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Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)

Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)

Titel: Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
Autoren: Jamie Lynn Braziel
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davon erfährt, egal mit welcher Ausrede ich mich aus der Affäre ziehe. Und dann würde sie die Verabredung einfach noch einmal ansetzen.« Finster schob ich den Autoschlüsselins Schloss, öffnete die Tür und warf meine Tasche auf den Beifahrersitz.
    Kathy nickte. »Tja, da hast du wohl recht.«
    »Wenn er schrecklich ist, muss ich es einfach irgendwie durchstehen.« Ich seufzte. »Ich hoffe allerdings, dass er es nicht ist.« Die Erinnerung an vergangene Blind Dates ließ mich erschaudern.
    »Na gut, das Angebot steht. Wenn du es dir anders überlegst, ruf mich einfach an.« Sie winkte und fuhr davon.
    Ich habe immer behauptet, dass ich bei einem Blind Date innerhalb der ersten fünf Minuten sagen kann, ob wir zueinanderpassen oder nicht. Und ich hatte reichlich Gelegenheit, meine Theorie zu testen. Bis dahin hatte ich immer richtiggelegen.
    Ich war ungefähr fünf Minuten zu früh im Restaurant und plötzlich wurde mir bewusst, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie der Typ aussah oder wie ich ihn erkennen sollte. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und bemerkte einen Mann etwa in meinem Alter, der allein in einer Nische im hinteren Teil des Restaurants saß. Konnte er das sein? Am besten fragte ich ihn.
    Als ich näher kam, stand er auf. »Emma Bailey?«
    Erste Minute: Kein Herzklopfen, dabei sah er gar nicht so übel aus mit seinen sandfarbenen Haaren, dem Schnurrbart und den braunen Augen hinter einer Nickelbrille. »Ja, und du musst Tom sein. Nett, dich kennenzulernen.« Ich ergriff die dargebotene Hand und schüttelte sie.
    »Wow! Sie haben mir nicht gesagt, dass du ein echter Hingucker bist«, meinte er, als wir uns in der Nische einander gegenübersetzten.
    Zweite Minute: »Hingucker«? Das fing ja nicht gerade vielversprechend an. »Tja, ich nehme an, die Antwort darauf ist danke.« Wir versanken in Schweigen, bis die Kellnerin kam, unsere Getränkebestellung entgegennahm und uns die Speisekarten reichte.
    Dritte Minute: Seine Fingernägel waren länger als meine, jedenfalls länger als Männerfingernägel sein sollten. Vielleicht hätte ich Kathys Angebot mit dem Anruf doch annehmen sollen.
    »Bestell dir, was du magst. Ich lade dich ein.« Diesmal geriet sein Lächeln so breit, dass seine Zähne zu sehen waren.
    Vierte Minute: Seine Zähne sahen aus, als hätte er sie seit Monaten nicht geputzt und in den Zwischenräumen waren braune Sprenkel zu sehen. Mein Appetit schwand rapide. »Danke für das Angebot, aber ich möchte mein Essen selbst bezahlen.«
    »Eine von diesen Emanzen, wie?« Er kratzte an seiner Nase herum.
    Innerlich würgte ich. »Könnte man so sagen, ja.«
    Die Kellnerin kam, um unsere Bestellung aufzunehmen, und ich bat um getrennte Rechnungen, bevor er etwas anderes sagen konnte.
    Fünfte Minute: igitt! Offenbar schnitt er sich die Nasenhaare nicht, was diese ewige Kratzerei erklärte. Das würde nichts werden mit uns.
    Sechste bis fünfzehnte Minute: Wieder senkte sich Schweigen über uns, während ich angeekelt dasaß und auf das Essen wartete, von dem ich wahrscheinlich keinen Bissen herunterkriegen würde. Die Kellnerin brachte die Flasche Wein, die er bestellt hatte, und er stürzte sein erstes Glas herunter.
    Sechzehnte bis fünfundvierzigste Minute: Das Essen kam zum Glück recht bald, und wenn er nicht gerade seinen Wein in sich hineinschüttete, musste er unbedingt ununterbrochen mit vollem Mund reden. Er war mittlerweile bei der zweiten Flasche. Er stellte eine Menge Fragen, ließ mir aber gar keine Zeit, auch nur eine davon zu beantworten. Es dauerte nicht lange, bis sein Teller leer war. Ich dagegen stocherte nur mit der Gabel in meinem Essen herum. Inzwischen waren seine Augen ein wenig glasig.
    Sechsundvierzigste bis fünfzigste Minute: Wir bezahlten unser Essen und verließen das Restaurant. Er bestand darauf, mich zu meinem Auto zu begleiten. »Mir hat’s richtig gut gefallen heute Abend«, sagte er. »Ich würde dich gerne wiedersehen.«
    Einundfünfzigste Minute: Er kam näher auf mich zu. Dann beugte er sich mit gespitzten Lippen vor. Ich trat einen Schritt zurück und hielt ihm meine Hand hin. »Es war nett, dich kennenzulernen,Tom. Ich möchte mich jetzt verabschieden. Gute Nacht!«
    Er packte meine Hand, aber nicht etwa, um sie zu schütteln. »Wie wär’s mit einem kleinen Gutenachtkuss?« Wieder beugte er sich vor und versuchte, mich an sich zu ziehen.
    Zweiundfünfzigste bis vierundfünfzigste Minute: Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu
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