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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter
Autoren: Siegfried Wittwer
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einen Druckverband angelegt und gesagt: ›Das wird schon wieder.‹«
    Rosa beugte sich vor, küsste ihn und fuhr fort: »Am besten, du isst jetzt ein wenig, damit du wieder zu Kräften kommst.«
    Nachdem Benno sich gestärkt und auch ein wenig gewaschen und rasiert hatte, setzte er sich mit Rosa auf eine Bank am Ufer der Elbe. Er fühlte sich immer noch schwach. Schweigend, aber glücklich blickten sie über das Wasser.
    Inzwischen war es schon später Nachmittag, und die Sonne neigte sich im Westen dem Horizont zu. Zwei Amseln saßen hinter ihnen in den Zweigen einer Weide und sangen abwechselnd ihre eingängigen, melodiösen Strophen.
    »Ich frage mich die ganze Zeit, was ich in der brennenden Stadt wollte? Kannst du es mir sagen, Rosa?«, unterbrach Benno die Stille. »Es fällt mir einfach nicht mehr ein. Durch den Schlag auf meinen Kopf ist alles wie ausgelöscht.«
    Rosa blickte ihn ernst und forschend an, dann antwortete sie: »Du wolltest Anneliese und ihre Familie warnen.«
    »Anneliese?«
    Benno versuchte sich zu erinnern. Ja, da war das Bild von einer Frau in seinem Inneren, verschwommen, unklar und wie aus einem fernen Traum.
    »Ihr habt euch anscheinend gut verstanden. Ihr Vater hat dir Fechtunterricht gegeben.«
    »Hm«, sagte Benno nur, »Fechten. Ja, das kann sein. Ich glaube, das habe ich gelernt. Und seine Tochter hieß Anneliese?«
    Rosa nickte: »Dunkelbraune Locken, attraktiv und sehr klug.«
    »War sicherlich ein nettes Mädchen, aber ich kann mich kaum an sie erinnern.«
    Rosa schien auf einmal erleichtert zu sein, denn sie lächelte wieder.
    »Wer hat eigentlich auf dich und deinen Vater geschossen?«, wechselte Benno unerwartet das Thema. »Waren es Söldner gewesen oder irgendwelche Strauchdiebe, die uns ausrauben wollten?«
    Sie schüttelte ihren Kopf: »Die Söhne des Fischers haben einen Mann gefunden, der wahrscheinlich auf uns geschossen hat. Er hatte zwei abgefeuerte Musketen bei sich gehabt. Sein Pferd muss in einen Fuchsbau getreten und gestürzt sein, als er zum Flussufer hinuntergeritten ist. Dabei wurde er abgeworfen und ist mit dem Kopf gegen einen Stein geprallt. Der Mann hat aus Augen, Ohren und Nase geblutet Er hat sich wohl den Schädel gebrochen, meinten die Söhne des Fischers.«
    »Und wie sah er aus?«
    »Rate mal.«
    »Hm«, antwortete Benno, »schlaksig, speckiges Lederwams und Pluderhose, dunkle, dünne Haare und großporige Haut?«
    »Richtig, Herr Advokat! Kuno Lederer, der Halsabschneider, war es. Er wollte sich wohl an uns rächen und uns außerdem Emmerichs Geld abjagen.«
    »So gibt es doch noch eine Gerechtigkeit im Himmel«, sagte Benno nachdenklich.
    In diesem Augenblick trieben die Leichen von mehreren Männern im Fluss an ihnen vorbei. Eine der Leichen war mit einem dunkelgrünen Wams bekleidet. Eine Explosion hatte den Mann offensichtlich zerrissen.
    Stumm schauten Benno und Rosa ihr hinterher, bis sie hinter der nächsten Biegung des Flusses verschwunden war.
    Schließlich fragte Benno: »Wie geht es jetzt mit uns weiter?«
    »Nun, erst einmal müssen wir alle wieder zu Kräften kommen und ganz gesund sein«, meinte Rosa. »Die Familie des Fischers ist sehr gastfreundlich.«
    »Kein Wunder«, lachte Benno leise, »bestimmt haben sie Emmerichs Geld eingesackt.«
    »Nein, Benno, das haben sie nicht«, widersprach ihm Rosa. »Sie haben mir alles zurückgegeben und keinen Heller für sich behalten.«
    »Alle Achtung, solche Leute trifft man heute nur selten. Wir sollten sie großzügig belohnen, ehe wir weiterreisen.«
    »Ja, das sollten wir!«, erwiderte sie.
    Minutenlang saßen sie Hand in Hand still auf der Bank und schauten über das Wasser zur untergehenden Sonne.
    Die Amseln in der Weide ahmten inzwischen den Gesang von Meisen nach, ehe sie wieder zu ihren eigenen Melodien zurückkehrten.
    »Ich liebe dich, Rosa Münkoff«, sagte Benno unvermittelt und hob sanft ihren Kopf zu sich. »Habe ich dir das schon gesagt?«
    »Ja, das hast du. Aber du kannst es mir immer wieder sagen. Eine Frau kann das nicht oft genug hören.«
    Sie lächelte ihn so lieb an, dass Benno alles um sich herum vergaß.
    »Ich möchte jeden Tag meines Leben mit dir zusammen sein«, sagte er.
    »Auch wenn ich nur die Tochter eines Lohgerbers bin?«
    »Auch wenn du die Tochter eines Lohgerbers bist! Möchtest du mit mir das Leben teilen?«
    »Ja, das möchte ich.«
    »Für immer und ewig?«
    »Für immer und ewig!«
    Ein bezauberndes Lächeln zog über Rosas Gesicht, als Benno sie
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