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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
Autoren: Kim Schneyder
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Denn mein Denkapparat war anscheinend gerade zur Hochform aufgelaufen.
    Als Isa jetzt nämlich ihre Lache anstimmte, machte es bei mir klick, und zwar sofort. So, als hätte ich einen Sherlock-Holmes-Knopf auf dem Rücken und jemand hätte draufgedrückt.
    Die Ereignisse der vergangenen Nacht waren nämlich keineswegs bloß Ausgeburt meiner Phantasie, die waren real gewesen, wie ich an jedem einzelnen Raki merkte, den ich anstatt eines leckeren Cocktails hinunterwürgen musste. Und wenn die ganze Geschichte mit den vermeintlichen Terroristen und dem Lieferwagen und dem Taxifahrer tatsächlich geschehen war, warum sollte dann meine nächtliche Halluzination mit dem Traktorengeräusch und den niederbayerischen Stimmen überhaupt eine Halluzination gewesen sein?
    Genau das fragte ich mich, als ich jetzt Isas Lachen hörte. Ein Lachen, das sich anhörte wie ein Steyr, Baujahr 1957 beim Starten.
    »Isa, ich hätte da eine Frage«, begann ich.
    Sie setzte sich zu mir an den Rand meines Liegestuhles.
    »Nur zu.«
    Eine leichtsinnige Aufforderung, die sie sogleich bereuen sollte.
    Ich schaute ihr fest in die Augen.
    »Isa, kann es sein, dass ich dich heute Nacht um … ich weiß nicht so genau … aber irgendwann zwischen drei und vier habe lachen hören?«
    Sie hielt meinem Blick stand, aber ich spürte sofort, dass sich eine gewisse Anspannung zwischen uns breit machte.
    »Und wo soll das gewesen sein?«, fragte sie.
    »Beim Bungalow der Animateure.«
    Jetzt wurden ihre Augen zu schmalen Schlitzen, und sie bekam eine Farbe wie nach einem Zehn-Stunden-Sonnenbad mit Lichtschutzfaktor null.
    »Das bildest du dir nur ein«, sagte sie dann leise, und es klang wie eine gefährliche Drohung.
    Ich aber blieb stur und schüttelte den Kopf.
    »Vergiss es, Isa, was ich gehört habe, habe ich gehört. Und deine Lache gibt’s kein zweites Mal auf dieser Welt, das kannst du mir glauben.«
    Für einen Moment dachte ich schon, sie würde sich auf mich stürzen, aber dann zuckte sie nur die Achseln.
    »Ach, was soll’s, ich denke, du kannst die Wahrheit vertragen«, sagte sie dann. »Also, ich geb’s zu: Ich war dort.«
    »Und was hast du da getan? Und wer waren diese niederbayerischen Kerle, die ich da reden gehört habe?«
    »Versprich mir, dass du’s niemandem verrätst! Auch Roxie nicht«, forderte Isa, bevor sie weiterredete.
    »Na klar«, sagte ich, als wäre das etwas Selbstverständliches für mich.
    Sie musterte mich eindringlich, dann sagte sie: »Ich verlass mich darauf, Heike. Also, die beiden, das waren Rico und José.«
    Jetzt war mein Sherlock Holmes wieder weg. Ich verstand nur noch Bahnhof.
    »Was haben die beiden denn mit bayerischen Urviechern zu tun? So haben die nämlich geklungen«, sagte ich.
    »Die beiden sind die bayerischen Urviecher.«
    »…?«
    Isa lachte.
    »Ja, glaub’s nur! Rico stammt in Wirklichkeit aus Passau und heißt mit bürgerlichem Namen Josef Huber, und José ist ein gewisser Hannes Friesenbichler aus Deggendorf.«
    »Du verkohlst mich!«
    »Nein, ich schwör’s. Die geben den Animateuren andere Identitäten, damit sie exotischer wirken. Von denen sind die meisten falsch.«
    »Wer denn noch?«, wollte ich wissen.
    Isa dachte kurz nach.
    »Nun, Sven zum Beispiel ist Ungar und heißt eigentlich Ferenc irgendwas, und der stolze Felipe ist, glaube ich, Österreicher. Bei den Mädchen weiß ich es allerdings nicht.«
    »Und Sammy?«
    »Der ist wirklich aus Jamaika, heißt aber nicht Sammy, sondern Alfons.«
    Alfons, soso. Daher also unser Missgeschick beim Tanzen. Was konnte man von einem Alfons auch anderes erwarten?
    Aber damit hatte Isa noch nicht alle meine Fragen beantwortet.
    »Alles schön und gut, Isa, aber was hattest du dort verloren?«
    Jetzt sah sie wieder nach Sonnenbad aus. Aber nach fünfzehn Stunden. Mit Bräunungsverstärker.
    Und jetzt erst kapierte ich.
    »Nein, sag bloß, du hast …?«
    Isa nickte nur.
    »Mit allen beiden?«
    Sie nickte wieder.
    Jetzt war ich wirklich sprachlos. Unsere vermeintlich brave, tugendhafte Isa trieb es im Urlaub mit kräftigen Kerlen bayerischen Ursprungs, und nicht etwa nur mit einem, sondern gleich mit zweien. Gleichzeitig.
    »Aber wie kam es denn dazu?«, fragte ich, als ich wieder Worte fand.
    Isa dachte nach.
    »Das begann eigentlich schon am ersten Abend, als du und Roxie so blau wart. Ich war noch tanzen und kam mit den beiden ins Gespräch. Und du weißt ja, wie das ist: Ein Wort ergibt das andere, und dann, am zweiten Abend … na ja,
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