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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter
Autoren: Siegfried Wittwer
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liegt das liebe Magdeburg – zerstört und verheert, um unserer Undankbarkeit und der Bischöfe und Tyrannen Wütens und Tobens willen …«
    »Hat er das gesagt?«, fragte Georg Ackermann erstaunt.
    »Ja, so ähnlich«, nickte sie. »Es wird ein solches Blutvergießen werden, dass niemand wissen wird, wo er daheim sei.«
    »Es ist tatsächlich alles so gekommen, wie der Mann es gesagt hat.« Georg Ackermann war sichtlich betroffen. »Wohl zwanzigtausend Einwohner haben ihr Leben verloren, und die anderen haben kein Zuhause mehr.«
    »Schrecklich!«, sagte sie. »Die Jungfrau Magdeburg ist nun tot – zerstört, verbrannt und verheert.«
    »Nein, Anneliese, nein«, widersprach Georg Ackermann ihr sanft, »sie ist nicht tot. Das Mädchen schläft nur. Bald schon wird es wieder zu neuem Leben aufwachen.«
    »Bleib bei mir, und halte mich fest, Georg«, bat Anneliese und blickte ihn Hilfe suchend an.
    »Ich lasse dich nicht los, nie und nimmermehr im Leben«, antwortete er, und dann küsste er sie zart und doch leidenschaftlich auf den Mund.

21.
    Menschen sprachen durcheinander. Was sie sagten, konnte er nicht verstehen. Sie schienen aufgeregt zu sein, erschüttert und besorgt. Er wollte die Augen öffnen, etwas sagen, ihnen zurufen, aber er war einfach zu schwach und zu müde.
    Wasser plätscherte. Holz knirschte im Sand.
    »Gott sei Dank, sie sind nicht tot!«, sagte eine Männerstimme.
    Benno spürte, wie starke Hände ihn anhoben und wegtrugen. Dann verlor er wieder das Bewusstsein.
    Wie lange er durch die Dunkelheit gewandert war, konnte er nicht sagen. Es schien eine Ewigkeit gewesen zu sein. Doch nun fiel Licht durch seine geschlossenen Augenlieder.
    Er versuchte sich zu erinnern. Aber es fiel ihm schwer. Es war alles so weit entfernt, verschwommen und im Nebel.
    Irgendetwas Schreckliches war geschehen. Etwas, das er nicht wahrhaben wollte, gegen das er sich mit aller Kraft zu wehren versuchte.
    Es dämmerte ihm allmählich.
    Ein Schuss war gefallen!
    Plötzlich sah er wieder, wie Rosa taumelte und ins Boot zurückfiel, sah wie sich ihr Kleid rot färbte.
    Benno stöhnte auf, sein Herz begann zu rasen, und Schweiß trat ihm auf die Stirn. Seine Arme und Beine zitterten unkontrolliert.
    Jemand streichelte seine Wange.
    »Schsch, ganz ruhig. Es ist alles gut, es ist alles gut, Benno.«
    Er kannte diese warme, liebevolle Stimme. Diese Stimme, die ihn immer wieder tief in seinem Inneren ansprach.
    Es war Rosa!
    Plötzlich war er hellwach! Er schlug die Augen auf und blickte in die himmelblauen Augen der Frau, die er so sehr liebte.
    Nein, das konnte nicht sein! Das war nur ein Traum. Rosa war tot, ebenso wie ihr Vater. Erschossen, ermordet und verblutet.
    Doch das Gesicht der jungen Frau vor ihm verschwamm nicht wieder, verschwand nicht wie der Schatten der Nacht.
    Unter Aufbietung aller seiner Kräfte richtete Benno sich auf und fiel Rosa um den Hals.
    »Du lebst, meine Liebe! Du lebst! Ich kann es einfach nicht fassen«, stammelte er, und dann küsste er sie wieder und wieder, als wären sie eine Ewigkeit voneinander getrennt gewesen.
    Schließlich nahm er ihr Gesicht in beide Hände und sagte: »Was ist geschehen? Komm, erzähle es mir!«
    Dann küsste er sie wieder auf den Mund.
    »Wenn du mich ständig küsst, kann ich dir nichts erzählen«, lachte Rosa schließlich.
    Er schaute sie erwartungsvoll an: »Du trägst deinen Arm in einer Schlinge?«
    »Ja, eine Kugel hat mich oben in der Brust getroffen. Sie ist aber nicht tief eingedrungen. Das Geldsäckchen hat mich gerettet. Es hat die Wucht des Aufpralls gemildert. Ich bin wohl ohnmächtig geworden und ins Boot gestürzt. Deshalb habe ich noch überall blaue Flecke.«
    »Und dein Vater, was ist mit ihm?«
    »Er hat einen Durchschuss seitlich im Bauch erlitten. Keine inneren Organe sind dabei verletzt worden. Es war zwar sehr schmerzhaft, aber inzwischen ist er über den Berg und schmiedet schon wieder Pläne.«
    »Gott sei Dank, dass er euch beiden einen Schutzengel geschickt hat!«, seufzte Benno.
    »Doch du hast durch deine Verletzung viel Blut verloren, dazu noch der Schmerz, dass du mich verloren glaubtest. Das war wohl alles zu viel für dich.«
    »Und wo sind wir jetzt?«, fragte Benno sie.
    »Ein Fischerehepaar mit seinen Söhnen hat uns in der Nähe des Ufers entdeckt. Sie haben uns in ihre Kate gebracht und sofort einen Feldscher geholt, der mir die Kugel aus der Brust geschnitten und auch die Wunde meines Vaters ausgebrannt hat. Bei dir hat er nur
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