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Frau Schick räumt auf

Frau Schick räumt auf

Titel: Frau Schick räumt auf
Autoren: Ellen Jacobi
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herumjagen und dabei keiner anderen Dame widerstehen können.«
    »Solche Frauen wissen gar nicht, was sie verpassen.« Versonnen lächelt Frau Schick in die Fontäne. Offenbar war sie alles in allem mit ihrem Paul doch recht zufrieden. Immerhin verdankt sie ihm letztlich Klein-Röschen. »Ich denke, Herberger hat seine Odysseus-Phase hinter sich, Herzchen«, sagt sie.
    Das hofft Nelly. Das hofft sie wirklich. Obwohl … Sie mag ihn ja als Abenteurer. Überhaupt mag sie Abenteuerlust, die hat sie schließlich gerade in sich selbst entdeckt. Vielleicht mag sie Herberger ja darum so gern. Gern? Herrgott, viel mehr als das!
    Nelly seufzt. Was Ricarda wohl dazu sagen würde? »Frau Schick, Penelope wusste nicht, von wem genau sie schwanger war. So viel zu der Männerfreundschaft von Eckehart und Lutz. Paolos Vater hätten beide sein können. Vaterschaftstests gab es damals nicht.«
    »Wer einen Herberger haben kann, gibt sich nicht mit einem Lutz zufrieden«, sagt Frau Schick bestimmt. »Das ist Ihnen doch wohl klar. Überhaupt ist Lutz auch ein ganz alberner Name. Hört man doch gleich, dass mit so einem nichts los ist.«
    »Lutz hat getan, wozu Eckehart nicht bereit war. Er hat Penelope geheiratet. In Galizien herrschten damals noch sehr rigide Moralvorstellungen. Eine unverheiratete Schwangere galt als unerträgliche Schande für ihre Familie.«
    »Was für ein Triumph für Lutz«, ätzt Frau Schick.
    Nelly überhört es geflissentlich. »Als Paolo drei oder vier wurde, war die Ähnlichkeit mit Herberger nicht mehr zu übersehen. Der Trip nach Coober Pedy war Eckeharts Versuch, die Sache wiedergutzumachen. Lutz wollte das ganz große Geld als Entschädigung, die Opal-Schürferei war seine Idee.«
    »Ich dachte, er wollte Penelope.«
    »Die beiden standen kurz vor der Trennung. Die Sache mit dem Kind hat Lutz nicht verkraftet, er war auch beruflich nicht eben erfolgreich und …«
    Frau Schick seufzt. »Ja, ja, wenn die Sorgen zur Tür hereinkommen, geht die Liebe zum Schornstein hinaus.«
    Nelly schüttelt den Kopf. »Es fehlte nicht an Geld. Sobald klar war, dass Herberger Paolos Vater sein musste, hat er die Vaterschaft anerkannt und Unterhalt gezahlt. An Paolo und an Penelope.«
    Frau Schick schürzt die Lippen. »Ich beginne zu verstehen. Herberger war geradezu unerträglich ehrenhaft, der ewige Sieger, ein …«
    »… gleichgültiges Arschloch, das sich nie wirklich um seinen Sohn gekümmert hat. Ich hoffe, das genügt als Geständnis.«
    Frau Schick und Nelly schrecken hoch. Der Held hat unbemerkt den Hof betreten und zieht einen Stuhl zu sich heran.
    Frau Schick fasst sich als Erste. »Sie haben Paolo immerhin eine gute Ausbildung ermöglicht.«
    Herberger schnaubt. »Paolo hat mir die Bezahlung seines Medizinstudiums übel genug genommen.«
    »Bestimmt nicht so übel wie Coober Pedy«, wirft Frau Schick ein.
    Herberger schweigt kurz. »Er hat davon jahrelang nichts gewusst. Nachdem er seinen Arztjob geschmissen hat, um mir als Weltenbummler nachzueifern, fand Penelope, es sei an der Zeit, ihm die Wahrheit über mich und sein Idol nahezubringen. Darum war ich hier. Es bleibt abzuwarten, was Paolo daraus macht. Mit Geld werde ich mich erst einmal nicht mehr in sein Leben einmischen. Es sei denn, er bittet mich darum.«
    »Sie haben einen wundervollen Sohn«, schmeichelt Frau Schick. »Ganz nach Ihnen geraten.«
    »Paolo gibt heute Abend ein Konzert auf dem Kathedralplatz. Haben Sie Lust, mit mir dorthin zu gehen?«, fragt Herberger betont beiläufig und mit unbewegter Miene.
    »Spielst du auch mit?«, will Nelly wissen.
    Herberger nickt und lächelt. »Er hat mich darum gebeten.«
    Nelly lächelt auch.
    »Und was spielen Sie so?«, will Frau Schick wissen.
    »Dies und das.«
    »Auch das Zigeunerlied?«
    »Sie meinen Tu gitana?«
    Frau Schick nickt.
    »Nur, wenn Nelly es singt.«
    »Ich kann nicht singen«, protestiert sie.
    »Wer dieses Lied so tanzen kann wie du, kann es auch singen«, findet Herberger.
    »Das kann ich nicht«, protestiert Nelly. »Wirklich! Schon gar nicht vor Publikum. So etwas habe ich noch nie gemacht …«
    »Doch hast du. In der Bar Hemingway in Pamplona.«
    »Ich habe gesungen? «
    Eckehart nickt. »Wie eine Sirene.«
    »Herberger! Nelly hat kein bisschen gejault«, mischt sich Frau Schick empört ein.
    »In der Tat, Frau Schick. Ich meinte die griechischen Fabelwesen und keine Martinshörner.«
    Frau Schick verdreht die Augen und wechselt das Thema. »Nelly, was mich mehr interessiert
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