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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
Autoren: Kim Schneyder
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versucht, euch zu erreichen«, sagte ich erleichtert.
    War ohnehin viel wirksamer, wenn man sich zu dritt beschwerte.
    »Wir waren an der Strandbar, aber die haben anscheinend Probleme mit dem Nachschub«, sagte Roxie missmutig.
    »Was, dort auch? Mir geht’s hier genauso.«
    Roxie stemmte die Hände in die Hüften, was bei ihr nichts Gutes verhieß.
    »Okay, dann werde ich denen mal den Marsch blasen!«
    Damit stapfte sie los Richtung Rezeption. Anscheinend brauchte sie unsere Hilfe gar nicht, also warteten Isa und ich.
    »Und?«, fragte ich, als Roxie zurückkam.
    »Seltsame Geschichte«, berichtete Roxie, während sie sich setzte. Ihre ganze Angriffslust war plötzlich weg. »Jemand hat denen letzte Nacht den Spirituosennachschub geklaut.«
    »Wie soll das denn gehen?«, meinte Isa. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand nachts in das Clubgelände eindringt und kistenweise Spirituosen rausschleppt. Das müsste doch auffallen.«
    Roxie schüttelte den Kopf. »So war es auch nicht. Soviel ich verstanden habe, wurde der Lastwagen samt der Lieferung gestohlen. Zumindest behaupten das die beiden Fahrer. Da drüben stehen sie übrigens.«
    Sie zeigte auf zwei Südländer, die an der Rezeption standen und finster dreinschauten. Südländer mit dichten schwarzen Bärten, die man auch für schwarze Tücher halten konnte, aus der Entfernung. Oder bei Dunkelheit.
    Ich spürte, wie ich um mindestens einen halben Meter schrumpfte.
    »Weiß man schon, wer es war?«, fragte ich so beiläufig wie möglich.
    »Nein, ich glaube nicht. Die haben den Wagen einen Moment lang aus den Augen gelassen, weil sie nicht wussten, wo sie abladen sollten, und währenddessen sind die Diebe einfach damit abgehauen.«
    Ich atmete auf. Die Diebe, hatte Roxie gesagt. Man suchte also nach mehreren Tätern und nicht nach einer angeheiterten Blondine mit ausufernder Phantasie.
    »Hm, das muss dann aber jemand gewesen sein, der von der Lieferung wusste«, gab sich Isa kriminalistisch.
    »Ja, ein Insider«, pflichtete ich ihr bei. »Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Dann bestellte ich drei doppelte Raki.
    Wieder nichts mit Ruhm und Ehre.
    Dabei wäre ich so gern eine Heldin gewesen, wenigstens einmal in meinem Leben. Wie Superman. Oder noch besser: wie Supergirl. Die wollte ich schon immer sein, allein wegen ihres Röntgenblicks. Damit könnte ich endlich mal schauen, ob diese Chippendales wirklich so viel in ihren Hosen haben, wie sie vorgeben. In Wirklichkeit zeigen die nämlich nie alles, und ich finde das verdächtig. Außerdem: Superman, der Mann aus Stahl. Daher: Supergirl, die Frau aus Stahl. Das heißt, auch Brüste aus Stahl, und der Albtraum jeder Frau, die Schwerkraft, hätte für mich ihren Schrecken verloren.
    Tja, Superhelden haben’s wirklich gut. Nur leider bin ich keiner.
    Aber andererseits: Was soll’s? Mir war ein kleiner Fehler unterlaufen, und so etwas kann schließlich jedem mal passieren. Und meine Absichten waren durchaus edler Natur gewesen, das kann ich bezeugen, und ich finde, das zählt doch auch etwas.
    Was blieb mir also?
    Ich hatte noch drei volle Tage, und die wollte ich genießen. Opa und Barbie hatte ich ausgeschaltet – für eine Weile zumindest –, und diese durchaus angenehme Freiheit musste ich nutzen. Für ein paar Raki zum Beispiel, die übrigens ab dem dritten gar nicht so schlecht schmecken, und für ein paar von Roxies Zigaretten. Und für hemmungsloses, weil unbeobachtetes Alles-in-sich-Hineinstopfen beim Mittagsbuffet.
    Dann, am Nachmittag, aalte ich mich träge in der Sonne und las ein Buch. Die »Wüstenblume« von Waris Dirie, und zwischendurch musste ich immer wieder lachen wie blöd. Nicht, weil ich die tragische Autobiographie eines Nomadenmädchens so lustig fand, sondern weil ich den Umschlag über ein Ildikó-von-Kürthy-Buch gelegt hatte. Intellektueller Anspruch minus zwei, dafür aber lustig, das war es, was ich jetzt brauchte, und es musste ja nicht jeder wissen, womit ich mir die Zeit vertrieb.
    »Was ist so witzig an dem Buch?«, fragte Isa, als ich gerade wieder kicherte.
    Ich überlegte, ob ich auch ihr gegenüber meine literarische Fassade aufrechterhalten sollte. Aber sie war ja keine potenzielle Heiratskandidatin, daher brauchte ich sie auch nicht zu beeindrucken. Also ließ ich sie einen kurzen Blick unter den Umschlag machen, und dann lachte sie auch.
    Und jetzt soll mir bitte keiner damit kommen, dass man beim Lesen anspruchsloser Bücher auf geistigen Kriechgang schaltet.
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