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Freiheit fuer Mama

Freiheit fuer Mama

Titel: Freiheit fuer Mama
Autoren: Anette Sabersky
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husch-husch gehen, dann ist das auch für ein Kind nicht gut.
    An dem Abend kam bei uns alles auf den Prüfstand, was wir bislang wichtig für unsere Kinder gefunden hatten. Wir kamen zu dem Ergebnis: Schwimmkurs ist eine gute Sache, aber Paul ist ganz offensichtlich noch nicht so weit. Kindertanzen ist prima, überlegten wir, das macht Piet wirklich Spaß, er kann es gut und hat vielleicht sogar ein bisschen Talent. Kinderenglisch könnten wir sein lassen. Paul sitzt meist nur verträumt herum und Piet hat noch keine drei Worte gelernt. Kinderturnen ist nicht so der Hit für Paul, aber Fußball ist wichtig und macht ihm richtig Spaß. Das hatte er mir ja selbst gesagt.
    Aber damals bekam ich auch ein bisschen Angst: Was machen wir denn am Nachmittag, wenn wir nicht mehr zum Schwimmen, Turnen und Englischkurs gehen? Unsere Nachmittage waren so schön durchgeplant. Würden die Kinder mir nicht auf die Nerven gehen, wenn ich sie nicht mehr abgeben kann? Ups, das darf man als Mutter wohl nicht denken. Dass wir Mütter auch mal ganz froh sind, wenn wir unsere Kinder abladen und ein bisschen durchschnaufen können. Und dass so ein fester Zeitplan auch Vorteile hat: Man muss sich keine Gedanken darüber machen, wie man die Zeit herumbringt. Man muss einfach nur funktionieren. Und man muss auch nicht kreativ sein und zum Beispiel mit ihnen basteln oder Blumen trocknen. Aber der Preis ist hoch, überlegte ich. Wenn ich mit dem Auto durch die Stadt jage und wir irgendwann am Baum hängen, dann nützt es Paul nichts, dass er ein bisschen Englisch spricht. Wenn ich es recht überlege, dann habe ich das Auto überhaupt nur, um meine Kinder zu ihren Terminen zu fahren. Wie absurd! Viel lieber würde ich mit dem Rad fahren. Ich meine, wir sollten mit den Kindern mehr Dinge machen, die wir selbst gerne tun – und uns nicht so sehr von anderen leiten lassen. Denn es ist ja so: Wenn ich selbst von etwas begeistert bin, dann springt der Funke auch über und das Interesse ist geweckt.
    Alle sind genervt und keiner gibt’s zu
    Mein Handywecker klingelt. Es ist Viertel vor sieben. Jetzt ist Schluss mit Kika. Meine Mutter ist zwar bei ihnen und wird gleich den Fernseher ausmachen, aber ich will jetzt doch mal kurz nach ihnen sehen. Ich habe ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Gammele hier im Garten und die Kinder verblöden vor der Glotze.
    Bevor ich reingehe, wasche ich mir die Füße unter dem Gartenschlauch ab. Dann schnappe ich mir das Handtuch, das ich vorsorglich bereitgelegt habe, und trockne mir die Füße ab. Schließlich tapse ich barfuß ins Haus. Drinnen im Wohnzimmer ist keiner mehr. Aus dem Badezimmer höre ich Stimmen. Ich schleiche hin und lausche an der Tür. Da amüsieren sich aber drei prächtig! Oma macht wohl irgendwelche Faxen und die Kids lutschen auf ihren Zahnbürsten rum und lachen. Hauptsache, sie drehen jetzt nicht zu sehr auf. Ich stecke den Kopf durch die Tür und sage: »Jetzt aber Abmarsch ins Bett.« Piet sagt: »Omami macht.« Auch Paul sagt: »Omami macht das.« Das heißt wohl, dass ich hier überflüssig bin. Oma hat alles im Griff – auch gut.
    Ich gehe in die Küche und gieße mir noch eine Schorle ein. Man gönnt sich ja sonst nichts. Ich fühle mich ein bisschen beschwipst, ich habe ja nur ein paar Chips gegessen und davor eine halbe Scheibe Brot mit den Kids. Aber ich fühle mich prima. So ein halbes Stündchen im Garten mit den Händen in der Erde bewirkt doch Wunder. Maulwurf müsste man sein.
    Am meisten freue ich mich darüber, dass ich die Ruhe überhaupt genießen kann. Das war mir früher nicht möglich – weil ich viel zu kaputt oder wahlweise aufgedreht und durchgedreht vom Nachmittag war. Von der Herumkurverei, immer mit Stoppuhr im Kopf. Doch damit ist ja nun Schluss. Ich habe ihn gekündigt, meinen Chauffeusenjob. Mann, das Leben kann so schön sein. Du musst nur mal gewohnte Pfade verlassen, dann bekommst du auch wieder Luft.
    Ich schmiere mir noch ein Brot, um eine Grundlage zu haben, und schnappe mir die Zeitung. Sie liegt fein säuberlich zusammengefaltet auf dem Küchentisch. In der Süddeutschen lese ich von einer Studie, die die Zufriedenheit von Müttern untersucht hat. Das ist ja interessant. Das Rheingold-Institut in Köln hat sie gemacht und festgestellt, dass nur 44 Prozent der über 1000 befragten Mamas wirklich entspannt sind. Die übrigen 56 Prozent plagt eine tiefe Unzufriedenheit. Sie sagen, dass sie sich einem permanenten Perfektionsdruck ausgesetzt fühlen und
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