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Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)

Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)

Titel: Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
Autoren: Jamie Lynn Braziel
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seiner schimmernden Rüstung ist hier, auf dass er Euch die Wölfe vom Leibe halte.«
    Wir brachen beide in Gelächter aus und dann betrachtete ich ihn genauer. »Schimmernde Rüstung stimmt ja wohl nicht ganz. Wo hast du dich denn herumgetrieben?« Sein Anzug war knittrig und seine Krawatte hing ihm schief um den Hals.
    Er fuhr sich mit der Hand über sein Hemd, aber das machte es auch nicht besser. »Im Büro ist der Server zusammengebrochen und dann bin ich in einen Stau geraten.« Brian arbeitete in der IT-Abteilung einer Filiale der Nationalbank in Dallas. Ihm machten die täglichen Fahrten zur Arbeit und zurück nichts aus, aber ich hatte sie gehasst.
    Brian war zu meinem engsten Freund geworden, seit er vor ungefähr einem halben Jahr in das Haus neben meinem gezogen war. Unsere Häuser waren spiegelgleich angelegt, wie es typisch für die Wohnviertel in unserer kleinen Stadt war. Beide waren eingeschossige Ziegelkästen in einheitlicher Bauweise und unterschieden sich nur in der Gestaltung der Vorgärten. Meine Blumen waren lebendig und seine waren tot.
    Die Häuser in unserer Wohngegend standen außerdem sehr dicht beieinander – es war also durchaus ratsam, eine gute Nachbarschaft zu pflegen. Ich hatte ihm eine meiner berühmten Red-Velvet-Torten mit einem Überzug aus Frischkäse und weißer Schokolade als Begrüßungsgeschenk gebracht und wir mochten uns sofort. Er konnte mich immer zum Lachen bringen, wenn ich wieder einmal mit meiner Familie zusammengerasselt war, und wir spendeten uns gegenseitig Trost, wenn sich eine unserer Verabredungen mal wieder als vollkommene Niete entpuppt hatte.
    Mit seinen schokoladenbraunen Augen und Haaren, seinen vollen Lippen, dem jungenhaften Grinsen und dem entzückenden Grübchen am Kinn erinnerte mich Brian an den Schauspieler Dermot Mulrooney in jungen Jahren, doch der Persönlichkeit nach war er ganz und gar Brian. Sehr zum Bedauern meiner Mutter hatten wir keinerlei »romantisches Interesse« aneinander. Nach der Trennung von Steve, die bei Brians Einzug ins Nachbarhaus nur ein paar Wochen zurücklag, war er ein Gottesgeschenk. AußerKathy war er der einzige Mensch, der von der ganzen Geschichte hinter der Trennung wusste.
    Ich kannte Steve noch aus Teddys Zeit am College; die beiden hatten sich angefreundet, aber ich hatte ihn nie groß beachtet. Als ich noch für die Steuerkanzlei in Dallas arbeitete, hatten wir jedes Jahr eine Weihnachtsparty für unsere besten Kunden gegeben. Steve war kurz zuvor Partner in seiner Anwaltskanzlei geworden und in jenem Jahr auserkoren, an unserer Party teilzunehmen. Als eine der führenden Steuerberaterinnen für seine Kanzlei sollte ich ihn herumführen. Wir unterhielten uns, es begann zwischen uns zu knistern und später am Abend gab ich ihm meine Telefonnummer.
    Zwei Jahre danach erwartete ich einen Heiratsantrag; stattdessen bekam ich ein: »Ich will andere Leute treffen« zu hören. Als ich herausfand, dass er schon kurz vor unserer Trennung bei anderen Frauen die Lage sondiert hatte, sackte mein Selbstbewusstsein noch tiefer in den Keller.
    Mittlerweile war ich froh, dass ich nie mit ihm geschlafen hatte. Die Versuchung war groß gewesen, aber irgendetwas hatte mich immer zurückgehalten. Es lag nicht nur daran, dass ich die Tochter eines Pastors war und Angst davor hatte, was die Leute denken würden. Wahrscheinlich dachten sie alle, dass ich es schon längst getan hatte, eben weil ich die Tochter des Pastors war. Nein, Sex war einfach etwas, was ich nur mit dem Mann erleben wollte, der den Rest meines Lebens mit mir teilen würde. Vielleicht ahnte ich unterbewusst, dass etwas nicht stimmte. Was ich aber ganz bestimmt wusste, war, dass diese Zurückhaltung sich letzten Endes ausgezahlt hatte.
    Nach der Trennung hatte ich das Bedürfnis, mein Leben gründlich umzukrempeln, und genau das tat ich auch. Ich beendete meine Laufbahn als Steuerberaterin und eröffnete einen Kinderbuchladen. Jetzt tat ich etwas, was ich liebte, und es hatte außerdem den Vorteil, dass ich mich beruflich nicht mehr in denselben Kreisen wie Steve bewegte. Allmählich entwickelte ich mich zu einer eigenständigen Frau. Ein paar Wochen später begegnete ich Brian und er half mir, die restlichen Scherben aufzusammeln.
    Seitdem hatte ich eine Menge über ihn erfahren. Er mochte starke Frauen – vermutlich, weil seine Mutter eine war – und er ermutigte mich, auch eine zu werden. Ich war mir nicht sicher, wie weit ich mich diesem Ziel in seinen
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