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Freiheit fuer Mama

Freiheit fuer Mama

Titel: Freiheit fuer Mama
Autoren: Anette Sabersky
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Tanzstunde an, wir guten Mamas.
    Nun haben wir volle 18 Minuten Zeit, bis wir losmüssen, um Paul vom Fußball abzuholen. Wir gehen zur Sparkasse, um Geld abzuheben. Das dauert sieben Minuten. Piet muss wie immer ein paar Knöpfe am Automaten drücken. Dann holen wir für ihn und Paul ein Brötchen. Das dauert acht Minuten, da wir warten müssen, bis die ältere Dame vor uns 14 Stücke Torte bestellt und bezahlt hat und die Adresse notiert ist, wo am Sonntag alles hingebracht werden soll. Bis zum Auto sind es fünf Minuten, wir haben aber nur noch drei, wenn wir es pünktlich schaffen wollen. Darum klemme ich mir Piet unter den Arm, der sofort lautstark protestiert, da er lieber laufen will. Aber darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen, weil ich keinesfalls zu spät kommen will. Paul ist ein Sensibelchen. Er will, dass seine Mama da ist, wenn das Training zu Ende ist.
    Am Auto angekommen, setze ich Piet in seinen Kindersitz, gurte ihn an und laufe zur Fahrerseite. Diesmal schnalle ich mich an, denn ich will ein gutes Vorbild sein. Dann heizen wir los. Rote Welle. Ich stehe nervös an der Ampel und schreie innerlich: Können die Scheißdinger nicht mal schneller umspringen? Als wir beim Sportplatz ankommen, ist es 16.02 Uhr. Zu spät. Ich renne vom Parkplatz zum Bolzplatz. Piet lasse ich im Auto. Paul steht am Spielfeldrand – mit hängenden Schultern, schon völlig aufgelöst. Die Mutter eines Mitspielers steht neben ihm und hat ihm den Arm um die Schulter gelegt. Als ich angehetzt komme, fragt sie: »Wo war die Mutti denn so lange?«
    Die »Mutti« ist schweißgebadet. Sie hetzt von einem Termin zum anderen, weil sie meint, dass ihre Kinder das brauchen: Fußball spielen, tanzen, schwimmen und Englisch. Sie reißt sich dafür den Arsch auf und jeden Monat ein dickes Loch ins Portemonnaie. 200 bis 300 Euro blättert sie monatlich locker hin, um ihre Kinder optimal zu fördern. Sie tut das, weil das alle so machen. Wenn sie ihre Kinder nicht fördern würde, würde sie als schlechte Mutter dastehen, aber das will sie natürlich nicht. Ja, so ist das: Du bist eine gute Mutter, wenn du möglichst viel mit deinen Kindern anstellst und genau das tust, was man von dir erwartet.
    Meine blaue Stunde
    Das also ist der Grund, warum ich mir diesen Stress angetan habe: Ich wollte nicht als schlechte Mutter dastehen. Ich vergrabe meine Hände in der dunklen Erde. Sie riecht lecker – nach Garten und Sommer. Wie ich das liebe, den Duft des feuchten, ein wenig modrig riechenden Bodens! Ich grabe ein tiefes Loch, schütte etwas Kompostdünger hinein und setze die Pflanze obendrauf. Dann fülle ich das Loch mit Erde und trete alles fest. Mit nackten Füßen. Denn das ist der Hit. In der warmen, lockeren Erde herumtrampeln. Das ist ein Gefühl, wie wenn du auf Wolken gehst.
    Ich gucke auf meine Armbanduhr. Es ist 18.35 Uhr. Noch zehn Minuten habe ich, bis Kika zu Ende ist. Weil ich mich ein bisschen schlapp fühle, lege ich mich noch mal kurz auf die Liege. Ich mache mich lang, nehme noch einen Schluck Schorle und schließe die Augen. Yeah, es ist schön, so faul zu sein. Ich kann meine blaue Stunde so richtig genießen. Gut, dass ich mir die jetzt ab und an gönne.
    Das Tor quietscht. Ich höre, wie jemand in den Garten kommt und neben mir stehen bleibt. Ich stelle mich tot. In meiner Mußestunde will ich nicht gestört werden. Vielleicht ist es die Nachbarin, die mir ein Paket bringt. Jemand räuspert sich, diskret. Ich höre die Stimme meiner Mutter. »Ich gehe mal rein und gucke nach den Kindern«, flüstert sie, als ich nicht reagiere. »Ich kann mit ihnen dann auch Zähne putzen.« Das finde ich nun aber nett. Sie hilft mir. Und ich kann noch ein bisschen länger gammeln.
    Schluss mit dem Förderstress
    Der Förderstress geht ja schon ganz früh los. Kaum ist das Baby auf der Welt, melden gute Mamas ihr Kind beim PEKiP -Kurs an, dem Prager Eltern-Kind-Programm – auch ich war mit Paul dort. Dort sollen Babys ihren Körper entdecken, indem sie als Nackedei durch einen Raum robben oder krabbeln – während die Mütter drumherum sitzen, über Kinder reden und schwitzen. Wegen der nackten Babys muss der Raum gut geheizt sein. Ich fand’s gruselig. Die Hitze in dem Raum war kaum auszuhalten. Ich hatte nach der Geburt ein paar hormonelle Probleme und war eh ständig am Schwitzen. Und die ewige Pinkelei der Kleinen war auch nervig; wenn es wohlig warm ist, pinkeln sie für zwei. Aber die Mütter waren nett, und ich habe auch
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