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Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6
Autoren: Frederica - sTdH 6
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Frau wiederkommt, um das Geschirr zu holen, mußt
du sie ablenken und ich verstecke mich hinter der Tür, und wenn sie dann
hereinkommt, haue ich ihr den Krug auf den Kopf.«
    »Das können
Sie nicht!« sagte Mary. »Sie bringt uns um.«
    »Wie kann
sie das, wenn sie ohnmächtig daliegt? Du benimmst dich gar nicht wie eine
richtige Kammerzofe, Mary. Ich schäme mich für dich.«
    Die
Beförderung zur Kammerzofe war der stolzeste Augenblick in Marys jungem Leben
gewesen. Wie ein Soldat, der aufgefordert wird, seinem Vaterland zu dienen,
straffte sie sich auf einmal und sagte: »Ich tue alles, was Sie sagen, Miß. Ich
weiß gar nicht, was über mich gekommen ist.«
    »Du bist
ein liebes Mädchen«, sagte Frederica ermutigend. »Jetzt müssen wir nur noch
abwarten.«
    Frederica
hatte keine Uhr, und es war auch keine im Zimmer, das ganz schlicht möbliert
war, mit zwei Feldbetten, einem Tisch und zwei Stühlen. Die ganze Nacht waren
sie bereits eingesperrt gewesen. Vor einigen Stunden hatten sie schon einmal
eine Mahlzeit bekommen. Das mußte das Frühstück gewesen sein. Nach Fredericas
Schätzung mußte es jetzt also etwa zwei Uhr nachmittags sein. Das launenhafte englische
Wetter war nach ein paar kühlen Tagen wieder sonnig und warm geworden, und das
kleine Zimmer wurde stickig. Frederica versuchte, das Fenster nach oben zu
schieben, indem sie durch die Gitterstäbe faßte, aber es bewegte sich nicht.
    Auf einmal
erstarrte sie; den Kopf auf die Seite gelegt, lauschte sie.
    »Sie
kommt«, flüsterte Frederica eindringlich.
    »O Miß, was
soll ich bloß sagen? Was soll ich bloß tun?« jammerte Mary.
    »Pscht! Es
fällt dir schon etwas ein.«
    Frederica
nahm den Krug und stellte sich hinter die Tür.
    Die schweren Fußtritte der
Aufseherin kamen immer näher.
    Die Tür
ging auf.
    »Warum
rasieren Sie sich eigentlich nicht den Schnurrbart, Sie häßliche alte Kuh«,
höhnte Mary von der anderen Seite des Zimmers.
    »Du Nutte«,
tobte die Aufseherin, »warte, bis ich dich kriege.«
    Die Frau
kam bis zur Mitte des Zimmers. Frederica hob den Krug und ließ ihn krachend auf
ihren Kopf niedersausen. Sie stöhnte auf und schlug auf den Boden.
    »Was ist,
wenn sie tot ist?« flüsterte Mary.
    »Das ist
mir egal«, sagte Frederica, obwohl sie weiß und mitgenommen aussah. »Komm, wir
müssen fliehen.«
    Frederica
tastete sich Stufe für Stufe die Treppe hinunter, mit Mary im Schlepptau. Von
unten drangen Männerstimmen herauf.
    »Leise
jetzt«, murmelte Frederica. »Langsam. Wir müssen langsam gehen.«
    Schließlich
sahen sie unter sich die leere Eingangshalle. Die Stimmen kamen aus einem
Zimmer im Erdgeschoß, dessen Tür geschlossen war.
    »Hör auf,
dich an meinen Ärmel zu klammern, Mary«, zischte Frederica. »Ich gehe voraus
und öffne leise die Haustür. Wenn ich dir ein Zeichen gebe, rennst du schnell
hinab und zwar ohne einen Laut von dir zu geben.«
    Mit heftig
klopfendem Herzen schlich Frederica durch die Halle. Sie drehte den Türknopf
vorsichtig um und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Die Tür war nicht
zugesperrt. Sie öffnete die Tür ganz, drehte sich dann um und winkte Mary zu
sich heran.
    Mary sah
die weit geöffnete Tür und den sonnigen Garten dahinter. Überstürzt eilte sie
die Treppe hinab, stolperte und fiel in voller Länge hin.
    Die Tür zum
Zimmer, in dem sich die Wächter befanden, öffnete sich, als Frederica gerade
zurücklaufen wollte, um Mary zu Hilfe zu eilen. Im Bruchteil einer Sekunde
beschloß sie, daß es das beste sei, zum nächsten Haus zu rennen und Hilfe zu
holen.
    Sie floh
die Auffahrt hinunter und hörte die Verfolger schon hinter sich. Zu ihrer
Bestürzung waren die großen Tore am Ende der Auffahrt verriegelt und versperrt.
    Frederica
bog nach links ins freie Gelände ein und schaute nicht einmal zurück. Als sie
an ein niedriges, eingestürztes Stück Gartenmauer kam, kletterte sie darüber
und zerriß dabei ihr
Kleid an den Brombeerbüschen, die auf der anderen Seite wucherten.
    Atemlos und
mit stechenden Schmerzen in der Seite, rannte sie Hals über Kopf über eine
Wiese auf die Straße nach Richmond zu. Auf dieser sah sie eine Kutsche mit
großer Geschwindigkeit entlangfahren.
    Sie blieb
stehen und schrie, so laut sie konnte.
    Dadurch
gewann aber einer ihrer Verfolger die Zeit, sie einzuholen. Er schnappte nach
ihren Beinen und zog sie zu Boden.
    »Du
verfluchtes Weibsstück«, grollte er, »gehst jetzt schön mit nach Hause, und
diesmal binden wir dich an deinem Bett
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