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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter
Autoren: Siegfried Wittwer
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sanft in seine Arme nahm, und ihre himmelblauen Augen strahlten.
    »Küss mich«, hauchte sie ihm ins Ohr und schmiegte sich eng an ihn, »küss mich immer wieder.«
    Die Welt versank um sie herum, während sie sich in den Armen hielten und küssten. Ein Gefühl unbeschreiblichen Glücks erfüllte sie beide, und sie wünschten sich, dass dieser Augenblick nie enden würde.

Epilog
    Am Donnerstag, dem 24. Mai, bezog Tilly am Neuen Markt sein Quartier im Haus der Herren von Möllendorff. Er befahl, das Plündern einzustellen und wies seine Truppen aus der Stadt. Den wenigen verbliebenen Einwohnern versprach er Sicherheit und den Schutz des bisher nicht geraubten Eigentums. Drei seiner Regimenter besetzten auf seinen Befehl hin die Wälle und sorgten dafür, dass niemand zum Plündern in die Stadt gelangte.
    Stadtschreiber Friese wurde drei Tage später mit seiner ganzen Familie vom Söldner ohne Lösegeld freigelassen. Gott habe ihm genug Beute beschert, sagte dieser großmütig. Weil in der darauffolgenden Nacht im Lager der Kaiserlichen bei Fermersleben ein Feuer ausbrach, konnten viele Gefangene fliehen. Durch den Brand verloren die Söldner außerdem einen großen Teil ihrer geraubten Beute.
    Am nächsten Tag wurde im Dom ein katholischer Gottesdienst mit Messe im Beisein von Tilly und allen hohen Offizieren abgehalten. Begeistert sangen die Gottesdienstbesucher das Te Deum Laudamus (»Wir loben dich, Gott«). Danach schossen alle Geschütze um elf Uhr eine Dankes-Salve.
    Ende Mai zog Tilly schließlich mit seinem Heer über den Harz nach Mansfeld. Nur drei Regimenter ließ er als Besatzung zurück. Auch Georg Ackermann blieb in Magdeburg. Während das Heer den Harz überquerte, wurden viele Soldaten, die abseits gingen oder zurückgeblieben waren, von Freiheitskämpfern, ehemaligen Harzschützen, erschossen und erschlagen.
    Am Tag, als Magdeburg fiel, lagerte der Schwedenkönig Gustav Adolf mit seinem Heer nur drei Tagesmärsche entfernt. Nach der Eroberung von Frankfurt an der Oder war es in einem solch geschwächten Zustand, dass er sein Wort gegenüber den Magdeburgern brach und den Vormarsch abblies.
    Leider ging auch die größte Sammlung von Rechtssprüchen Europas im Archiv der Stadt in Flammen auf sowie alle wichtigen Dokumente über die Geschichte der Stadt.
    Die Eroberung und Zerstörung der Stadt wurde »Magdeburger Hochzeit« genannt. Es war das größte und schlimmste Massaker während des Dreißigjährigen Krieges. In ganz Europa war man darüber entsetzt. Lange Zeit verwendete man deshalb den Begriff »magdeburgisieren« als Synonym für »völlig zerstören, vernichten und auslöschen«.
    Am 24. Juni 1631 äußerte Papst Urban VIII. in einem Schreiben seine Freude über die »Vernichtung des Ketzernestes«.
    Am 15. April 1632 zerschmetterte eine Falkonettkugel den rechten Schenkel von Johann Tserclaes Graf von Tilly während der Schlacht bei Rain am Lech. Fünfzehn Tage später starb er in Ingolstadt an Wundstarrkrampf.
    Am 16. November 1632 wurde Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim auf dem Schlachtfeld bei Lützen schwer verwundet und verlor sehr viel Blut. Am nächsten Morgen erlag er seinen Verletzungen.
    Die Frühlingssonne warf ihre ersten zaghaften Strahlen durchs Fenster der jungen Familie Ackermann. Noch kein volles Jahr war seit den schrecklichen Ereignissen vergangen. Anneliese Ackermann konnte den Tag der Geburt ihres ersten Kindes kaum erwarten. Während sie eine Bettdecke für die Wiege mit rosa und blauen Blumengirlanden bestickte, summte sie ein fröhliches Lied. Georg war ein liebevoller Ehemann, der ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Sie hörte ihn unten im Haus arbeiten. Gut, dass Feldmarschall Pappenheim seinen Abschied ohne Murren angenommen hatte. Seitdem arbeitete Georg in der Druckerei. Ein alter Geselle Carl-Ulrich Stetters hatte das Massaker überlebt und war sofort bereit gewesen, wieder mitzuarbeiten. Es gab für sie beide viel zu tun, da alle anderen Druckereien der Stadt entweder zerstört worden waren oder schweren Schaden erlitten hatten.
    Nachdem Tillys Armee aus Magdeburg abgezogen war, hatten Georg und Anneliese die Bücher ihrer Hausbibliothek wieder aus dem Kloster Unser Lieben Frauen zurückgeholt. Sie waren nicht beschädigt worden. Nach all den tristen Jahren im Feldlager freute sich Georg, solch kostbare Werke lesen zu dürfen.
    Domprediger Bake hatte die beiden kurz darauf in einer stillen Feier getraut. Ja, es war bei beiden Liebe auf den ersten Blick
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