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Freiheit fuer Mama

Freiheit fuer Mama

Titel: Freiheit fuer Mama
Autoren: Anette Sabersky
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keine Phasen mehr, in denen sie entspannt beieinander waren, in Ruhe miteinander redeten, geschweige denn gemeinsam ausgingen oder ins Bett. Es schmerzte sie auch, dass er immer öfter mittwochs zu spät nach Hause kam, obwohl das ihr »Mädelsabend« ist, an dem sie sich mit mir und ein paar anderen Frauen trifft. Voll war das Maß für sie aber, als sie ihn fragte, ob er Lust hätte, gemeinsam mit ihr ein Wochenende zu verbringen, ohne die Kinder. Sie hatte gedacht, in einer anderen Umgebung könnten sie vielleicht ein paar Gemeinsamkeiten wiederentdecken. Aber er sagte nur: »Die nächsten Wochenenden habe ich überhaupt keine Zeit.«
    Die ganze Sache ging Katharina richtig an die Nieren. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie bekam eine Nierenbeckenentzündung und musste ein paar Tage ins Krankenhaus. Tim kriegte mal wieder gar nichts richtig mit, er war beruflich in London. Als sie ihn nach mehrmaligen Versuchen telefonisch erreichte, sagte er: »Ich kann hier unmöglich weg.« Sie rief daraufhin ihre Eltern an und bat sie, Linus und Lena zu betreuen.
    Da beschloss Katharina auszuziehen. Ob sie noch länger zusammen wohnten oder nicht: Sie war eh immer alleine mit den Kindern und hatte alles am Hals, den Haushalt, das Einkaufen, das Putzen und dazu noch ihren Job. Da konnte sie auch gleich eine eigene Wohnung mieten. Wenigstens würde dann keiner mehr an ihr herummeckern. Und putzen musste sie bei drei Zimmern auch weniger.
    Schöner Vogel statt graue Maus
    »Ich habe einen Bärenhunger«, sagt Katharina und nimmt noch einen Schluck Wein. Sie winkt der Bedienung und gibt zweimal Nudelauflauf mit Käsesauce in Auftrag, außerdem für jede einen kleinen Salat und noch ein Glas Weißwein. Ich freue mich richtig über die Energie, die sie ausstrahlt. Und wie schön sie aussieht! Die Haare sind rötlich gefärbt, die Haut glatt und gepflegt und die Lippen mit einem dunklen Rot geschminkt.
    Jahrelang wirkte sie zermürbt und war nur noch eine graue Maus. Sie zog nur noch Jeans und Sweatshirts an, die Haut wirkte spröde und sie ging so gut wie nie zum Frisör. Und sie war so verschlossen. Dass bei ihr zu Hause alles aus dem Ruder lief, hat sie lange Zeit gar nicht erzählt. Wenn sie mittwochs nicht zu unseren Treffen kam, weil Tim sie hängenließ, behauptete sie, Kopfschmerzen zu haben und zu kaputt zu sein. Wenn ihr Mann gemeinsamen Spaziergängen oder dem Kaffeetrinken mit unseren Familien fernblieb, entschuldigte sie ihn, weil er arbeiten müsse. Irgendwann sprach ich sie dann aber doch darauf an, wie es mit ihr und Tim so laufe. Das war, als ich sie wegen ihrer Nierengeschichte im Krankenhaus besuchte. Sie fing an zu weinen und erzählte stockend, was los war. Sie sagte, dass sie sich von Tim trennen und für sich und die Kinder eine eigene Wohnung suchen würde. Es könne doch nur besser werden: Trennung sei schlimm, aber sich ständig zu streiten gehe an die Substanz.
    Nach dieser Geschichte war ich erst einmal platt. Es ist ja schon ein Hammer, wenn sich eine deiner Busenfreundinnen von ihrem Mann trennt. Ich kenne Tim seit über zehn Jahren. Wir sind auch schon zu viert verreist und haben so manches Silvester feuchtfröhlich begangen. Aber ich kann Katharina auch verstehen. Tim ist ein schwieriger Typ. Er braucht viel Zeit für sich und verzieht sich gerne in sein Schneckenhaus. Das wäre ja in Ordnung, wenn er auch wieder herauskommen würde und ansprechbar wäre. Aber das kam mit der Zeit wohl immer seltener vor. Und nicht nur das. Wenn er gestresst oder sauer war, teilte er auch gerne aus und begann, Katharina zu beschimpfen. Richtig unter die Gürtellinie sei das manchmal gegangen, erzählte sie.
    Bei uns ist auch nicht alles Gold
    Wenn sich die Freundin trennt, dann wird man auch nachdenklich. Ich ließ damals immer wieder unsere Beziehung Revue passieren und musste zugeben, dass auch bei uns nicht alles Gold war. Wir stritten sehr oft über Kleinkram. Mal ging es ums Geld, mal trugen wir regelrechte Gefechte aus, wer die Kinder wann am Wochenende betreut (in der Woche hatten wir das zum Glück geregelt). Eigentlich kämpften wir ständig um unsere Freiräume, die wir beide brauchen, weil jeder auch Zeit für sich benötigt. Wir waren auch Weltmeister darin, zu vergleichen, wer den größeren Stress hat. Und vermutlich hätte es auch mit uns ein schlechtes Ende nehmen können, wenn mir meine Freundin Sandra nicht vorgeschlagen hätte, eine Familientherapie zu machen. Sandra bekam unsere Streitereien einmal
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