Bogen um ihn machen sollen.
    Mein letzter Vormittag im Krankenhaus war nicht angenehm. Die Schwellung an meiner Nase war so weit zurückgegangen, dass man sich den Schaden genauer ansehen konnte, den John verursacht hatte. Ein Hals-Nasen-Ohrenarzt wurde hinzugerufen. Er stellte fest, dass die Nase zwar nicht operiert werden brauchte, aber er musste sie zurechtbiegen, damit alles
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