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Freiheit fuer Mama

Freiheit fuer Mama

Titel: Freiheit fuer Mama
Autoren: Anette Sabersky
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Guckte ins Inhaltsverzeichnis. Und siehe da: Ich fand ein Kapitel, in dem es um den Förderwahn der Eltern geht. Ich nahm mir den Beitrag »Förderung aus Sicht der Evolution« und den Zusatz »Fetisch Förderung?« vor.
    Nun war ich wirklich gespannt, setzte mich auf meinen Drehstuhl und fing an zu lesen. In dem Kapitel heißt es: »Eltern müssen die Neugier der Kleinen nicht wecken, wie manche Ratgeber empfehlen, sie ist da. Und der Spaß an der Bewegung, den wir ›fördern‹ sollen? Ja, Sie haben es richtig vermutet, auch der ist einfach vorhanden.«
    Hups, dachte ich. Wenn ich das alles richtig verstehe, läuft im Kind ein Programm ab. Die Lust am Laufen, Singen und Sprechen steckt in jedem Kind. Sie ist schon da, wir müssen sie also gar nicht von montags bis freitags hervorlocken und fördern . Dann ist also alles für die Katz, was ich und die anderen Mamas Tag für Tag machen? Dass wir unsere Kinder herumkutschieren, um ihre Lust an Sport, Musik und Sprache zu wecken? »Wenn sie (von der Entwicklung her) nicht dazu bereit sind, lassen sich kleine Kinder gar nichts beibringen«, las ich bei Renz-Polster und dachte für mich: So, wie man eine Rose nicht schneller zum Blühen bringt, indem man die Knospe aufbricht, so lässt sich auch die Entwicklung von Fertigkeiten bei einem Kind nicht beschleunigen. Renz-Polster zitierte auch einen Satz von Remo Largo, einem anderen bekannten Kinderarzt: »Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.«
    Also, fasste ich für mich zusammen, die Neugier von Kindern muss man nicht wecken, die bringen sie mit. Wenn man ihnen etwas beibringen möchte, was sie von der Entwicklung her noch nicht können oder wollen, dann wird das nicht funktionieren. Das Gras, das nicht schneller wächst, wenn man daran zieht, lässt grüßen.
    Da musste ich an Pauls Schwimmkurs denken. Er ging ja bereits seit Monaten dorthin und hatte immer noch kein Abzeichen gemacht. Die Schwimmstunde brachte es also nicht, weil er wohl noch nicht so weit war. Beim Fußball schien er hingegen ganz geschickt zu sein. Hin und wieder schoss er ja sogar ein Tor. Ganz für die Katz sind Turnen, Musik und Tanz aber nicht, wenn ich das richtig verstanden hatte. Nur sollte man die Aktivitäten gezielt auswählen. Nicht jedes Hobby ist für alle Kinder gleichermaßen geeignet. Wenn sich herausstellt, dass ein Kind gerne singt oder tanzt, dann kann es Singen und Tanzen lernen. Wenn es gerne mit einem Ball herumkickt, kann es zum Fußballtraining gehen. Eltern sollen ihren Kindern dabei helfen, ihre Talente zu entdecken. Der Kinderarzt schrieb dazu: »Nicht jede Hilfe kommt an, und ›Üben wie blöd‹ schon gar nicht.«
    Eltern sind nicht die Techniker ihrer Kinder
    Am Ende des Buches von Renz-Polster stand noch etwas, das mir aus der Seele sprach: Die Eltern seien nicht die Techniker ihrer Kinder, die deren Hirnzellen verkabeln, auch nicht deren Trainer und Manager. »Sie sind ihre Eltern. Sie müssen nicht ihr eigenes Leben an den Nagel hängen, um den Kleinen ein (vermeintlich) optimales Training angedeihen zu lassen.«
    Das klang gut, sehr gut.
    Nach der Lektüre war ich erst einmal baff. Wow, all der Zirkus, den wir Mamas mit unseren Kindern machen, war gar nicht unbedingt nötig. Dann kam ich ins Grübeln. Ich überlegte, was wir als Kinder nachmittags eigentlich gemacht hatten. Sicher waren wir nicht durch die Gegend kutschiert worden, wir hatten ja noch nicht mal ein Auto. Und wir sind trotzdem einigermaßen wohlgeraten (hoffe ich). Mir fiel dann das »Feld« ein, eine riesige Wiese, auf der wir Verstecken gespielt, gekokelt, Blumen gepflückt und Schätze vergraben haben. Von klein an. Erst war meine Mutter mit uns dorthin gegangen, später stromerten wir allein herum. Jeden Nachmittag. Es war ein bisschen wie in Bullerbü.
    Seitdem ist viel Zeit vergangen. Wir leben nicht mehr in Bullerbü. Heute gibt es kaum noch solche unbebauten wilden Flächen. Aber ein bisschen mehr Bullerbü im Alltag, das wäre doch eine Zielvorgabe. Parks gibt es in jeder Stadt. Und wir haben einen Garten, in dem wir alles Mögliche anstellen können.
    Nach dem katastrophalen Musikdonnerstag und der erhellenden Lektüre setzte ich mich mit Ben zusammen. Ich sagte ihm, dass ich nicht länger bereit sei, das Taxi für die Kinder zu spielen. Und vor allem, sie diesem Wahnsinnsstress auszusetzen. Denn das ist es ja auch für sie, enorm stressig. Wenn ich Piet aus dem Bett zerre, um ihn zum Tanzen zu bringen, und alles muss
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