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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
Autoren: Kim Schneyder
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rumreden, ich bin eine Frau. Auf jeden Fall hatte ich mich irgendwann total verfranst.
    In dieser Ecke des Clubs war ich noch gar nicht gewesen, die Beleuchtung war schwach, und ich musste Acht geben, dass ich in der Finsternis nicht in einen der zahlreichen Bäume donnerte. Dann endlich hörte ich Stimmen, und ich dachte, dass das die Gäste vom Café Mozart wären, die gerade die nächste Runde bestellten.
    Doch ich wurde enttäuscht. Als ich näher kam, konnte ich nämlich kein Wort verstehen, was zum einen daran lag, dass diese Gestalten anscheinend türkisch sprachen, und zum anderen daran, dass sie leise redeten.
    So, als hätten sie etwas zu verbergen.
    Ich kämpfte gerade gegen die herabhängenden Äste einer Pinie an, als ich die Rücklichter des Lieferwagens entdeckte. Er parkte in einer Einfahrt – anscheinend ein Lieferanteneingang für den Club –, und ein paar dunkle Gestalten standen daneben in der Dunkelheit.
    Eine innere Stimme sagte mir, dass es besser war, im Verborgenen zu bleiben, also verharrte ich in meiner Position und beobachtete das verdächtige Treiben vor mir. Obwohl ich nur Umrisse wahrnehmen konnte, glaubte ich jetzt zu erkennen, dass sie zu zweit waren, sie waren dunkel gekleidet und tuschelten miteinander, und sie hoben irgendetwas von der Ladefläche des Wagens, das aussah wie eine Trage.
    Und dann, als sich einer von ihnen eine Zigarette anzündete, zuckte ich zusammen. Sie waren vermummt, mit schwarzen Tüchern oder Ähnlichem, das sie sich vors Gesicht gebunden hatten, und das gab mir jetzt zu denken.
    Aus welchem Grund treiben sich maskierte Gestalten nachts um drei im hintersten Winkel eines Ferienclubs herum?, fragte ich mich.
    Und dann durchlief es mich siedendheiß.
    Was, wenn Jo Recht gehabt hatte? Was, wenn die tatsächlich so etwas wie eine schwarze Liste hatten, in der fein säuberlich die persönlichen Daten und die Zimmernummern der Feriengäste aufgelistet waren? Was, wenn die tatsächlich gekommen waren, um das eine oder andere unschuldige Opfer zu filetieren, um dann die besten Stücke an einer internationalen Börse für edle Körperteile für einen Wucherpreis zu verhökern?
    Weil irgendein alkoholkranker Schauspieler dringend eine neue Leber brauchte? Weil irgendein ehrgeiziger Politiker es übertrieben hatte mit der ungesunden Ernährung und den ständigen Einschulungen von dienstbereiten Praktikantinnen? Oder weil sich irgendeine flachbrüstige Tochter eines Ölscheichs einen größeren Busen wünschte, mit dem sie dann unter ihren wallenden Gewändern heimlich spielen konnte? Einen Busen wie den meinen zum Beispiel?
    Und was hatte Jo gesagt?
    Ich habe euch gewarnt!
    Und diese Trage, natürlich, auch das ergab jetzt einen Sinn: Die wollten nicht nur an Ort und Stelle die eine oder andere Niere entnehmen, sondern womöglich ganze Menschen als Ersatzteillager abtransportieren. Oder sie hatten noch Schlimmeres vor: Ich sah mich schon in einem Harem fern der Heimat, bewacht von fetten Eunuchen, darauf wartend, dass sich mein Käufer herablässt, sein neues Spielzeug zu besteigen, feige von hinten natürlich, weil er fürchtet, dass ich die einzig mögliche Form von Widerstand leiste, indem ich so gucke, als wäre er viel zu klein gebaut.
    Verdammt noch mal, Jo hatte Recht gehabt, das hier waren Menschenjäger!
    Und ausgerechnet hier und heute wollten sie zuschlagen.
    Ich überlegte fieberhaft. Was sollte ich bloß tun, wie konnte ich dieses Verbrechen verhindern? Dieses Pack war gut organisiert, vermutlich waren sie auch bewaffnet, und wahrscheinlich hatten sie für ihre Raubzüge Nahkampf trainiert bis zum Exzess. Die würden mit einer alkoholisierten, von Muskelkater geplagten Blondine kurzen Prozess machen, so viel war sicher.
    Ich könnte bei der Rezeption Alarm schlagen, aber dazu musste ich die erst mal finden.
    Und selbst wenn: Jo hatte gesagt, dass die doch alle unter einer Decke steckten, wem konnte ich also trauen?
    Gab es überhaupt eine Möglichkeit, diese Leute zu stoppen?
    Und dann, während sich meine Gedanken noch überschlugen, machten sie einen entscheidenden Fehler: Sie entfernten sich von ihrem Wagen. Sie nahmen ihre Trage, die sie vorher mit verschiedenen – wahrscheinlich chirurgischen – Utensilien beladen hatten, setzten sich in Bewegung und marschierten genau den Gehweg entlang, der an meiner Pinie vorbeiführte und den ich erst jetzt erkennen konnte, weil sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten oder möglicherweise, weil
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