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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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einen gründlichen Check, wenn ich meine Kinder aufwachsen sehen will.“
    Dann wagte er doch einen vorsichtigen Seitenblick auf Suse, damit ihm ihre Reaktion nicht entging. „Unsere Kinder.“
     

Epilog
     
    Susanne hörte Adrian ein paar belanglose Worte mit dem Matrosen der Gangway-Wache wechseln. Sie kannte den Jungen nicht, da er lediglich als Springer während des Hafentörns an Bord gekommen war. Also nickte sie ihm bloß kurz zu und zwängte sich , ohne etwas zu sagen, an den beiden Männern vorbei. Langsam stieg sie das schwankende Fallreep nach unten.
    N ach wenigen Metern hatte Adrian sie eingeholt und erkundigte sich mit gespielter Unbekümmertheit: „Hast du auch nichts vergessen?“
    Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick und starrte dann wieder geradeaus. Schweigend gingen sie den Pier entlang, auf die Bürogebäude der Reederei zu. Zweifellos wurden sie bereits von Harry Pohl, dem Leiter ihres Flottenbereiches, zu dem unvermeidlichen Personalgespräch erwartet. Der würde sich ins Fäustchen lachen und seine Behauptung einmal mehr bestätigt sehen: Frauen an Bord brachten nichts als Unglück.
    Adrian verlangsamte seinen Schritt. Er war überzeugt, dass Susanne das Rufen ebenso wie er gehört haben musste. Trotzdem reagierte sie nicht, als er sich umwandte und seinen Freund reglos in der Brückennock stehen sah.
    Sie spürte den Kloß, der ihr schmerzhaft die Kehle verengte. Wenn sie sich jetzt um drehte, um sich mit einem letzten Blick auf das Schiff von ihrem Kindheitstraum – einem Leben voller Abenteuer auf See – zu verabschieden, würde sie die Tränen nicht länger zurückhalten können.
    „Bist du dir sicher, dass du das wirklich willst, Sanni? Meinetwegen alles aufgeben?“, fragte Adrian, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Du musst nicht absteigen, während ich mich in Behandlung begebe.“
    „ Ich möchte es und nicht allein deinetwegen. Außerdem ist es ja nicht für immer“, entgegnete sie so leise, dass er nicht sicher war, ob sie mit ihm oder lediglich zu sich selber gesprochen hatte.
    „N atürlich nicht. Eines Tages werden wir wieder aufsteigen.“
    „ Und so lange habe ich dich zum Trösten.“ Sie schob ihre kleine Hand in seine und seufzte verhalten.
    Wieder blieb er stehen und stellte seinen Seesack ab. Er hatte die Zweifel aus ihrer Stimme herausgehört und legte beide Arme schützend um seine Frau. Auch sie ließ ihr Gepäck fallen und klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihn.
    „D u hast mich für dich. Bis wir wieder zurückkommen und noch viel länger, mein Leben lang, für immer. Ich habe es dir vielleicht noch nie gesagt, Sanni, doch ich … ich wünsche mir …“
    Sie lehnte ganz still an seiner Brust , spürte den stetigen Schlag seines Herzens und wartete geduldig auf die Fortsetzung seines Satzes.
    „ Glaubst du, wir könnten … Es hört sich vielleicht komisch an … Nun ja, ich denke, wenn du mir hilfst, könnten wir … eventuell … eine Ecke der Träume und Sehnsüchte einrichten? In unserer Wohnung. Für unsere … gemeinsamen Träume und Wünsche.“
    „ Ist denn bei dir genug Platz für mich und eine Kitschecke?“
    „ Mehr als genug, dafür und auch für eine große Familie“, stieß er hastig hervor, froh darüber, dass sie ihm nicht sofort einen Korb verpasst hatte. „Selbst wenn ich mich einschränken müsste, du bist herzlich willkommen – in meiner Wohnung. In meinem Leben.“
    Das war die schönste Liebeserklärung, die sie je von ihm gehört hat te, und Susanne gönnte sich eine geschlagene Minute, um sie wieder und wieder in ihrem Herzen nachklingen zu lassen. Ein Leben mit ihm würde wie eine Fahrt über ein aufgewühltes, mit spitzen Felsen übersätes Meer sein. Doch dass diese Felsen auf sie lauerten, hieß nicht zwangsläufig, dass sie auf einen von ihnen auflaufen und hilflos untergehen mussten. Sie wusste nicht viel von diesem Mann, aber er war zweifellos ein guter Seemann.
    „ Du wünscht dir also eine Familie? Soll das heißen …“
    Er hielt sie noch immer fest an sich gepresst, sodass sie nicht in seine Augen sehen konnte . Und als er schließlich hörbar ausatmete, wusste sie, dass er ihr seine Antwort nicht deutlicher mit Worten hätte geben können.
    „Dann wird es ganz genauso werden.“

Glossar
     
    Zum allgemeinen Textverständnis ist es zwar nicht erforderlich, die irischen Sätze zu verstehen, dennoch hier die Übersetzung:
     
    Tá cuma thuirseach ort. – Du siehst müde aus.
    seanfhocal –
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