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Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)

Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)

Titel: Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
Autoren: Jamie Lynn Braziel
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Schlachtfeld verwandelt. Eigentlich war es ein freundlicher Raum mit sonnengelben Wänden, blau-weiß gestreifter Bettwäsche im Landhausstil und einem Dielenboden aus Kiefernholz. Leider war der im Augenblick unter Bergen von Kleidungsstücken, Papieren und allerlei übrig gebliebenem Hochzeitskrimskrams verschwunden.
    Beim Anblick des heillosen Durcheinanders stöhnte ich auf, dann hastete ich ins Badezimmer und schlüpfte aus meinem Kleid.Ich schnappte mir einen Schlafanzug aus dem Schrank, zog die Unmengen von Klämmerchen aus meinen Haaren und steckte sie mit einem Clip hoch. Meine rotbraunen Locken waren am Morgen durch eine großzügige Wolke aus superfestem Haarspray gebändigt worden und ich würde später alle Mühe haben, das Zeug auszubürsten. Ich ließ das Kleid dort liegen, wo ich es hatte fallen lassen und hüpfte zurück ins Wohnzimmer. Unterwegs versuchte ich, mir ein Paar Socken anzuziehen. Holzdielen sind wirklich schön, können aber auch ziemlich kalt sein.
    Brian und ich machten es uns auf dem Sofa gemütlich, die Tüte mit den Törtchen zwischen uns und Michelangelo zu meinen Füßen. Ich liebte diesen Raum, weil er so warm und behaglich war. Das Sofa war zwar nicht neu, dafür aber richtig schön weich und bequem. Es war mit einem kräftig roten Stoff bezogen. Die Wand gegenüber dem Sofa war in demselben Rot gestrichen, die anderen beiden Wände waren in einem warmen Elfenbeinton gehalten. Familienfotos zierten die Wände, ihre Rahmen aus Kirschbaumholz passten zu den weiteren Möbeln im Raum. Mir gefiel es auch, dass das Wohnzimmer zur Küche hin offen war. So konnte ich mich mit meinen Gästen unterhalten und gleichzeitig das Essen zubereiten.
    Während sich mein lieber Cary auf dem Bildschirm daran machte, Doris Day zu verführen, schob ich alle unangenehmen Ereignisse des Abends in die Tiefen meiner Psyche und gab mich ganz dem Film hin. Als der Abspann lief, war ich wieder mit allem versöhnt und die Tüte mit den Süßigkeiten war leer.
    »Solche Filme werden heute gar nicht mehr gedreht«, sagte ich seufzend.
    »Reine Gefühlsduselei«, brummte Brian und wandte sich zum Gehen. »Gute Nacht, Baby. Schlaf gut und träum süß.«
    Ich stand auf und begleitete ihn zur Tür. »Gute Nacht, und danke nochmals, Brian. Du bist meine Rettung.«
    Er küsste mich flüchtig auf die Wange und wuschelte mir durch die steif gesprühten Locken. »Immer gerne.« Dann grinste er und fügte hinzu: »Wahrscheinlich kriegst du dieses Zeug nur mit Terpentin aus deinen Haaren.«
    Ich streckte ihm die Zunge raus. »Vielleicht schneide ich einfach alles ab«, sagte ich flachsend.
    Mit gespieltem Ernst starrte er mich finster an. »Du weißt, dass ich dir das nie verzeihen würde.«
    Wir wünschten uns gegenseitig eine gute Nacht, und als ich die Tür hinter ihm schloss, trottete Michelangelo zum Schlafzimmer und setzte sich wartend davor. Er wollte mir offenbar mitteilen, dass es Schlafenszeit war, und als braves Mädchen gehorchte ich ihm. Doch leider stellte sich der Schlaf nicht einfach deshalb sofort ein, weil mein Hund den Abend für beendet erklärt hatte. Ich starrte in der Dunkelheit an die Decke und dachte über die letzten Tage nach. Steve wiederzusehen war hart. Ich hatte mich bemüht, ihm während der Hochzeitsvorbereitungen so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Ich hatte genug Ablehnung durch Steve erfahren und wollte nicht noch einmal von ihm verletzt werden.
    Jedenfalls lernte ich allmählich, auf mich aufzupassen. Den Buchladen zu eröffnen war eine brillante Idee gewesen, die meine geistige Gesundheit gerettet hatte, und außerdem lief er sehr gut. Ich trieb fast jeden Tag Sport und produzierte somit genügend Endorphine, um nicht auf meine Familie loszugehen, die sich ständig in mein Leben einmischte. Mutter war die Schlimmste von allen. Vor ein paar Wochen hatte sie mal wieder ein Blind Date für mich eingefädelt, mit dem Sohn einer ihrer Freundinnen. Ich musste kichern, als ich daran dachte, wie Kathy damals reagiert hatte.
    »Süße, bist du dir ganz sicher, dass ich dich morgen nicht anrufen soll? So gegen zehn nach sechs? Du weißt schon, ein Anruf als Rettung in der Not, falls dein Blind Date in Windeseile den Bach runtergeht«, sagte sie, als wir den Laden abschlossen und zu unseren Autos gingen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das würde nicht funktionieren.«
    »Warum nicht?« Sie unterbrach die Schlüsselsuche in den Tiefen ihrer Handtasche und blickte auf.
    »Weil meine Mutter
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